dogs

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Mensch und Hund

H unde begleiten uns durchs Leben – oft über viele Jahre. Sie teilen mit uns Alltagsmomente, Urlaube, Krankheiten und die schönsten Mo- mente. Doch was passiert, wenn sie selbst einen ge- liebten Menschen oder Artgenossen verlieren? Können Hunde wirklich trauern? Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren spannende Antworten auf diese Fragen gefunden. Und eines vorab: Ja, Hunde trauern. Und das oft intensiver, als viele von uns denken. Der Moment, in dem sich alles ändert Der Verlust eines engen Gefährten – ob Mensch oder Hund – bedeutet für unsere Vierbeiner einen tiefen Einschnitt. Sie verlieren nicht nur eine Bezugsperson, sondern auch gewohnte Abläufe, Gerüche und Geräu- sche. Das Resultat ist oft ein völlig verändertes Ver- halten: Manche Hunde ziehen sich zurück, andere win- seln oder zeigen Unruhe, wieder andere verweigern sogar das Fressen. Ein 2022 veröffentlichter Bericht des italieni- schen Forschungsteams um Federica Pirrone von der Universität Mailand untersuchte das Verhalten von Hunden nach dem Verlust eines Artgenossen. Das Er- gebnis: 86 % der Hunde zeigten nach dem Tod eines tierischen Gefährten Veränderungen – darunter redu-

zierte Spielbereitschaft, mehr Schlaf und ein deutlich gesteigertes Nähebedürfnis zu Menschen. Die tiefe Bindung zwischen Mensch und Hund ist auch biologisch verankert. Bereits bekannt ist, dass beim gegenseitigen Blickkontakt von Hund und Mensch Oxytocin ausgeschüttet wird – jenes Hormon, das bei Menschen für Nähe, Vertrauen und Bindung sorgt. Fällt diese Nähe plötzlich weg, entsteht ein hormonelles Ungleichgewicht. Gleichzeitig steigen beim Hund Stresshormone wie Cortisol. Die Folge: Der Vierbeiner leidet nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Schlafstörungen, Anfälligkeit für Krankheiten oder so- gar depressive Zustände können entstehen. Ein span- nender Aspekt: Der sogenannte „soziale Schmerz“, der beim Verlust einer geliebten Bindungsperson entsteht, wird bei Menschen im Gehirn in denselben Regionen »Fällt die Nähe plötzlich weg, löst das Stress aus«

Ein fester Platz zum Trauern ist wichtig, auch wenn das im Normalfall kein Friedhof ist

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