Deutsch-Amerikanische Zusammenarbeit
In den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelte die jünge- re Generation der Deutschen eine zunehmende Skepsis gegenüber den Vereinigten Staaten. Dass nachfolgende Generationen im Hinblick auf die transatlantischen Beziehungen nicht mehr den gleichen positiven histo- rischen und kulturellen Bezugsrahmen hatten, gab den Anstoß für die Einführung des Parlamentarischen Paten- schafts-Programms (PPP). Die US-Senatoren John Heinz und Dick Lugar schlugen ein deutsch-amerikanisches Jugendaustauschprogramm unter der Schirmherrschaft des US-Kongresses und des Deutschen Bundestags vor. Senator Lugar erläuterte die Überlegungen im Senat wie folgt: „Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind einzigartig. Sie bauen auf den Trümmern des Zwei- ten Weltkrieges auf, auf der Erfahrung von Besatzung und Wiederaufbau, auf der Wiedereingliederung West- deutschlands in Westeuropa [...].“ 2 Inzwischen ist das Parlamentarische Patenschafts- Programm fast 40 Jahre alt. Das einjährige Stipendium bringt 350 amerikanische und 360 deutsche Highschool- Schüler*innen, Berufsschulabsolvent*innen und junge Berufstätige in das jeweils andere Land. Rund 28.000 Deutsche und Amerikaner*innen haben bisher daran teilgenommen. Darüber hinaus finanzieren das US-Außenministerium und das Auswärtige Amt gemeinsam das German- American Partnership Program (GAPP) , das 2022 sein 50-jähriges Bestehen feiert. Es ermöglicht Schulpartner- schaften und kurzzeitige Gruppenaufenthalte von Schü- ler*innen aller Schularten in beiden Ländern. Jährlich nehmen fast 9.000 Jugendliche teil. Annähernd 350.000 Jugendliche sind bisher mit dem Programm gereist. Neben den vorgestellten Programmen gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten von privaten Anbietern und Vereinen, die neben dem Schüleraustausch z. B. auch Au-Pair- und Camp-Programme anbieten. Und heute? Austauschprogramme spielen sowohl außen- und sicherheitspolitisch als auch gesellschaftlich eine wich- tige Rolle, da sie Integration, Chancengleichheit, Vielfalt
Washington, D.C., 1961: Der Festwagen zum People-to-People Programm passiert auf der Parade anlässlich der Antrittsrede die Tribüne mit Präsident Kennedy.
überschüssige Kriegsgüter (Surplus Property Act) von 1944 auf Initiative von Senator Fulbright geändert, sodass nur durch den Verkauf nicht mehr benötigter US-Kriegsgüter die „Förderung des internationalen guten Willens durch den Austausch von Studierenden“ finanziert werden konnte. Schon 1945 legte er den Grundstein für das Austauschprogramm, das seinen Namen trägt: das Fulbright-Programm. 2022 feiert das deutsch-amerikanische Fulbright-Programm, das 1952 ins Leben gerufen wurde, sein 70-jähriges Bestehen. Rund 40.000 Deutsche und Amerikaner*innen haben bisher daran teilgenommen. 1956 brachte US-Präsident Dwight D. Eisenhower das Jugendaustauschprogramm People-to-People auf den Weg. Die endgültige rechtliche Grundlage für den aka- demischen Austausch der Nachkriegszeit wurde 1961 mit dem Mutual Educational and Cultural Exchange Act geschaffen. Dieses auch als Fulbright-Hays Act 1961 bekannte Gesetz, das vom Kongressabgeordneten Wayne Hays aus Ohio mitinitiiert wurde, dehnte die Reichweite des Programms auf weitere Länder aus. Mit dem Gesetz wurde auch die Abteilung für Bildungs- und Kulturaustausch ( Bureau of Educational and Cultural Affairs – ECA ) im US-Außenministerium geschaffen, die heute mit 160 Ländern weltweit Programme durchführt und an denen über eine Million Deutsche und Amerika- ner*innen teilgenommen haben.
1 Aus einer Rede anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Fulbright-Programms 1976. 2 Sitzungsprotokoll des Kongresses, Bd. 129, Washington, Donnerstag, 22. September 1983, Nr. 123, S. S12679.
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