USA-Special 2022: Deutsch-US-Amerikanischer Jugendaustausch

Deutsch-US-Amerikanischer Jugendaustausch – USA-Special 2022

Das bloße Erlernen von Vokabeln und Definitionen reicht nicht aus, um Denk- muster und Vorurteile zu überwinden, die auf dem basieren, was unsere Sprache uns zu kommunizieren erlaubt.

Terminologie dahingehend, wer wir als Fachkräfte sind und was wir im Bereich der Jugendarbeit und des civic learning tun, erst noch entwickelt werden. Um sich mit Themen in der Tiefe auseinander- setzen zu können, müs- sen die Teilnehmer*innen zunächst Begrifflichkeiten

zu überwinden: die Entfernung und die Reisekosten, die Zeitzonen und der Mangel an institutioneller Unter- stützung und Finanzierungsmöglichkeiten. Angesichts dieser Herausforderungen müssen wir über den trans- atlantischen Austausch neu nachdenken. Seit März 2020 muss der Bereich der Internationalen Jugendarbeit nach neuen Modellen und Ansätzen für seine Arbeit suchen. Anstatt zu versuchen, unser traditionelles Kon- zept der Internationalen Jugendarbeit in den deutsch- amerikanischen Kontext einzupassen, können wir diese Gelegenheit nutzen, um Formate Internationaler Jugendarbeit neu zu überdenken und nachhaltigere, kosteneffizientere und zunehmend digital vernetzte Ansätze im transatlantischen Raum zu identifizieren und zu testen. Blick in die Zukunft Ein „negativer“ transatlantischer Wissenstransfer, bei dem teils im Verborgenen, teils ganz offen rechtes Gedankengut und Ideen weißer Vorherrschaft aus- getauscht werden, hat sich über die Jahre längst etabliert. Eine Teilnehmerin am TECE-Fellowship merkte treffend an, dass wir dringend einen entgegenwirkenden, „positi- ven“ Wissenstransfer im Bereich der politischen Bildung und Jugendarbeit brauchen, um dem einen dazu passen- den Gegenpol zu setzen. Es gibt viel voneinander zu ler- nen: über unterschiedliche thematische Schwerpunkte und Strukturen, über unterschiedliche gesellschaftliche Selbstverständnisse, über Vorstellungen von der Rolle des Staates und Ideen darüber, was es heißt ein*e gute*r Bürger*in zu sein. Uns hat die Erfahrung im TECE-Fellow- hip in unserer Überzeugung bestärkt, dass der Dialog unbedingt fortgesetzt werden muss. Der deutsch-ame- rikanische Austausch auf dem Gebiet der politischen Jugendbildung bietet uns diese Möglichkeit. Katja Greeson ist Projektreferentin beim Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. und leitet das Projekt Transatlantic Exchange of Civic Educators (TECE). Ursprünglich aus North Carolina, war Katja in den USA in der politischen Jugendorganisation und Kampagnen- arbeit tätig, bevor sie sich auf politische Bildung und Jugendarbeit im transatlantischen Kontext konzentrierte. Sie ist studierte Politik­ wissenschaftlerin mit Master-Abschlüssen von der University of North Carolina at Chapel Hill und der Universitat Pompeu Fabra, Barcelona.

und Konzepte klären, sich mit derem jeweiligen Ver- ständnis auseinandersetzen und, wenn nötig, neues Vokabular entwickeln. Das bloße Erlernen von Vokabeln und Definitionen reicht nicht aus, um Denkmuster und Vorurteile zu überwinden, die auf dem basieren, was unsere Sprache uns zu kommunizieren erlaubt. Darüber hinaus ist es erforderlich, einen eigenen Raum für der- artigen Austausch und Erfahrungsprozesse zu schaffen. Obwohl wir in den jeweiligen Online-Sitzungen mit den Teilnehmenden Zeit für die Erkundung der Terminologie aufgewendet haben, wurden einige Unterschiede und Konzepte doch erst im Laufe des 10-tägigen Treffens in Weimar, Erfurt und Berlin deutlich. So konnte man bei- spielsweise beobachten, wie das Konzept non-formaler Bildung den amerikanischen Teilnehmenden immer ein- gängiger wurde und sie schließlich in die Lage versetzt wurden, eigene Überzeugungen zu hinterfragen und somit spannende Gespräche über die Praxis non-forma- ler Bildung für die gesamte Gruppe zu eröffnen. Darüber hinaus wurde deutlich, wie wichtig ein vertrauensvolles und geduldiges Umfeld bei sensibleren oder emotional aufgeladenen Themen wie z. B. Identität ist, wenn Men - schen mit unterschiedlichem Wissenshintergrund und unterschiedlichem Sprachgefühl in das Gespräch gehen. Ein Austauschformat sollte sich bewusst darum bemühen, die Sprache in den Mittelpunkt zu stellen, um zu verstehen, wie Sprache unser Verständnis ein- schränkt und gleichzeitig helfen kann, unsere Denkweise zu erweitern. Andernfalls besteht dauerhaft die Gefahr unklarer Gespräche und Verwirrung darüber, wie man kontextübergreifend arbeiten kann. Logistische Herausforderungen

Auf praktischer Ebene sind bei der Umsetzung des deutsch-amerikanischen Austauschs objektive Hürden

Web: tece-usde.org

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