EIMER statt DUSCHE & Marché statt Migros
Wir befinden uns derzeit im „Wilden Westen“ Afri- kas, in Guinea! Vieles ist anders als gewohnt: Unser „Grüezi“ mussten wir gegen ein „Bonjour“ eintauschen, den Staubsauger gegen den Besen, die Dusche gegen den Eimer, die Waschmaschine gegen die Haushaltshilfe und die immer gleiche Migros hat dem sich stets wandeln- den Marché Platz gemacht. Die normalen Strassen hier gleichen Schweizer Wanderwegen und die Gottesdienste dauern zwei bis vier Stunden. Spagat zwischen zwei Jahrhunderten Wir leben hier in einerWelt, in der abends um 20 Uhr meist stockfinstere Nacht und Ruhe herrschen, da nur wenig Strom für Licht und somit Aktivitäten vorhanden ist, und in der doch jeder ein Mobiltelefon besitzt und Zugang zu Facebook hat. Eine Welt, die versucht, den Spagat zu ma- chen zwischen dem frühen 20. und dem Anfang des 21. Jahrhunderts. Hackfleisch„en bloc“ „Dieu merci“ finden wir uns in dieser neuen Welt bereits gut zurecht, filtern fleissig Wasser, tätigen die kleinen Ein- käufe auf der Strasse oder bei den vorbeikommenden Kin- dern, die ihre Ware auf dem Kopf bis zu unserer Haustüre balancieren. Auch haben wir uns damit abgefunden, dass man fürs Kochen durchschnittlich zwei Stunden braucht. Denn 300 Gramm Hackfleisch für Spaghetti Bolognese kauft man hier auf dem Markt beim Metzger kiloweise„en bloc“, Knochen und Knorpel inklusive. Das will nun zuerst gewaschen, zerteilt und„gefleischwolft“ werden! Der Gluscht nach Cervelat bleibt Während wir diese Zeilen am Laptop niederschreiben, schauen wir durchs Fenster über die Hecke und damit di- rekt in eine ganz andere Welt aus einer anderen Zeit, wie es manchmal scheint. Alles um uns herum hat sich verän- dert – und auch wir haben uns bereits den neuen Gege- benheiten angepasst. Und wir fragen uns, wie stark wir wohl tatsächlich verändert sein werden, wenn wir nach einem knappen Jahr wieder in der Schweiz ankommen? Eins auf jeden Fall wird gleich bleiben: unser Gluscht nach Cervelat, denn in unserem tiefsten Herzen werden wir doch waschechte Schweizer bleiben!
Manuela und Thomas FISCHER, Kurzzeiter in Macenta, Guinea
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