IJAB journal 01/2023

EDITORIAL

Liebe Leser*innen, am 24. Februar 2022 erreichten uns am frühen Morgen die ersten Nachrichten von Russlands An- griff auf die Ukraine. Der Schock saß auch deshalb so tief, weil viele – trotz der Warnungen aus den Ländern Ost- und Mitteleuropas – nicht glauben wollten, dass es so weit kommen könnte. Auch in den darauffolgenden Wochen und Monaten war es um das Urteilsvermögen vieler „Expert*innen“ nicht besser bestellt. Die ukrainische Regierung floh nicht ins Ausland. Die russischen Truppen eroberten Kyjiw und Charkiw nicht. Der Krieg wurde nicht in wenigen Tagen entschieden. Die russische Armee erwies sich nicht als haushoch überlegen. Alles Dinge und Ereignisse, die in der deutschen Öffentlichkeit anders prognostiziert worden waren. Wir haben uns also damit auseinanderzusetzen, ob unsere Wahrnehmung der Welt zutreffend ist und das muss unser Arbeitsfeld einschließen. Hat Internationale Jugendarbeit

Aufmerksamkeit erhalten. Die Resolution erkennt die positive Rolle junger Menschen in Friedens- prozessen an und fordert die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf, sie auf allen Ebenen zu beteiligen. Dass dies kein frommer Wunsch ist, zeigt die neue Sicherheitsstrategie der Bundesre - gierung. Dort heißt es: Wir fördern die stärkere Teilhabe junger Menschen im Sinne der Agenda Jugend, Frieden und Sicherheit. Was das konkret bedeutet und was die Rolle der Internationalen Jugendarbeit dabei sein kann, ih - rem friedensstiftenden Auftrag nachzukommen, wollen wir in dieser Ausgabe des IJAB journals nachspüren. Wir haben uns daher umgehört, wie die Resolution 2250 auf institutioneller Ebene be - trachtet wird – im Auswärtigen Amt und bei der NATO. Wir haben nach positiven Beispielen und Impulsen aus anderen Ländern gesucht und sind in Finnland, auf dem Westbalkan und im Jemen fündig geworden. Vor allem aber haben wir die Stimmen junger Menschen aus der Ukraine einge - fangen, denn sie sind diejenigen Europäer*innen, die sich – ohne es jemals gewollt zu haben – am intensivsten mit dem Thema Krieg und Frieden auseinandersetzen müssen. Dabei sind wir auf selbstbewusste junge Menschen gestoßen, die Willens sind, ihre Gesellschaft zu verändern und zu gestalten. Dass sich ihr Bild von uns von unse - rem eigenen Selbstbild unterscheidet, sollte uns zum Nachdenken bringen. Darüber hinaus geben wir mit dieser Ausgabe des IJAB journals einen Überblick über aktuelle Forschungen und Entwicklungen im Arbeitsfeld. Aspekte sind dabei die Digitalisierung und einer der ältesten Bereiche internationaler Erfahrun - gen junger Menschen: Au-pair.

tatsächlich eine friedensför - dernde Wirkung oder ist der Glaube daran eine Überfor- derung, der man sich in Frie- denszeiten hingeben konnte, weil man den Beweis nicht antreten musste? Zu welchen Schlussfolgerungen man hin - sichtlich der Wirkung kommen mag, sei dahingestellt. Tatsa - che ist, dass wir unserem gan- zen Selbstverständnis nach einen friedensstiftenden Auf- trag haben. Durch den Y7 Summit 2022 hat die Resolution 2250 des UN-Sicherheitsrats in Deutsch - land erstmals eine gewisse

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Daniel Poli, Direktor von IJAB

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