Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden

lungen im Sinne von Mündigkeit und Emanzipation zu bekämpfen:

Um Parolen, Symbole und Strukturen geht es in den Konzepten einer Bildungs- arbeit über Neonazis . Im Kern dieser Ansätze stehen vor allem Informationen über die Entwicklung der rechten Szenen (Ideologien, Lebenswelten, Kampagnen, Musik…), aber auch die Unterstützung bei der Erkennbarkeit rechter Erscheinungs­ formen (Codes, Logos, Symbole, Mode­ marken…). Seminare aus diesem Bereich stoßen häufig auf ein großes Interesse, die Pädagog(inn)en verfügen meist über ausgeprägte und detaillierte Szenekennt­ nisse. Gleichzeitig warnen sie vor einem oberflächlichen Blick, dem „plakativen Bildergucken“ und plädieren für eine in­ tensive Auseinandersetzung mit rechten Lebenswelten und Ideologien. 5 Den Schwerpunkt auf eine inhaltliche Kri­ tik an rechten Thesen und Ideologien in Verbindung mit einer rhetorischen Schu­ lung setzen Angebote von Argumentati- onstrainings . Die Teilnehmenden sollen hierbei befähigt werden alltägliche Situa­ tionen besser zu bewältigen – Gespräche am Gartenzaun, Sprüche bei der Famili­ enfeier, Parolen im Stadion. Mittels Psy­ chologie, Rhetorik, Selbsterfahrung und

politischer Grundinformation werden bei­ spielsweise in Rollenspielen unterschiedli­ che Strategien exemplarisch erprobt. 6 Unter der Überschrift „Handeln in Pro­ blem- und Gewaltsituationen“ greifen auch Maßnahmen der Gewaltprävention das Themenfeld „Rechtsextremismus“ auf. Unter Einbeziehung aktueller Be­ funde aus der Gewaltforschung geht es häufig mit einem präventiven Gedanken um die Förderung sozialer Beziehungen und demokratischer Umgangskulturen im alltäglichen Nahraum, um Aufklärung und die Befähigung zu zivilcouragiertem Handeln. 7 Im Kontext einer Bildungsarbeit gegen Rechts werden auch Konzepte einer his- torisch-politischen Bildung zum Natio­ nalsozialismus und seinen Verbrechen regelmäßig erwähnt. Die Debatte um die

Bedeutung und Potentiale von Angeboten an Gedenkstätten, durch erinnerungspo­ litische Projekte oder Oral/Local History- Ansätze zu Aspekten der NS-Vergangen­ heit für eine Immunisierung gegenüber extrem rechtem Gedankengut läuft dabei schon länger. Einerseits bleiben Lernen und Betroffenheit häufig auf das konkrete historische Ereignis oder den Schauplatz des Verbrechens beschränkt, anderer­ seits kann durch die Verlagerung in einen rein historischen Kontext die eigentlich notwendige Auseinandersetzung mit ei­ genen Demokratiedefiziten und ressen­ timentgeladenen Selbstbildern blockiert werden. Mit dem Wissen darum wurden Ansätze und Bedingungen formuliert, wie beispielsweise Gedenkstättenbesuche re­ flektierter Teil einer Auseinandersetzung mit der extremen Rechten sein können. 8

Schließlich sind in diesem Zusammen­ hang auch die Konzepte einer politischen

6 Hufer (2009): Argumente am Stammtisch 7 Gugel (2010): Gewaltprävention

8 LAG-Magazin: Rechtsextremismusprävention 2012

5 Apabiz (2011): Versteckspiel

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