36 STANDPUNKT
Natur zulassen
Wespenarten nicht besonders geschützt sind, bitten die Anrufer um Tipps. Fragen zu Fledermäusen kommen meist nur im Sommer, wenn die Tiere aktiv sind oder wenn sie bei Baumaßnahmen entdeckt werden. Aber natürlich ist das die wichtigste Zeit auch für Krähen, Schwalben, Bäume und den Maulwurf im Garten.
Alte Bäume sollten unbedingt erhalten bleiben
Was mache ich denn, wenn ich auf dem Grundstück alte Bäume habe, die die Verkehrssicherheit gefährden? Drews : Alte Bäume sind immer po- tenzielle Habitatbäume, das heißt, sie haben Höhlen, die zum Brüten genutzt werden und auch schon einige tote Äste, die für Insekten wichtig sind. Grundsätzlich sollte man sich auch hier- zu erstmal bei der Unteren Naturschutz- behörde oder dem LLUR erkundigen. Zu klären ist auch, ob es in der Gemeinde eine Baumschutzsatzung gibt. Wenn die Verkehrssicherheit es erfordert, ist manchmal eine Fällung notwendig, aber vielleicht reicht es auch, die bruchge- fährdeten Äste zu entfernen oder die Krone zu entlasten. Maulwürfe sind der Liebling aller Gärtner. Wie ist da eigentlich die Rechtslage? Drews : Maulwürfe finden immer weni- ger Lebensraum. Die intensive Landwirt- schaft und langanhaltende Trockenheit setzen auch ihnen enorm zu. Es ist daher wünschenswert, ihnen zumin- dest in unseren Gärten mit Toleranz zu begegnen. Wer sich dazu gar nicht durchringen kann, darf Vergrämungs- maßnahmen versuchen. Töten darf man sie nicht. Nur auf Sportplätzen werden ggf. mal Ausnahmen gemacht, wenn sie dort trotz Abschirmmaßnahmen auftreten. Aber auch nur dann.
Arne Drews
Rüdiger Albrecht
Gartenliebhaber gibt es viele, Vorstellungen über Gartengestaltung noch viel mehr. Zwei Experten berichten, wie ein einvernehm- liches Miteinander von Gärten und Natur möglich werden kann. Was auf kleiner Fläche leben kann
Zurück in den Garten. In letzter Zeit stehen besonders die sogenannten Schottergärten in der Kritik. Manche Städte wollen sie sogar verbieten. Was sagt der Natur- und Arten- schutz dazu? Drews : An der Gartengestaltung scheiden sich die Geister. Wie ein Garten aussieht, richtet sich danach, was man schön findet, wieviel Zeit man für Gartenarbeit aufbringen kann oder möchte und was im Trend liegt. Schot- tergärten liegen leider im Trend und das ist für Pflanzen und Tiere eine schlechte Nachricht, denn diese Gärten verdienen diesen Namen nicht. Sie sollen wenig Arbeit machen und nur gut aussehen – sofern man das denn mag. Ein Garten könnte kaum naturferner als ein Schot- tergarten sein und je naturferner ein Garten ist, desto weniger taugt er als Lebensraum. Vor allem für Familien >>
Die meisten unserer Leser sind dem Natur- und Artenschutz wohlgeson- nen und würden gern mehr dafür tun. Was raten Sie denen? Albrecht: Haus-, Grund- und Garten- besitzer haben in der Tat für den Natur- und Artenschutz ein großes Potenzial, denn auf den intensiven landwirtschaft- lichen Nutzflächen haben wildlebende Pflanzen und Tiere kaum noch eine Chance. Fragen Sie uns oder beispiels- weise den NABU und informieren Sie sich. Wer sein Haus z.B. fledermaus- freundlich oder schwalbenfreundlich gestaltet, kann sich über eine Aus- zeichnung als „Fledermausfreundliches Haus“ oder „Schwalbenfreundliches Haus“ freuen. Sie bekommen dann eine Plakette, die sichtbar am Haus ange- bracht wird. Sie dokumentieren damit, dass Sie unseren Mitgeschöpfen den benötigten Raum zugestehen.
Herr Albrecht, Sie und Herr Drews sind beim LLUR in der Abteilung Naturschutz und Forst tätig. Was machen Sie da genau? Albrecht: Herr Drews und ich sind sowohl für den fachlichen als auch für den gesetzlichen Artenschutz zuständig. Dies umfasst sowohl Artenhilfsprogram- me für bedrohte Arten, als auch die Berücksichtigung dieser Arten bei der Planung von Großvorhaben. Darüber hinaus sind wir auch die zuständigen Ansprechpartner bei Problemen mit ge- schützten Arten sowohl bei Konflikten
oder der Maulwurf im Rasen sind häu- fige Themen. Und das illegale Ablegen von Gartenabfällen in der freien Natur führt zu einer schädlichen Ausbreitung von hier nicht heimischen Pflanzen, zum Beispiel dem Indischen Springkraut. Das nimmt immer mehr zu. Welche Fragen stellen Ihnen die Bürger? Albrecht : Wenn Probleme in ihrem un- mittelbaren Wohnumfeld auftreten. Im Spätsommer geht es um Hornissen am oder im Haus. Auch wenn die anderen
in der Landwirtschaft als auch für den privaten Hausbesitzer.
Gibt es denn Probleme zwischen Hauseigentümern und Natur- bzw. Artenschutz? Albrecht: Doch, ja. Häufig leben geschützte Arten auch im Siedlungsbe- reich und dann kann es zu Konflikten kommen, wie z. B. bei „lärmenden“ Saatkrähenkolonien im Wohnbereich oder bei Hornissennestern auf der Dachterrasse. Aber auch Fledermäuse im Dach, Schwalben über dem Balkon
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