Partner Hund

schweige denn im Fell. Im Laufe der Zeit hat sich mein ganzes Leben dem angepasst: In Wohnungseinrichtung und Kleidung finden sich nur noch Nuancen von Beige oder Pastellfarben, sodass weiße und hellrote Stichelhaare quasi unsichtbar damit verschmelzen. Schwarze Strickpullis, wie ich sie frü- her liebte, sind schon lange aus meinem Kleiderschrank verschwunden und durch cremefarbene ersetzt. Ein schwarzer Hund wäre heute der Untergang meiner häuslichen Ordnung. Grundsätzlich haben helle Hunde ein- fach deutliche praktische Vorteile: Ana- log zu meinem eigenen aschblonden Schopf fällt das Ergrauen nicht gar so schnell auf oder ist besser zu kaschie- ren. Und leichter zu fotografieren für das Instagram-Profil sind sie auch noch. Arme schwarze Hunde. Es ist mir unangenehm zuzugeben, dass meine Podencos die Gesamtsitu- ation für sie nicht besser machen: Sie schätzen die schwarzen Kollegen ein- fach nicht besonders. Nachbars Berner Sennen ist der Erzfeind, zumindest durch den Gartenzaun. Schwarze La- bradore werden beim Spaziergang be- sonders vehement zurechtgewiesen, obwohl das natürlich auch an deren häufiger Distanzlosigkeit liegen könnte. Und auch auf der Hundewiese ziehen die Schwarzen schnell ihre nicht so

Christiane Nadol

Die in Köln lebende Bloggerin engagiert sich seit Jahren bei einem Tierschutzverein auf Mallorca. In ihrem Haus in Deutschland hat sie bereits für rund 100 Hunde Pflege- stelle gemacht und selbst etlichen Podencos ein Für-immer-Zuhause gegeben. Infos: www.podifee.com/

Na, wer von beiden ist Ihnen auf Anhieb sympathischer?

wohlgesonnene Aufmerksamkeit auf sich. Rührt das vielleicht daher, frage ich mich, dass sie mit schwarzen Hun- den einfach nicht früh genug vertraut gemacht worden sind? Schließlich sind sie in Spanien nur unter ihresgleichen aufgewachsen. Allenfalls der Hofhund mit der Oberaufsicht war schwarz, üb- licherweise ein Pastor Mallorquin (mal- lorquinischer Schäferhund), und der war vermutlich auch eher Angstgegner als Spielgefährte. Schwarz-Weiß-Denke Und wenn selbst die Hunde schon Vor- behalte haben, was muss man da erst vom Menschen erwarten, der ja eh zur Stigmatisierung und Schwarz-Weiß- Denke neigt? In der Tat: Schwarze Hunde brauchen oft sehr viel länger, um vermittelt zu werden, das ist beileibe nicht nur meine persönliche Erfahrung aus 15 Jahren Tierschutzarbeit. Das mag zwar auch damit zusammenhängen, dass viele der schwarzlastigen Rassen unglücklicherweise auch noch eher groß und oft auch wachsam sind, wie zum Beispiel Dogge oder Dobermann, Neufundländer oder Hovawart, Rus- sischer Terrier oder Riesenschnauzer, Beauceron oder Rottweiler, Cane Corso oder Groenendal. Aber es trifft durch- ▶

K

ennen Sie Matthew John- stones Erzählung „Mein schwarzer Hund“? Neulich stolperte ich darüber und

war erschüttert. In seiner Geschichte benutzt Johnstone den dunklen Vier- beiner als Metapher für seine seelische Erkrankung, die Depression, die außer Kontrolle gerät und sein Leben zur Qual macht. Ganz abgesehen davon, ob das Bild nun hilfreich ist im Verstehen die- ses Leidens – was für eine zusätzliche Bürde ist dieser Vergleich für den Ruf dieser Tiere! Als hätten schwarze Hunde es nicht eh schon schwer genug. Und so schreibe ich also nun ei- ne Lovestory über schwarze Hunde, obwohl ich dafür eigentlich völlig unqualifiziert bin. Schließlich habe ich noch nie einen gehabt, außer vor langer Zeit einen einzelnen Pflege- hund, der unglücklicherweise auch noch „Nero“ hieß; der Name war zwar bloß aus dem Italienischen für Schwarz hergeleitet, aber der böse römische Kaiser schwang natürlich trotzdem immer mit. Meine eigenen Hunde, allesamt spa- nische Podencos, könnten jedenfalls gegenteiliger nicht sein. Sie tragen lu- stige Namen und haben nicht mal im Nasenspiegel schwarze Pigmente, ge-

„Schwarze Hunde brauchen

oft sehr viel länger, um vermittelt zu werden.“

Unwiderstehlich wie alle Welpen: Auch die kleinen Schwarzen sind Zucker

JULI 2022 | PARTNER HUND 39

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