Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden

als die „Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen, organi­ siert oder nicht, die von der rassisch oder ethnisch bedingten sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethni­ scher Homogenität von Völkern verlan­ gen und das Gleichheitsgebot der Men­ schenrechtsdeklarationen ablehnen, die den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum betonen, von der Unterord­ nung des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus einer liberalen Demokratie ablehnen und Demokratisierung rückgängig machen wollen“. 1 Als Einstellungsmuster sind Vor­ stellungen sozialer Ungleichwertigkeit das vorherrschende und verbindende Ele­ ment. In diesem Zusammenhang lassen sich als Ideologieelemente Rassismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Nationalismus/Chauvinismus benennen. 2 Die im Syndrom der „Gruppenbezoge­ nen Menschenfeindlichkeit“ zusätzlich aufgeführten Elemente Homophobie, Abwertung von Obdachlosen, Abwertung von Behinderten, Islamfeindlichkeit, Klas­ sischer Sexismus, Etabliertenvorrechte und Abwertung von Langzeitarbeitslosen sind ebenfalls Teil extrem rechter Einstel­ lungen und damit auch Teil von Argumen­ tationsweisen und Handlungen/Gewalt­ taten. 3 Ein solches erweitertes Verständnis ver­ sucht der grundsätzlichen Problematik des Extremismusbegriffs zu begegnen:

„Die von staatlichen Instanzen und der so genannten ‚Extremismusforschung‘ vertretene Position, dass eine demokra­ tische gesellschaftliche Mitte von zwei Extremen bekämpft werde, die sich struk­ turell ähneln, geht gleich zweifach in die Irre.“ 4 Zum einen erfolgt damit implizit eine unhaltbare Gleichsetzung von „links“ und „rechts“, die eklatante Unterschiede hinsichtlich der politischen Zielsetzun­ gen und Gewaltförmigkeit negiert. Zum anderen werden damit menschenverach­ tende Einstellungen und Handlungen, die es auch in der Mitte der Gesellschaft gibt, als ein gesellschaftliches Randphänomen verklärt. Einschlägige Studien weisen da­ gegen darauf hin, dass die ausgrenzenden Einstellungen bis weit in die gesellschaft­ liche Mitte verbreitet sind und Argumen­ tationsmuster, Kampagnen und Orga­ nisierungsbestrebungen der extremen Rechten dort ihren Nährboden finden. Nichtsdestotrotz ist der Begriff „Rechts­ extremismus“ im Diskurs etabliert und wird daher auch mit dem eingangs skiz­ zierten Verständnis verwendet. Ebenfalls verwendet wird der Begriff „Extreme Rechte“, der das Kontinuum betont, auf dem sich Positionen und Akteur(inn)e(n) bewegen. Impuls: Handlungsfeld Rechtsex- tremismusprävention – Zugänge und fachliche Standards Vielfältige Ansätze prägen die außerschu­ lische politische Jugendbildung bei dem Versuch über extrem rechte Strukturen aufzuklären und entsprechende Einstel­

Einige Beispiele für Personenbeschrei- bungen:

Findet Rosa schwierig – Kennt jemanden, der/die schwarz-rot-gold geschminkt un­ terwegs war – Hatte in der Arbeit schon mal mit rechten Einstellungen zu tun – Hat schon mal „Protest“ gewählt – War schon mal arbeitslos – Hat schon mal ve­ hement über den Israel-Palästina-Konflikt gestritten – Findet, dass sich für Zivilcou­ rage auch mal ein Bußgeld lohnt – Hat schon mal bereut, einem Obdachlosen kein Geld gegeben zu haben – War schon mal auf einer Demo gegen rechts – Wuss­ te schon mal bei einem diskriminierenden Spruch keine Antwort – Hat schon mal rassistische Sprüche beim Sport gehört – Ist schon mal aufgefallen, dass alle seine/ ihre Vorgesetzten weiß sind. Wie beim klassischen „Bingo“ ging es da­ rum Kolleg(inn)en zu finden, auf die eine Beschreibung zutrifft und deren Namen in das entsprechende Feld einzutragen, um dann möglichst schnell eine volle Reihe zu erhalten. Impuls: Begriffe Extremismus – Rechtsextremismus – Extreme Rechte Dem Workshop lag ein Verständnis von Rechtsextremismus als Gegensatz zu Demokratie, Emanzipation und Plura­ lismus zugrunde, und nicht als einem von zwei Polen, die das Gegenstück zur gesellschaftlichen Mitte darstellen. „Rechtsextremismus“ lässt sich fassen

1 Jaschke (2001), S. 30 2 Decker/Kiess/Brähler (2012) 3 Heitmeyer (2010)/(2012)

4 Virchow (2013), S. 7

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