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Politische Dimensionen erlebbar machen
Instrumentarium und Sensorium sowie entsprechend ausgebildete pädagogische Fachkräfte. Um die politischen Dimensio- nen in der Internationalen Jugendarbeit ‚erlebbar‘ zu machen, erfordert dies die Wahl eines Settings, in dem der Perspek- tivenwechsel auf ansprechende Weise ‚er- fahren‘ und reflektiert werden kann. • Überall dort, wo junge Menschen in internationalen Maßnahmen zusammenkommen, erfolgt immer auch ein ‚natürlicher‘ (informeller) politischer Bildungsprozess durch Austausch, Kommunikation, Inter- aktion und Vergleich der Lebenswel- ten und Lebenslagen. • Zugleich vollzieht sich eine Ausei- nandersetzung mit dem Konstrukt einer vermeintlich kollektiven Identität, indem Heterogenität, Multikulturalität und Regionalität in der Gruppe erfahrbar werden. • Intendierte Lernprozesse ermög- lichen es außerdem, grenzüber- schreitende Perspektiven und gesellschaftliche Herausforderun- gen unter internationalen Gesichts- punkten zu thematisieren. • Auf der Basis einer menschenrechts- orientierten politischen Bildung können diese Prozesse einen wich- tigen Beitrag zur Verständigung, zum Erhalt natürlicher Lebensgrund-
lagen und zur globalen Solidarität leisten und damit weit über indivi- duell-emotionale Austausche und Begegnungen bzw. interkulturelle Verständigungsprozesse hinausge- hen (Thimmel). Um politische Dimensionen in der Inter- nationalen Jugendarbeit für alle Jugend- lichen unabhängig von ihrer sozio-kul- turellen Herkunft erlebbar zu machen, sind zwei zentrale didaktische Kategori- en wichtig: Lebensweltorientierung und Subjektorientierung (vgl. Hufer, Scherr, Sturzenhecker u. a.). Das bedeutet, dass entsprechende Prozesse von den All- tagserfahrungen, aber auch von den All- tagsfragen und Alltagshoffnungen der Jugendlichen ausgehen. Diese können sich sowohl auf ein Politikfeld oder eine aktuelle politische Fragestellung bezie- hen (z. B. Asylpolitik, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Reformbedarf der EU), können aber auch von persönlichen Aus- grenzungserfahrungen oder Benachtei- ligungen geprägt sein. Erlebbar werden politische Dimensionen für junge Men- schen vor allem dann, wenn sie politische Fragestellungen in ihrer konkreten Le- benswirklichkeit verorten können. Dies entspricht einem korrelationsdidakti- schen Ansatz, bei dem die subjektiven Er- fahrungen, Eindrücke und Einstellungen in den Kontext politischer Fragestellun-
gen – z. B. durch Dekodierungsprozesse – verankert werden. In der Internationalen Jugendarbeit werden hierbei unterschied- liche jugendpädagogische Zugänge und Methoden in verschiedenen Formaten genutzt. Wesentlich sind das Erleben und die Vermittlung von Handlungs- und Ge- staltungskompetenz. Auf diese didaktische Vermittlungsfrage fokussiert das vorliegende Kapitel, indem es mit Blick der Praktiker/-innen aus un- terschiedlichen Bildungskontexten auf er- folgreiche Ansätze zur Sichtbarmachung und Nutzung der politischen Dimension schaut. Zunächst gilt es, vielversprechen- de Anknüpfungspunkte in bestehenden Formaten der Internationalen Jugendar- beit zu finden, unabhängig davon, ob es sich um Angebote für Einzelne oder Grup- pen handelt.
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