Ripple 3/2021 Ausgabe (Webseite) - Führen in Netzwerken

Zudem liegt die Bedeutung von Führung nicht nur auf die Ebene von Teams, sondern zunehmend auf der Ebene des Netzwerks. Seit Informationen mit einer nie dage- wesenen Geschwindigkeit fließen, kann keine einzelne Person mehr einen voll- ständigen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge in einem Unternehmen besitzen. In diesem von Komplexität und Schnelligkeit geprägten Umfeld können Führungskräfte die bestehende Situation nur dann richtig beurteilen, indem sie aktiv verschiedene Perspektiven einho- len und in ihre Entscheidungen mit einbeziehen. Aber woher bekommen sie diese verschiedenen Perspektiven? Nun − nicht nur aus dem eigenen Unterneh- men, sondern auch von externen Mitar- beitern und Partnern, mit denen sie über die Unternehmensgrenzen hinaus zu- sammenarbeiten. Als Individuen verhalten wir uns tenden- ziell "eingeschränkt rational". Was be- deutet das? Wir stützen unsere Entschei- dungen auf unsere eigene persönliche Definition des Problems. Diese Definition ist allerdings beschränkt auf die Per- spektiven, die uns persönlich zugänglich sind. Nähert man sich einem Problem stattdessen aus mehreren Blickwinkeln, fallen auch dessen Definitionen vielfäl- tiger aus. Mit einem solchen multi- perspektivischen Ansatz steigt die Wahrscheinlichkeit, zum wahren Kern einer Problem- oder Fragestellung vor- zudringen. Den Zugang zu einer solchen Vielzahl von Perspektiven bieten nur NETZWERKE.

Das Entwicklungsprojekt, das Apple 2009 für die Kamera des iPhone7 Plus startete, liefert ein hervorragendes Beispiel für die Kraft unterschiedlicher Perspektiven. Ziel war es, in das Handy eine Kamera einzubauen, die eine "Bokeh"-Funktion bietet - ein Effekt, der unter Profis als besonderes Qualitätsmerkmal einer Kamera gilt. "Bokeh" ist ein japanischer Begriff, der sich auf die angenehme Unschärfe des Hintergrunds eines Fotos bezieht.

Was macht ein schönes Bild aus?

In den meisten Fällen war das Kamera- Entwicklungsteam in der Lage, diesen ästhetischen Effekt technisch zu reali- sieren. Einige Einzelausfälle verhin- derten jedoch die Freigabe der foto- grafischen Funktion "Bokeh". Um diese hartnäckigen Probleme zu lösen, setzte man sich mit anderen Teams aus den Bereichen Sensor-Software, UX-Proto- typing, Algorithmenentwicklung und − vielleicht am wichtigsten – den Senior Design Leadern zusammen. Mit Hilfe letzterer konnte das Kamera-Entwick- lungsteam die Frage "Was macht ein schönes Bild aus?" definieren, was den Algorithmikern half, die betreffenden Kriterien umzusetzen. Das Ergebnis? Trotz einiger technischer Tricks wurde ein akzeptabler Standard erreicht und

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