IJAB journal 1|2023
Das Engagement junger Jemenit*innen für eine friedliche Zukunft
Marie-Christine Heinze
Der seit mehr als acht Jahren andauernde gewaltsame Konflikt im Jemen hat tiefgreifende und nachhaltige Auswirkungen auf junge Menschen im Lande. Dennoch setzen sich Jugendliche im ganzen Land für eine bessere, friedlichere und hoffnungsvollere Zukunft ein. Die Vielfalt dieses En - gagements, aber auch Hindernisse und Herausforderungen zeigte eine jemenitisch-internationale Forschungspartnerschaft auf, die Carpo e. V. 2020 durchführte.
Jenseits der direkten Gewalterfahrungen, die viele Kin - der und Jugendliche in den vergangenen Jahren im Jemen machen mussten, sind hier u.a. die Zerstörung von Wohnungen und Häusern und Fluchterfahrungen zu nennen, der Tod enger Verwandter (oftmals der eigenen Väter und Mütter) und Freund*innen, die Rekrutierung Minderjähriger in Armeen und Milizen, die Zerstörung von Schulen und die desolate wirtschaftliche Situation, die viele Kinder und Jugendliche hungern lässt und die jungen Menschen kaum Hoffnung auf ein eigenes Ein - kommen nach Verlassen der Schule bietet. Die Trauma - tisierung einer ganzen Generation – ohne die entspre- chenden Hilfsangebote – ist daher ein realer Fakt und die Selbstmordrate unter jungen Menschen ist hoch, auch wenn hier aufgrund einer Tabuisierung in der Gesellschaft keine konkreten Zahlen vorliegen. Umso bemerkenswerter ist das Engagement vieler junger Jemenit*innen, oftmals auch unter physischen Gefahren, für eine bessere Zukunft für ihr Land.
Bereits 2020 konnten wir in einer im Auftrag der GIZ mit Geldern des BMZ durchgeführten jemenitisch-internati- onalen Forschungspartnerschaft das vielfältige Engage - ment junger Menschen im Jemen – ebenso die Heraus - forderungen und Hindernisse hierbei – aufzeigen. Die von zwei Jemeniten in Zusammenarbeit mit einer Britin erarbeitete Publikation 1 wies zunächst einmal darauf hin, dass vor allem die Proteste im Kontext des ‚Arabischen Frühlings‘ junge Menschen im Jemen (wie in anderen Tei - len der arabischen Welt) mobilisierten. Mit Ausbruch des Krieges 2014/15 zogen sich jedoch viele internationale Geldgeber und Organisationen, die auf junge Menschen fokussierte Programme etabliert hatten, aus dem Jemen zurück. Erst in den letzten zwei bis drei Jahren ist wieder ein breiteres internationales Engagement für junge Men - schen im Jemen zu beobachten.
1 Al-Kholidy, Maged, Yazeed al-Jeddawy und Kate Nevens (2020): The Role of Youth in Peacebuilding in Yemen, CARPO / YWBOD Brief 17. Online verfügbar unter https://carpo-bonn.org/17-the-role-of-youth-in-peacebuilding-in-yemen (13.06.2023).
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