SPIELEN
während der Ball geworfen wird. Erst auf Signal des Menschen darf er ihn holen. Hat er den Ball, soll er ihn doch bitte auf direktem Weg zum Menschen bringen und abgeben. Es han- delt sich hierbei durchaus um eine sinn- volle Beschäftigung mit dem Hund! Je- doch fehlt ein wesentlicher Bestandteil des Spiels: die Wechselseitigkeit.
innen, sich selbst ganz auf das Spiel einzulassen und herauszufinden, welche Spielform ihr Hund am meisten bevorzugte, womit er sich also am ehesten zu einem gemeinsamen Spiel motivieren ließ. Denn anstatt die gute Beziehung zum Hund zu gefährden,
Soziales Spiel ist Spiel ohne Erwartungen
fördert diese Art des Spiels vielmehr die Bindung zwischen Mensch und Hund, da es Vertrauen in den Spielpartner vo- raussetzt und durch die Wechselseitig- keit auch der Mensch immer wieder ein- mal der Unterlegene ist. Dennoch kommt es darauf an, die richtige Spielform für jeden Hund zu finden. Diese ist abhängig vom Cha- rakter des Hundes und seiner Veranlagung. Wenn der Hund sich vom Menschen verstanden fühlt und seine Bedürfnisse befriedigt werden, stärkt auch dies die Bindung zwischen Mensch und Hund. Sozialspiel zwischen Mensch und Hund Starte das Spiel, indem du deinen Hund aufforderst, mit dir zu spielen. Dabei darfst du gern ein wenig Körpereinsatz zeigen. Nutze die hündische Kommunikation, indem du Spielsignale, die Hunde untereinander zeigen, in die menschliche Körper- sprache umwandelst. Zur Spielaufforderung kannst du dich hinhocken, deinen Oberkörper nach vorn beugen, deinen Körper auf Spannung bringen und so für einige Augenblicke verharren. Manchen Hunden kannst du dabei in die Augen schauen, ohne sie jedoch zu fixieren, du kannst dabei gern auch lachen. Deine Ausdrucksweise soll übertrieben sein, du zeigst also sozusagen „ Diese Art Spiel fördert die Bindung “
Schaden Sozialspiele der Bezie- hung zwischen Mensch und Hund? Während des Lockdowns 2020, als unsere Gruppenstunden über Zoom-Meetings statt- fanden, haben wir in den Gruppen das Thema „Richtig spielen mit deinem Hund“ besprochen. Zur Verbesserung der Anschaulichkeit habe ich mich und meine Hündin Lorelei beim Spielen gefilmt. Lorelei durfte mich dabei körperlich anspringen und mir in die Arme beißen, genauso wie sie es sonst auch gern bei ihrer hündischen Spiel- kameradin Hope macht, der sie immer in die Fesseln beißt. Es wurde aber auch dynamisch, indem wir beide voreinander weg- rannten, und immer dann, wenn ich mich an sie angeschlichen habe, animierte sie das, das Spiel fortzusetzen. Trainingsaufgabe für meine Kunden/Kundinnen war nun, es mir und Lorelei gleichzutun und ebenfalls ein Video vom ge- meinsamen Spiel mit ihrem Hund zu erstellen. Es stellte sich heraus, dass dies für viele gar nicht so einfach war. Am besten funktionierte das Spiel in den Alltagsgruppen, in denen Mensch und Hund schon über Jahre ein Team geworden waren und gro- ßes Vertrauen zueinander bestand. Die Junghunde hingegen waren eher skeptisch, wenn die Menschen versuchten, ein Spiel zu starten. Beim Versuch, die Ursache hierfür zu ergründen, gab es dann auch häufig die Rückmeldung, dass die Menschen Angst hatten, etwas falsch zu machen. Sie wollten nichts kaputt machen in der Beziehung zu ihrem Hund, und hatten Angst, dass dies der Fall sein könnte, wenn ihr Hund jetzt auf einmal so körper- lich im Umgang mit ihnen sein durfte. Befangenheit und Unsi- cherheit machten sich breit. Ich ermutigte meine Kursteilnehmer/-
KRITERIEN „ECHTES SPIEL“
Den Hund zum Sozialspiel zu animieren, ist gar nicht schwer
Schauen wir uns dazu doch einmal an, welche Kriterien überhaupt erfüllt sein müssen, damit es sich um ein „echtes“ Spiel handelt:
• Immer neu kombinierte Handlungen • Wiederholungen • Rollenwechsel • Keine Endhandlung • Kein Ernstbezug • Übertriebenes Ausdrucksverhalten • Keine Antriebe aus anderen Funktionskreisen • „Entspanntes Feld“
52 Martin Rütter 7/2022
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