RÜTTER
Wird der Hund intensiv gestreichelt, senden tieferliegende Rezeptoren in der Haut Signale
rasierten Vibrissen. Es ist jedoch klar, dass sie weitaus mehr als nur ein op- tisches Merkmal sind. Info: Damit gilt unter Experten aktu- ell auch weitestgehend die Auffassung, dass die Rasur der Vibrissen einer (tem- porären) Amputation im Sinne des Tier- schutzgesetzes gleichkommt, also ohne medizinischen Grund verboten ist. Der sechste, siebte, … Sinn Die lange vorherrschende Meinung, Hunde hätten kein Zeitgefühl, wur- de durch verschiedene Forschungen in den 2000er-Jahren widerlegt. So scheint es für Hunde durchaus einen Unterschied zu machen, ob seine Menschen für eine halbe Stunde oder mehrere Stunden weg sind – nicht je- doch, ob es drei oder vier Stunden sind. Dieses Studienergebnis bestätigt sich in der Praxis häufig beim Training für das Alleinbleiben. Jeder Hund sollte dies erlernen – am besten in kleinen Schritten, angefangen mit wenigen Sekunden bis hin zu einigen Minu- ten. Bist du dann so kleinschrittig bei etwa einer Stunde Alleinbleiben an- gekommen, kannst du die Schritte in der Regel schnell auf mehrere Stun- den erhöhen. Ein wichtiger Faktor für
das Zeitempfinden scheint erneut die enorme Riechleistung des Hundes zu sein. Hunde sind in der Lage, zwischen frischem und altem Geruch zu unter- scheiden. Bei der Jagd können sie so z. B. feststellen, in welche Richtung sich die Beute entfernt hat. Verlässt du nun das Haus, nimmt dein Hund wahr, wie dein Geruch im Laufe der Zeit ab- nimmt. Er merkt sich, wie es riecht kurz bevor du nach dem regelmäßigen Ar- beitstag wiederkommst, und weiß so schon kurz vorher, dass es bald so weit sein wird. Weitere Sinneswahrnehmungen der Hunde sind ebenfalls Teil der aktuellen Forschung. So ist z. B. noch nicht ge- klärt, inwiefern Hunde das Magnetfeld der Erde wahrnehmen und sich daran orientieren. In Studien zeigte sich, dass Hunde sich teilweise beim Koten oder Fressen abhängig vom Magnetfeld aus- richten. Das variierende Magnetfeld und die schwierige Interpretation von Beo- bachtungsstudien erschweren jedoch den Erkenntnisgewinn. Eine mögliche Funktion der magnetischen Ausrich- tung könnte aber wohl die Orientie- rung des Hundes durch inneres Kar- tografieren der Umwelt sein. MARCEL WUNDERLICH
Kinn, Maulwinkeln und Augenbrauen, kommt eine besondere Bedeutung zu. Die Vibrissen sind so empfindlich, dass nicht nur direkte Berührung, sondern sogar ein Luftzug registriert wird. Damit schützen die Vibrissen den Hund nicht nur vor Kollisionen, sondern könnten auch ein Teil der Orientierung auf grö- ßere Distanz sein: Sie registrieren den Wind, der den wahrgenommenen Ge- ruch transportiert. Bislang fehlen fundierte Studien zur Einschränkung des Hundes bei feh- lenden, durch Zucht veränderten oder
Die Sinne von Hund und Herrchen/Frauchen im Vergleich Hund Mensch
ca. 250 Millionen Rezeptoren auf der Riechschleimhaut
ca. 10–30 Millionen Rezeptoren auf der Riechschleimhaut drei Zapfentypen (wichtig für das Farbspektrum des Menschen); 5 % der Sinneszellen sind Zapfen
Riechen
zwei Zapfentypen, kein Zapfentyp für rötliches Licht vorhanden; 3 % der Sinneszellen sind Zapfen; Farben nur abgeschwächt wahrnehmbar Hunde können höhere (bis zu 60000 - 65000 Hz) und weiter entferntere Töne hören; Hunde können Geräusche rund um sich herum besser orten
Sehen
Menschen können Töne nur bis ca. 20000 Hz hören, zudem können sie die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, nur im Bereich um 140 Grad gut deuten
Hören
ca. 1700 Geschmacksknospen; Hunde schmecken umami (herzhaft/würzig), bitter, sauer, süß und salzig
ca. 9000 Geschmacksknospen; Menschen schmecken umami, bitter, sauer, süß und salzig
Schmecken
die Kombination mehrerer Rezeptoren bildet den Tastsinn; die Vibrissen spielen eine wichtige Rolle
die Kombination mehrerer Rezeptoren bildet den Tastsinn
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