zuhause wohnen

Möbel sind für

Menschen da“ DEM BESTSELLER VERSCHRIEBEN Nach dem Studium der Germanistik und Theologie, einer Gesangsausbildung mit Konzertexamen für das Opern- und Oratorienfach wurde die gebürtige Bielefelderin 1982 Mitglied des Kölner Rundfunkchores. Parallel machte sie sich als Solistin einen Namen. Während der ersten Schwangerschaft schrieb Hera Lind 1988 ihren Debütroman „Ein Mann für jede Tonart“ mit zwei Millionen verkauften Exemplaren, während der zweiten die Fortsetzung „Frau zu sein bedarf es wenig“. Mit ihrem dritten Bestseller „Das Superweib“ gelang ihr der endgültige Durchbruch als Schriftstellerin. Der Film mit Veronica Ferres und Heiner Lauterbach zählte 1996 zu den erfolgreichsten Komödien. Und das Multitalent begann zu moderieren: für das ZDF die Sendung „Hera Lind und Leute“, für die ARD „Herzblatt“. Seit 2010 widmet sie sich ernsteren Themen und bringt in Tatsachenromanen die wahren Geschichten ihrer Leser zu Papier. Mit ihrem Ehemann, Hotelier Engelbert Lainer-Wartenberg, lebt sie in Salzburg in einer Wohnung im ältesten Haus der Altstadt, anno 1360.

Hera LIND „Mein Zuhause-Gefühl“

Farbpalette durchgesetzt. Der Seminarraum ist der „rote Salon“, nur das Esszimmer ist in eher erdigen Tönen gehalten. Wie schaffen Sie sich eine Wohlfühl-Atmosphäre für das Schreiben Ihrer Romane? Mein Mann hat mein Arbeitszimmer, das hellste der gesamten Altbauwohnung, ganz wunderbar eingerichtet: Mit weißen Mö- beln, einem roten Sofa, einem gläsernen Schreibtisch, vielen Bücherregalen, die mir buchstäblich den Rücken freihalten, und ich habe dann eine Gymnastikmatte und Hanteln dazugelegt. Für mich der perfekte Raum, übrigens mit Blick auf das Priester- seminar gegenüber. Ich turne natürlich bei offenem Fenster. (lacht) Welche Rituale bringen Sie nach Schreibklausuren wieder ins Hier und Jetzt zurück? Abends läutet mein Mann die Schiffsglocke, die er von seinem ehemaligen Luxusliner, der „Queen Elizabeth II“, als Erinnerung bekommen hat, und dann marschieren wir entweder bei Wind und Wetter über den Mönchsberg oder spielen zehn Sätze Tischtennis. Die ersten Sätze gewinnt immer er, weil ich noch so in der Dramatik meines Romans stecke, aber dann hole ich auf. Sie öffnen Ihr Zuhause für Schreibseminare. Stört das nicht die Privatsphäre? Das war auch die erste Frage meiner Kinder, als wir ihnen von unseren Plänen erzählten. Aber im Gegenteil, wir zwei sind gast- freundlich und so neugierig auf Menschen und ihre Geschichten, dass wir es als große Bereicherung empfinden. Die strahlenden Augen beim Reinkommen und die Umarmungen beim Abschied sagen alles. Wir hatten bis jetzt 300 Teilnehmer*innen, und vie- le sind wiedergekommen. Es haben sich Freundschaften entwi- ckelt – so habe ich mir kreative Künstlertreffs immer vorgestellt!

Mit welchem Gefühl schließen Sie die Haustür auf? Mit einem ganz wunderbaren, warmen, glücklichen Gefühl. Wir haben in der Familie ein Wort dafür: Hema! Das ist schwe- disch und bedeutet: Daheim! Sie leben mitten in Salzburg, in Sichtweite zu Mozarts Geburtshaus. Spüren Sie seinen kreativen Geist? Das behaupte ich, wenn wir Schreibseminare haben. (lacht) Es motiviert unsere Teilnehmer*innen ungemein! Draußen auf dem Marktplatz stehen die Touristengruppen aus aller Welt und be- staunen unser Nachbarhaus, da schwappt auch was von der Energie zu uns herüber. Welche Handschrift trägt Ihre Einrichtung? Die Handschrift meines Mannes, der schon mehrere Schloss- hotels und Schiffe (mit) eingerichtet hat und einfach weiß, wie man Eleganz mit Gemütlichkeit verbindet. Welche Rolle spielt für Sie traditionelle Eleganz? Für mich eine nebensächliche, da ich als vierfache Mutter früher immer eher praktisch als elegant eingerichtet war. Was soll ein französischer Samt-Fauteuil, wenn ein Dreijähriges Knetgummi draufschmiert? Aber ich bin heute auch keine Großmutter, die einen Plastiküberwurf auf das Sofa zurrt, bevor die Enkel kom- men. Die Möbel sind für die Menschen – und nicht umgekehrt. Farben, Muster, Materialien – worauf legen Sie Wert? Ich mag sonnige Farben, insbesondere weil das 1360 erbaute Haus im Schatten des Mönchsbergs steht und dicke Mauern hat. So habe ich mich erfolgreich mit der rot-orange-gelben

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