Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

20

Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden

Mögliche Fragen:

Kannst du eine KFZ-Haftpflichtversiche­ rung abschließen? Kannst du einen Ur­ laub in deiner Heimat verbringen? Kannst du faire Behandlung von der Polizei er­ warten beim Versuch, einen Diebstahl an­ zuzeigen? Kannst du ein Bankdarlehen zur Renovierung einer Mietwohnung bekom­ men? Kannst du zahnärztliche Behand­ lung bekommen, wenn du sie möchtest? Kannst du im örtlichen Tennisverein Mit­ glied werden? Kannst du bei der nächsten Kommunalwahl wählen? Kannst du an einem Bahnhof in der Provinz aussteigen, die für eine rechte Hegemonie im Alltag bekannt ist – und dich dort sicher füh­ len? Kommst du ohne Probleme an den Türstehern einer Disco vorbei? Kannst du sagen: „Wenn ich Leute neu kennen lerne, wundert sich niemand über meine Deutschkenntnisse“? Kannst du davon ausgehen, dass du nicht gemeint bist, wenn Politiker/-innen vom aktivierenden Sozialstaat sprechen? Kannst du sagen: „Wenn ich Make-Up mit der Bezeichnung ‚naturell‘ kaufe, kann ich davon ausge­ hen, dass es mehr oder minder meiner Hautfarbe entspricht“? Bleibt es für dei­ nen konkreten Alltag vorläufig ohne Aus­ wirkungen, wenn rechte Parteien hohe Wahlergebnisse erzielen? Anschließend blieben die Teilnehmenden am Platz, lösten ihre Rollen noch nicht auf und tauschten sich aus: Was ist in dieser Übung passiert, was konntet ihr beobach­ ten? Wie findest du den Platz, den du ein­ nimmst, wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt? Bei welcher Frage hättest du ger­ ne einen Schritt gemacht und konntest es nicht? Dann lösten die Teilnehmenden

Rollenbeispiele:

Probleme? Welche Formen, welche Ebe­ nen von Gewalt und Ausgrenzung sind gemeint/welche bleiben ungenannt? Welche Kategorien sozialer Ungleichheit spielen eine Rolle? Welche Dimension von Bildung wird angefragt? Für die konkrete Konzipierung dieser Arbeit sind folgende Perspektiven von Bedeutung: Welcher Fokus wird gesetzt? Welche Inhalte sol­ len thematisiert werden? Wie werden die Teilnehmenden angesprochen? Welche Bildungsziele werden formuliert? Welche Arbeitsweisen sind angemessen (Metho­ denauswahl)?

18jähriger marokkanischer Hilfsarbeiter mit Hauptschulabschluss, jetzt illegali­ siert in Deutschland – 30jähriger verhei­ rateter deutscher Facharbeiter, steht der NPD nahe – 19jährige türkische Abituri­ entin, die in muslimischer Tradition auf­ gewachsen ist, in einer anarchistischen Gruppe organisiert – 26jähriger ghana­ ischer Asylbewerber, ledig – 20jährige Schwangere, HIV-positiv, ledig, hat noch nie gewählt – 28jährige Thailänderin, ver­ heiratet mit einem deutschen Busfah­ rer – 32jähriger deutscher Inhaber eines Friseursalons, Fußballfan, FDP-Wähler – 32jähriger wohnsitz- und arbeitsloser Flie­ senleger – 24jähriger Student, wohlha­ bende Eltern, dreisprachig, vertritt stark wechselnde politische Ansichten.

Methode: „Wo stehst Du?“

Bei der kurz angespielten Methode „Wo stehst Du?“ geht es exemplarisch um den Einbezug verschiedener Identitätskate­ gorien, Diskriminierungsachsen und Aus­ grenzungsideologien: Alle Teilnehmen­ den erhielten einen Zettel mit einer Rolle, die sie nicht offenbarten und in die sie sich kurz hineinversetzten.

Die Teilnehmenden stellten sich in einer Reihe nebeneinander auf, erhielten Fra­ gen und konnten bei einer für sie positi­ ven Antwort einen Schritt voran tun.

Made with FlippingBook - Online catalogs