Politische Bildung
Raus aus der Komfortzone, rein ins politische Geschehen
Nach vielen Meetings feierten wir schließlich gemeinsam den Abschluss. Wir verbrachten den letzten Abend alle gemeinsam: 24 Jugendliche und vier Betreuer*innen, wobei nicht alle Augen trocken blieben. Am Morgen sagten wir Goodbye , was hoffentlich ein See you later ist.
Wir haben vier unglaub- lich informierende und inspirierende Wochen erlebt, uns dabei als Grup- pe super verstanden und viele neue Freundschaften geschlossen.
Am Morgen sagten wir „Goodbye“, was hoffentlich ein „See you later“ ist.
USA viel höher zu sein als in Deutschland. Zwar müssen die Bürger*innen in den USA oft weniger Steuern zahlen, dafür steht dem Staat entsprechend weniger Geld zur Verfügung und die Erfüllung vieler Aufgaben hängt statt- dessen vom Engagement Einzelner ab. Ein Beispiel ist die ehrenamtliche Mitwirkung in einer Kommission, die Vorschläge für Umweltschutzmaßnahmen ausarbeitet, über die der Gemeinderat anschließend diskutiert und abstimmt. Das sind zeitintensive Aufgaben, für die sich aber in Ann Arbor Menschen begeistern. Mit vier Klima- schutz-Aktivist*innen kamen wir ins Gespräch und merk- ten dabei, dass ihre Arbeit Einfluss hat – von der Nach - barschaft bis zum Uni-Campus, von der Lokal- bis zur Bundesebene. Für die letzte Programmwoche ging es mit dem Bus nach Chicago. Beim Schlendern durch die Stadt fielen uns die unzähligen Fast-Food-Ketten auf, deren Beliebt- heit leider auch ihren Preis hat: Meistens gibt es Einweg- Geschirr, auch Plastiktüten bekommt man hier überall umsonst. Von der Fridays for Future -Bewegung haben einige amerikanische Jugendliche noch nie etwas gehört. Chicago an sich ist aber eine sehr coole Stadt mit einer schönen Lage direkt am Wasser. Vertreter der Juvenile Justice Initiative erklärten uns, wie sie mit Richter*innen, Anwält*innen und Politiker*innen zusammenarbeiten, um die Rechtslage für Jugendliche in den USA zu verbessern. Diese bekommen dort oft unver- hältnismäßig hohe Strafen und die Bedingungen in den Gefängnissen sind – vor allem im Vergleich zu Deutsch- land – sehr schlecht. Der leidenschaftliche amerikanische Aktivismus, der oft von einzelnen Personen abhängt, fasziniert mich.
Mein persönliches Resümee: Durch das Programm habe ich viel gelernt, einen anderen Blick auf die USA – und auch auf Deutschland – erhalten. Zudem hat sich für mich bestätigt: Sich für gesellschaftliche Entwicklungen zu interessieren, sich zu engagieren und dabei aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, lohnt sich. Im Sommer 2022 werde ich mein Bachelorstudium abschließen und möchte danach in der Politikberatung für Internationale Sicherheitsstrategien arbeiten – viel- leicht ja in Washington DC …
Ambassadors in Sneakers wurde konzipiert und wird durchgeführt vom Deutsch-Amerikanischen Institut Tübingen (d.a.i.). Es wird gefördert durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Mitteln des European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Anna Steinbrich (20) nahm als Vertreterin des Jugendgemeinde rats Vaihingen/Enz (Baden-Württemberg) an Ambassadors in Sneakers teil, weil sie den Kulturaustausch und Diskussionen über politische Themen liebt. Heute studiert sie Philosophy, Politics and Economics an der University of Oxford. Felix Weinmann ist stellvertretender Direktor des Deutsch- Amerikanischen Instituts Tübingen (d.a.i.) und Zuständiger für das Projekt Ambassadors in Sneakers .
Web: dai-tuebingen.de/projekte/ambassadors-in-sneakers.html
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