Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden

Jugendbildung von großer Bedeutung, die sich mit einzelnen Themenfeldern bzw. Ideologieelementen beschäftigen – so beispielsweise Rassismuskritische Bil- dungsarbeit, Pädagogik gegen Antise- mitismus oder gendersensible Angebote zu Männlichkeiten , teilweise übergrei­ fend bearbeitet in diversity-orientierten bzw. intersektionalen Ansätzen 9 . Durch diese in der Regel theoretisch stark unter­ fütterten und fachlich sehr ausdifferen­ zierten Angebote werden einzelnen Di­ mensionen des „Rechtsextremismus“ in der Tiefe ausgelotet. In der theoretischen Beschäftigung, vor allem aber auch in der Bildungspraxis, werden andere konstitu­ tive Elemente eines rechten Weltbildes – beispielsweise Nationalismus oder Privi­ legiertenvorrechte / Sozialdarwinismus – gar nicht aufgegriffen.

Als fachliche Standards für die politi­ sche Jugendbildungsarbeit gegen extrem rechte Einstellungen und Strukturen lässt sich quer zu den Ansätzen u.a. formulie­ ren, dass

faszinierenden Ausdrucksformen der extremen Rechten in pädagogi­ schen Prozessen umgegangen wird (Musik, Bilder…); • die Ideologieelemente der extre­ men Rechten nach Möglichkeit in ihren Verschränkungen bearbeitet werden (intersektionale Aufmerk­ samkeiten); • der Blick über die extreme Rechte hinaus auf die gesellschaftliche Mitte geweitet und ideologische Verbindungslinien aufgezeigt wer­ den sollten; • – damit verbunden – der mehr­ heitlich vorherrschende Extremis­ musbegriff kritisch reflektiert und Alternativen entwickelt werden sollten. Zur Umsetzung dieser und weiterer Anfor­ derungen bedarf es vor allem eines päd­ agogisch geschulten und selbstreflexiven Personals, einer kontinuierlichen fachli­ chen Diskussion und Weiterentwicklung sowie der institutionellen Verankerung dauerhafter Angebote verbunden mit einer gesicherten Finanzierung. Wenig hilfreich ist vor diesem Hintergrund die befristete und prekäre Förderung vieler Träger und Angebote, kontraproduktiv die Behinderung bewährter Arbeit durch administrativ-politische Interventionen (Extremismusklausel) oder die Etablie­ rung fachfremder und damit inkompe­ tenter Akteur(nn)e(n) im Feld (Bildungs­ arbeit durch den Inlandsgeheimdiens 10 ).

• die Angebote am Alltag und der Lebenswelt der Teilnehmenden

orientiert sein und in ihrer Feinkon­ zipierung auf ihre Bedürfnisse, Inte­ ressen und Möglichkeiten eingehen sollten;

• sich die Thematisierung extrem

rechter Strukturen nicht auf Ober­ flächenphänomene beschränken darf, sondern Einstellungen und ge­ sellschaftliche Mechanismen zentral miteinbeziehen muss;

• sensibel und vorsichtig mit ge­ walttätigen wie möglicherweise

9 vgl. bspw. die Projekte von KIgA, Dissens e.V. oder die Überlegungen bei Scharathow/Leiprecht (2009)

10 vgl. Ahlheim/Schillo (2012)

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