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Im Gespräch
4. 2022
››Dass dieses winzige Wesen auf mich angewiesen war, um zu überleben, löste in mir etwas aus‹‹
kommunizieren, egal wie viel er bellt oder knurrt oder sonst irgendwelche Geräusche macht. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was der Hund will oder wie es ihm geht, muss man ihn wirklich erspüren, beobachten und berühren. Wie das geht, hat Lulu mir beigebracht. Inzwischen haben Sie wieder einen neuen Hund. Wie lange brauchten Sie, um den Verlust von Lulu zu überwinden? Es dauerte nach Lulus Tod etwa zwei Jahre, bis wir mit den Dreharbeiten zu „Dog“ beginnen konnten, und das war das erste Mal, dass ich wieder intensiv Zeit mit Hunden verbrachte. Es wäre gelogen zu behaupten, dass ich wirklich bereit dafür gewesen wäre. Aber gleichzei- tig war mir auch klar, dass ich kaum einen ganzen Film mit Hunden drehen kann, ohne dass ich nicht doch auch wieder Sehnsucht nach einem neuen bekomme. Letzt- lich habe ich dann zwei unterschiedlich alte Holländi- sche Schäferhunde adoptiert, was sich als keine gute Idee erwies. Aber Rook, der Welpe, schloss sofort mei- nen guten Freund Aaron ins Herz, also hat der ihn zu sich geholt. Und Cutie, die schon ein wenig größer war, ist jetzt unsere, auch weil ich unbedingt einen Hund haben wollte, der meine Tochter beschützen kann. Ich kann nicht sagen, dass ich Cutie so sehr liebe, wie ich damals Lulu geliebt habe. Unser gemeinsamer Weg ist ein ganz anderer und damit auch unsere Freundschaft. Aber das ist auch gut und richtig so, schließlich sind keine zwei Beziehungen je gleich. Weil Sie gerade die Dreharbeiten erwähnen: Wie ist es denn eigentlich, mit einem Hund vor der Kamera zu stehen – zumal mit einem, der, zumindest im Film, ziemlich wild ist? Das war tatsächlich nicht ohne, auch weil Malinois ziemlich viel Kraft haben. Es gibt ja einen Grund, war- um sie so oft beim Militär, der Polizei und Sicherheits- diensten zum Einsatz kommen. Unsere Film-Lulu wurde übrigens von drei Hündinnen gespielt: unsere Hauptdarstellerin Britta, die etwas größere Zuzu und Lane, die ein bisschen zarter war als die anderen beiden und nur in speziellen Szenen zum Einsatz kam. Die größte Schwierigkeit für mich war, dass es im Film ja darum geht, dass sie nicht mein Hund ist – und entspre- chend auch nicht auf mich hört. Ich musste also gerade so viel Vertrauen aufbauen zu den Tieren, dass sie mich nicht angreifen, wenn ich sie vor der Kamera anbrülle oder irgendwie aggressiv wirke. Aber die Bindung durf- te auch nicht so eng werden, dass sie meine Komman- dos tatsächlich befolgen. Das war eine echte Gratwan- derung: Ich musste Teil des Rudels werden, aber nicht zum Boss. Gebissen wurde ich trotzdem reichlich.
Freunde auf Umwegen Jackson (Channing Tatum) soll Lulu zur Beerdigung ihres Herrchens bringen. Leichter gesagt als getan, denn die Hündin ist unbe- rechenbar ... Die beiden begeben sich auf einen Roadtrip – und sind ge- zwungen, sich zusammen- zuraufen. Große Gefühle inklusive! Aktuell im Kino.
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