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Rasseporträt

Handgepäck-Taschen stehen immer schon einige Tage vor der Abreise in der Wohnung. Die Hunde sitzen ganz schnell erwartungsvoll drin und freuen sich, wenn es endlich losgeht“, erzählt Meessen. Der Parson ist ein besonderer Hund, der beson- dere Menschen braucht. Er liebt Kinder; sind sie doch genauso ungestüm. Durch seine Vielseitigkeit ist er viel- leicht sogar eine der außergewöhnlichsten Persönlich- keiten aller Terrierrassen, mit einem großen Herzen. Schon deshalb sucht Philipp Meessen sich genau aus, wem er seine Babys anvertraut. Auf seiner Website kön- nen Interessenten einen Fragebogen ausfüllen, Auskunft über sich und ihren Alltag geben. Dabei spielt ein gro- ßes Haus mit Garten zwar eine gewisse Rolle, „wenn je- mand aber meint, dass allein ein Garten einem meiner Welpen reicht, neige ich zur Absage“, macht Meessen klar. „So ein cleverer Hund will was erleben und nicht in der immer gleichen Umgebung rumlümmeln. Bei Welpeneltern mit großer Wohnung kommt der Parson meist sogar öfter in den Genuss eines neuen Abenteu- ers“, weiß der Züchter aus Erfahrung. Er lädt die, bei denen er nach dem Vorab-Check ein gutes Bauchgefühl hat, zu sich ein, seine Hunde live zu erleben und mit der ganzen Russellbande gemeinsam einen Spaziergang zu machen. Wenn die Welpen fünf Wochen alt sind, gibt’s die nächste Einladung. Danach wird entschieden, der Termin für die Übergabe steht. Bis dahin werden die Hundebabys natürlich noch gechipt, geimpft, entwurmt – sie bekommen den bestmöglichen Start in ihr neues Leben. Seine Zucht- wartin und Mentorin vom Klub für Terrier, dem Mees- sen angehört, ist die letzte Instanz. Mit langjähriger Er- fahrung prüft sie die Welpen „auf Herz und Nieren“ sowie die Einhaltung der strengen Auflagen, die der Klub seinen Züchtern vorgibt. In den letzten Tagen vor ihrem Umzug ins neue Zuhause geht’s raus zum großen gemeinsamen Spaziergang in die umliegenden Parks. Wenn eines seiner Hundekinder einmal zuverlässiger Reitbegleiter werden soll, lernt es jetzt, zu Beginn der Sozialisierungsphase, Pferde und andere große Tiere kennen. Die Truppe erfährt, dass kreischende Kinder, ältere Menschen, Skateboarder und viele, viele andere Hunde zum Leben dazugehören. Dass nicht jeder Zweibeiner unbedingt ein Hundefreund ist, dass Autos hupen und Straßen nur nach Aufforderung betreten werden dürfen. Sie lernt Busse und U-Bahnen, Rolltrep- pen und andere Klassiker der City kennen. Im Dachgar- ten können sie ihren Mut an Flatterbändern und klap-

pernden Dosen beweisen. Meessen hält täglich Neues für sie bereit. Ein perfektes Styling bekommen sie noch obendrauf: Parson Terrier müssen regelmäßig getrimmt werden, damit sie ihr typisches Aussehen und den na- türlichen Schutz, den das harsche Fell bietet, behalten. Tino, Pauli, Alice und Ani erfahren, dass Stillsitzen, wenn an ihnen rumgezuppelt wird, nichts Schlimmes ist. Viel ist allerdings am Babyhaar noch nicht zu tun, die Prozedur dauert nur wenige Minuten. Dann geht auch diese letzte Woche zu Ende und es gilt, Abschied zu nehmen von den jungen Wilden – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Beim letzten Wurf durfte Brave, die Weiß-Tricolor-Hündin, bleiben. Sie trat in die Fußstapfen von Mama Mia, der Stamm-Mutter der Rooftoppers, die sich wohlverdient zur Ruhe gesetzt hat und seither als Oma ihrer Tochter bei der Erziehung unter die Pfoten greift. Braves quirli- ger Nachwuchs zieht los in eine noch weitgehend unbe- kannte und aufregende Welt. Doch auch nach dem Ab- marsch der Babys behält Philipp Meessen seine Russellbande im Blick. Die neuen Familien sind über WhatsApp-Gruppen miteinander verbunden, können sich untereinander austauschen, Fragen stellen und Treffen vereinbaren. So wird ein Grundstein für eine lebenslange Freundschaft gelegt. Und vielleicht gibt es ein Wiedersehen hoch über den Dächern Münchens, wo ihre kleinen Haudegen aufgewachsen sind. Nicht nur für die Welpeneltern sei der Kauf eines seiner Welpen eine Entscheidung fürs Leben, so Meessen. Sieht er es doch als seine Aufgabe und Pflicht als seriöser Züchter an, die von ihm gezüchteten Hunde lebenslang zu begleiten. „Sie werden immer meine Babys bleiben.“

Philipp Meessen und Stefan Röls Die Parson-Russell-Züchter aus Leidenschaft sind seit Mitte Mai stolze Zieheltern der fünf Welpen von Braveheart alias Brave. www.rooftoppers.de

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