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Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden
Mögliche Fragen:
Kannst du eine KFZ-Haftpflichtversiche rung abschließen? Kannst du einen Ur laub in deiner Heimat verbringen? Kannst du faire Behandlung von der Polizei er warten beim Versuch, einen Diebstahl an zuzeigen? Kannst du ein Bankdarlehen zur Renovierung einer Mietwohnung bekom men? Kannst du zahnärztliche Behand lung bekommen, wenn du sie möchtest? Kannst du im örtlichen Tennisverein Mit glied werden? Kannst du bei der nächsten Kommunalwahl wählen? Kannst du an einem Bahnhof in der Provinz aussteigen, die für eine rechte Hegemonie im Alltag bekannt ist – und dich dort sicher füh len? Kommst du ohne Probleme an den Türstehern einer Disco vorbei? Kannst du sagen: „Wenn ich Leute neu kennen lerne, wundert sich niemand über meine Deutschkenntnisse“? Kannst du davon ausgehen, dass du nicht gemeint bist, wenn Politiker/-innen vom aktivierenden Sozialstaat sprechen? Kannst du sagen: „Wenn ich Make-Up mit der Bezeichnung ‚naturell‘ kaufe, kann ich davon ausge hen, dass es mehr oder minder meiner Hautfarbe entspricht“? Bleibt es für dei nen konkreten Alltag vorläufig ohne Aus wirkungen, wenn rechte Parteien hohe Wahlergebnisse erzielen? Anschließend blieben die Teilnehmenden am Platz, lösten ihre Rollen noch nicht auf und tauschten sich aus: Was ist in dieser Übung passiert, was konntet ihr beobach ten? Wie findest du den Platz, den du ein nimmst, wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt? Bei welcher Frage hättest du ger ne einen Schritt gemacht und konntest es nicht? Dann lösten die Teilnehmenden
Rollenbeispiele:
Probleme? Welche Formen, welche Ebe nen von Gewalt und Ausgrenzung sind gemeint/welche bleiben ungenannt? Welche Kategorien sozialer Ungleichheit spielen eine Rolle? Welche Dimension von Bildung wird angefragt? Für die konkrete Konzipierung dieser Arbeit sind folgende Perspektiven von Bedeutung: Welcher Fokus wird gesetzt? Welche Inhalte sol len thematisiert werden? Wie werden die Teilnehmenden angesprochen? Welche Bildungsziele werden formuliert? Welche Arbeitsweisen sind angemessen (Metho denauswahl)?
18jähriger marokkanischer Hilfsarbeiter mit Hauptschulabschluss, jetzt illegali siert in Deutschland – 30jähriger verhei rateter deutscher Facharbeiter, steht der NPD nahe – 19jährige türkische Abituri entin, die in muslimischer Tradition auf gewachsen ist, in einer anarchistischen Gruppe organisiert – 26jähriger ghana ischer Asylbewerber, ledig – 20jährige Schwangere, HIV-positiv, ledig, hat noch nie gewählt – 28jährige Thailänderin, ver heiratet mit einem deutschen Busfah rer – 32jähriger deutscher Inhaber eines Friseursalons, Fußballfan, FDP-Wähler – 32jähriger wohnsitz- und arbeitsloser Flie senleger – 24jähriger Student, wohlha bende Eltern, dreisprachig, vertritt stark wechselnde politische Ansichten.
Methode: „Wo stehst Du?“
Bei der kurz angespielten Methode „Wo stehst Du?“ geht es exemplarisch um den Einbezug verschiedener Identitätskate gorien, Diskriminierungsachsen und Aus grenzungsideologien: Alle Teilnehmen den erhielten einen Zettel mit einer Rolle, die sie nicht offenbarten und in die sie sich kurz hineinversetzten.
Die Teilnehmenden stellten sich in einer Reihe nebeneinander auf, erhielten Fra gen und konnten bei einer für sie positi ven Antwort einen Schritt voran tun.
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