04-2017 D

Pro VIDA

Ich heisse Fabio (Name geändert). Mein Vater ist schon vor Jahren bei einem Bank- überfall ums Leben gekommen, deshalb bin ich bei meiner Oma undmeinemOnkel auf- gewachsen. Als ich klein war, hatte ich oft zu wenig zu essen und litt unter Hunger. Um etwas Geld zu verdienen, verkaufte ich Bon- bons. Später beobachtete ich meine Cou- sins, die Drogen verkauften und sich jede Menge leisten konnten. «Warum haben sie so viel und ich nicht?», fragte ich mich immer wieder. Irgendwann entschied ich mich dann dafür, auch in diese «Geschäfte» miteinzusteigen. Ich besorgte mir eine Waf- fe und mein Leben drehte sich fortan um Drogenhandel und Diebstahl. Die nächsten Jahre fühlte ich mich wie im Krieg – ich leb- te in ständiger Gefahr, immer wieder wollte mich jemand umbringen. Eines Tages, müde von diesem kriminellen Leben, betete ich zu Jesus und bat ihn da- rum, mein Leben zu verändern. Kurz darauf wurde ich bei einem Überfall festgenom- men. Es war nicht das erste Mal, dass ich in die Jugendstrafanstalt kam, aber niemals zuvor hatte ich zu Jesus gebetet. Und dann seid ihr von ProVIDA zu uns gekommen! Als ich einen jungen Mann von euch singen und Gitarre spielen hörte, dachte ich mir: Mensch, eigentlich sollte ich so etwas ma- chen, anstatt als Krimineller hier zu sitzen. Ich weinte sehr und übergab Jesus mein Leben. Das war so verändernd, dass ich den anderen Jungs aus der Jugendanstalt gleich davon erzählen musste. Am Rand der Gesellschaft Natürlich freue ich mich jetzt schon auf den Moment, wenn ich die Strafanstalt verlas- sen darf. Aber ich werde auf jeden Fall zu- rückkommen, um die Jugendlichen zu be- suchen und mit ihnen über den Glauben zu sprechen. Hier in dieser Strafanstalt ist man oft alleine, ohne mit jemandem reden zu können. Darum ist es so gut, wenn ihr von ProVIDA zu Besuch kommt. Viele Menschen in den Kirchgemeinden haben Angst vor

uns und denken, dass wir sie durch die Gitter hindurch schnappen und erstechen, wenn sie uns besuchen kommen. Dabei freuen sich alle Jugendlichen hier über Besuch und möchten von Gottes Liebe hören – und es ist so wichtig, dass sie die Möglichkeit dazu ha- ben. Aber dafür braucht es Leute wie euch, die sich um die Menschen kümmern, die am Rand der Gesellschaft stehen. Fabio ist heute 18 Jahre alt. Seine Lebens- geschichte ist tragisch und gleichzeitig ein beeindruckendes Zeugnis. In Brasilien gibt es viele junge Erwachsene, die schon früh mit Kriminalität und Drogenhandel in Kontakt kommen – aber leider nehmen die meisten Geschichten keine so erfreud- liche Wende. kinderbibelclub: Highlight der woche In Belém wachsen zahlreiche Kinder so wie Fabio in zerrütteten Familien auf, in denen es kaum Strukturen gibt. In Guama, einem Stadtteil von Belém, ist die Lage besonders prekär – eine grosse Bevölke- rungsdichte, schlechte Wohnqualität und eine hohe Kriminalitätsrate zeichnen die- sen sozialen Brennpunkt aus. Seit zwei Jahren bietet ProVIDA nun dort einen Kinderbibelclub an, der stetig wächst. In- zwischen haben wir jedes Mal rund 50 Be- sucherinnen und Besucher. Für viele der Kinder und auch ihre Familien ist der Bi- belclub einer der Höhepunkte der Woche. Wir hoffen, dass wir den Familien in ihren schwierigen Lebenssituationen wirklich eine Hilfe sein dürfen und ihnen Hoffnung und Perspektive für eine bessere Zukunft geben können. Gibt es ein Projekt oder Land, von dem Sie mehr erfahren möchten? Zweimal jährlich erscheinen solche News von den Projekten – jetzt kostenlos bestellen! 052 269 04 69 oder winterthur@sam-global.org

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