IHK-Magazin Ausgabe 3/2024

TIPPS

AZUBIS UNTER STRESS „Da ist vielleicht jemand am Limit“ In einem Ausbildungsbetrieb kann es schon mal hektisch zugehen. Sven Hannawald, Botschafter für die Offensive Psychische Gesundheit, gibt Tipps für schwierige Phasen.

AUS- BILDUNG

später sprachen Sie über den eigentlichen Grund – Burnout. Hat sich die Erkrankung erst gegen Ende der Karriere entwickelt, oder gab es rückblickend vielleicht schon in jungen Jahren Anzeichen dafür? Hannawald: In meiner Jugendzeit habe ich nichts als stressig empfunden, das kam erst mit dem Alter. Es ist wie eine Schublade, in du jahrelang alles reinlegst. Irgendwann ist sie so voll, dass du sie nicht mehr aufbe- kommst. Meiner körperlichen Grenzen war ich mir immer bewusst. Viel schwieriger war es zu erkennen, wann es für den Kopf zu viel ist. Beim Kraftsport ist klar, dass man danach eine Pause braucht. Das ich meinem Kopf auch einmal Pausen geben muss, das habe ich erst danach gelernt. Gab es damals Außenstehende wie Trainer, die diese Veränderungen schon wahrge- nommen haben, bevor Sie diese überhaupt wahrnehmen wollten? Hannawald: Wir haben es alle wahrgenom- men. Ich war der erste, aber wollte es nicht einsehen beziehungsweise dachte, das geht schon vorbei. Aber auch meine Eltern und Trainer haben gemerkt, dass ich mich ver- ändere. Eigentlich bin ich immer derjenige, der gerne mal einen blöden Spruch macht. Plötzlich bin ich still geworden und habe mich immer mehr zurückgezogen. Ausbilder arbeiten ähnlich wie Trainer mit jungen Menschen zusammen. Sie fördern Fähigkeiten und fordern Leistungen. Wie können sie erkennen, wenn der Druck einem Lehrling zunehmend zu schaffen macht? Hannawald: Wichtig ist, die Menschen nicht abzuspulen und nur eine Namens- liste abzuhaken. Als Ausbilder sollte man den Rundum-Blick bewahren und genau beobachten, wie sich die Azubis geben. Verändern sich die Charaktere mit der Zeit? Manche waren vielleicht von Anfang an eher ruhiger, manche werden es erst mit der Zeit. Auch eine Nullbock-

Herr Hannawald, während ihrer Zeit am Ski-Internat in Furtwangen entschie- den Sie sich dafür, eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker zu machen. Parallel trainierten Sie weiter, nahmen an Wettkämpfen teil. War das nicht unwahr- scheinlich stressig? Sven Hannawald Das Ski-Internat bot damals eine duale Ausbildung an. Für die Wettkampfsaison oder andere wichtige Sportveranstaltungen wurde man immer sofort freigestellt. Dafür hat die Berufsaus- bildung dort vier Jahre gedauert und nicht wie normalerweise zweieinhalb. Mein Wunschberuf war das damals aber nicht, ich war eher interessiert an Autos und hätte lieber an denen geschraubt. Aber so waren wenigstens meine Eltern beruhigt, dass ich etwas Handfestes gelernt habe, falls es mit dem Sport nichts wird. Nach der Internatszeit folgte für Sie ein jahrelanger Höhenflug: Olympia-Medail- len, Schanzen-Rekorde, Siegertreppchen. 2005 beendete Sie Ihre Karriere. Erst

Sven Hannawald war ein sehr erfolgreicher Skispringer. Heute spricht er unter anderem als Keynote Speaker zu Stress- und Burnoutprävention.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 03 | 2024

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