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MENSCHEN | 10 FRAGEN

bestmöglich anzukündigen und zu beschreiben, wie es wird.

Ostseeküste brechen Steilküstenab­ schnitte eher ab als früher, da infolge des ausbleibenden Frosts durchweichte Lehmschichten zu Murenabgängen führen. Die Gegensätze werden größer: Lange trockene Abschnitte (z. B. Februar bis April in der Wachstumsphase) wer­ den von kurzen, aber sehr regenreichen Ereignissen abgelöst. Waldbrandgefahr nimmt aufgrund der langen Trocken­ heiten zwischendurch zu. Trockenheit führt zu Dürre, Dürre führt zu schlech­ ten Ernten. Die Winter bleiben schnee-, eis- und frostfrei. Wetterlagen bleiben länger bestehen, wechseln nicht mehr so oft ab. 7. Die Nachfrage nach Wohnungs- bau steigt, welche Auswirkungen hat die damit einhergehende Flächenversiegelung? Dies ist in meinen Augen ein großes Problem. Die Versiegelung verstärkt die unter 6. genannten Vorkommnisse (Überschwemmungen und Unterspü­ lungen). Es gibt mittlerweile gute und wichtige Möglichkeiten, hier entgegen­ zuwirken. Dazu gehören auch Dach­ begrünungen und Versickerungen, die ableiten und zeitlich verzögern. Schlaues Wassermanagement kann Schäden vermeiden. Je weniger Versiegelungen, desto geringer die Schäden und damit Kosten. 8. Durch den Ukrainekrieg explodieren die Preise für Öl und Gas. Braucht es für einen Bewusstseinswandel erst eine derartige Krise? Ja, leider und offensichtlich. Wir haben schon in den 70er-Jahren Energiesparen als wichtige Maßnahme ausgerufen. Und es ändert sich ja immer noch nichts. Herr Lindner darf seinen Porsche weiterhin über die Autobahn jagen und eine Geschwindigkeitsbeschränkung ist als eine so einfache und wirkungsvolle Maßnahme in verschiedener Hinsicht immer noch nicht beschlossen. Uns geht es zu gut. Wir sind bequem

geworden und meinen, unsere Lebens­ qualität zu verlieren, wenn wir etwas abgeben und aufhören, weit über das Maß zu leben, was die Erde imstande ist, uns zu geben. Damit ist der Erd­ überlastungstag gemeint, der den Tag beschreibt, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres verbraucht sind. In diesem Jahr hat die Welt diesen Tag bereits am 3. Mai 2022 erreicht. Dieser Tag wandert immer weiter nach vorne, weil wir über unsere Verhältnisse leben. Wasser ist heute schon das Gold von morgen, Sand (im Wohnungsbau zu Zement verarbeitet) ist inzwischen fast so kostbar wie Wasser. Wenn wir uns (und der Welt) gegenüber ehrlich sind, können wir uns große Einfamilienhäuser, schlimmstenfalls mit Swimmingpool, nicht mehr leisten. 9. Ist die Steigerung des CO2-Preises daher der richtige Weg, fossile Energieträger abzuschaffen? Grundsätzlich ja, allerdings (leider) in diesen Zeiten schwer durchsetzbar 10. In Schleswig-Holstein scheint die Sonne häufig nicht, lohnt sich nach Ihrer Einschätzung trotzdem Photovoltaik? Ohne es im Detail durchgerechnet zu haben, sind die Module immer besser und effizienter geworden. Wenn damit an Ort und Stelle (direkt an der Garage) ein Auto betankt werden kann, dann ist das doch prima. Und wenn ich mir alleine die riesigen Flächen auf den landwirtschaftlichen Betrieben ansehe oder die großen Photovoltaikparks entlang der Autobahnen sehe, dann ist das eine erfolgversprechende Methode, um Strom zu produzieren.

4. Bekommen Sie manchmal die Schuld für schlechtes Wetter? Ja, immer wieder, das muss man aushalten. Es gibt aber genauso häufig Lob und Dank für gutes Wetter. Dabei ist „gut“ und „schlecht“ ja sehr subjektiv und individuell. Die einen freuen sich nach wochenlanger Trockenheit über Regen, die anderen finden ihn scheußlich, der Urlauber guckt durch eine andere Brille als der Landwirt. Man kann es niemandem recht machen. Auf jeden Fall verbin­ det Wetter und führt die Menschen zusammen, miteinander zu reden. Es ist immer wieder das Thema Nummer eins. 5. Durch den Klimawandel, steigt der Meeresspiegel an, leben wir in Schleswig-Holstein noch sicher? Schleswig-Holstein ist grundsätzlich sicher, erst recht nachdem in den vergangenen Jahren sehr viel Geld in die sogenannten „Klimadeiche“ an der Nordsee investiert wurde, um Über­ flutungen infolge von Sturmfluten zu vermeiden. Dennoch sind wir auch in Zukunft angreifbar, wenn z. B. Sturm­ fluten an der Ostseeküste immer wieder unwiederbringliche Steilküstenabbrüche erzeugen oder Schleswig-Holstein von innen heraus dermaßen überflutet ist und das Wasser nicht außer Landes gepumpt werden kann. Eine Bedrohung ist auch in der Zukunft vorhanden, sie hängt sehr von dem sich wirklich erge­ benden Meeresspiegelanstieg ab. Es ist noch unsicher, um wieviel der Meeres­ spiegel ansteigt: 1 m, 2 m oder mehr… 6. Welche Auswirkung hat der Klimawandel auf das Wetter in Schleswig-Holstein? Vielfältige. Am deutlichsten sind die Starkregenereignisse in Zusammenhang mit Gewittern und enormen Regen­ mengen, die zu Überschwemmungen (Keller, Erdgeschosse, Straßen, etc.) und Straßenunterspülungen führen. An der

Zehn Fragen an Meeno Schrader

Den Mann, der Dinge einfach und anschaulich erklärt

Von montags bis freitags versorgt der promovierte Meteorologe die Hörer von NDR 1 Welle Nord und die Zuschauer des Schleswig-Holstein Magazins mit der Wettervorhersage für das ganze Land. Wir wollten von ihm wissen, wie er wohnt, Energie spart und auf den Klimawandel blickt.

1. Wie wohnen Sie privat (Wohnung, Haus, Mieter oder Eigentümer)? In einer Altbauwohnung zur Miete. 2. Was tun Sie privat zuhause, um Energie einzusparen? Vieles, was geht: Alle Stromver- braucher aus, wenn sie nicht wirklich benötigt werden, also Licht aus.

3. Sind Sie als Meteorologe auch eine Art Wahrsager oder auch Wetterprophet? Auch wenn es einige Menschen immer wieder behaupten (lacht), ein Wetter­ prophet bin ich sicherlich nicht (lacht). Eine Art Wahrsager vielleicht schon eher, denn wir Meteorologen, die in der Wettervorhersage tätig sind, versuchen ja die Wetterentwicklung

Verwendung von LED-Strahlern, Verwendung von Elektroherd mit Ceranfeld, Auto bereits vor drei Jahren verkauft, fahre seitdem durchweg mit dem Fahrrad Ziele in und um Kiel herum an. Oder fahre mit der Bahn oder leihe mir über Carsharing ein E-Auto. Längere Reisen, z. B. nach Rom oder Südtirol, mit der Bahn. Keine Kurz- und Mittelflüge mehr.

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