56 –– RHEINGOLD
57 EINE WEINREISE ––
FAKTEN ÜBER PIWIS REB-REBELLION
Die Annahme, dass Rebsorten so sind, wie sie sind, und über Jahrhunderte gleich bleiben, ist ein populärer Irrtum. Die Rebe liebt es zu mutieren. Mal sind es nur kleine Abweichungen, die auch durch Anpassung an die lokalen Gegebenheiten entstehen – sogenannte Klone – und mal sind es fast neue Sorten. Wie bei vielen Obstsorten lässt sich das Spiel der Natur auch beschleunigen und beeinflussen. Am einfachsten und natürlichsten, indem man Rebsorten miteinander kreuzt ...
2021 CABERNET BLANC Wedekind | Rheinhessen
2020 CABERNET JURA Wedekind | Rheinhessen
Anteil der PiWi-Rebfläche an der gesamtdeutschen Rebfläche etwa 3 %
Dieser Cabernet blanc ist 1991 aus Cabernet Sauvignon und Regent gezüchtet worden und seit 2010 für den Anbau zu- gelassen. Ein Jungspund und trotzdem extrem erfolgreich, denn er hat sich nicht nur als sehr pilzresistent erwiesen, sondern ist auch geschmacklich spannend. Wenn man ihn irgendwo verorten möchte, dann vielleicht zwischen Sauvi- gnon blanc und Riesling. Er besitzt Exotik und Frische, ist gleichzeitig aber auch komplex und bringt die würdevolle Art der deutschen Top-Rebsorte mit. Erstaunlich ist es, wenn man frühere Jahrgänge vergleichend verkostet. Vom ersten Eindruck her würde man ihm vielleicht kein großes Reifepotential zutrauen, aber das besitzt er überraschender- weise in hohem Maße. Einer der interessantesten PiWi-Stile!
Bei der Sorte Cabernet Jura ist einiges im Unklaren, außer dass sie hier im wahrsten Sinne des Wortes „leckeren“ Wein hervorbringt. Der Züchter Valentin Blattner, Vater vieler Pi- Wis, konnte gar nicht recht angeben, wer der Kreuzungs- partner des Cabernet Sauvignon war. Vieles deutet auf Me- dina und/oder Kaberne Severnyi hin.Von beiden hatten wir zuvor noch nie gehört. Unstrittig ist, dass die Reben gut ge- lungen sind. Neben guter Pilzresistenz wachsen sie auch auf kargen Böden. Aromatisch fällt der Wein eindeutig in die Kategorie Charmeur. Dunkel von der Farbe, mit ausladen- der schwarzer Beerenfrucht und samtigen Tanninen, ist er ein Schmeichler. Nicht zu kompliziert, sondern einfach ein guter, charakterstarker Rotwein, der Spaß macht.
WELCHE PIWI-SORTEN GIBT ES? Mittlerweile gibt es eine wahre Flut von PiWis, die jedoch nur einen Anteil von rund drei Prozent an der gesamtdeutschen Rebfläche aus - machen. Wie robust gegen Pilze und biologisch sie am Ende wirklich sind, ist nicht nur von Rebsorte zu Rebsorte sehr verschieden, sondern natürlich auch vom Terroir und dem Anspruch des Winzers abhängig. Die Namen der Sor- ten sind oft noch gewöhnungsbedürftig, aber der Riesling wurde ja auch nicht an einem Tag erfunden. Bekannte Sor- ten heißen beispielsweise: Cabernet blanc, Muscaris, Calar- dis, Johanniter, Sauvignac, Solaris, Cabertin, Oinitin, Saint Noir, Felicia, Baron. Der rote Regent ist die in Deutschland am weitesten verbreitete PiWi-Sorte. KÄMPFEN PIWI-WEINE MIT VORURTEILEN? Dass PiWis eher minderwertig bis mittelmäßig schmecken, ist ein Vor- urteil, das sich leider nicht selten bewahrheitet. Zu PiWi- Reben gibt es einfach noch kein großes Erfahrungswissen (siehe Gespräch mit Philipp Wedekind, S. 53). Es ist nach- vollziehbar, das Winzerinnen und Winzer die Sorten eher selten in ihre besten Lagen pflanzen. Hinzu kommt, dass die Konsumenten PiWis eher im unteren Preissegment er- warten. Somit werden die Weine insgesamt einfacher er- zeugt, aber all das ändert sich langsam und es wird span- nend sein zu sehen, wie es weitergeht. Auch hier gilt: Versuch macht klug. Die Weinwelt ist vielfältig.
F ür Kreuzungen ist Müller-Thurgau ein gutes Bei- spiel. Nach neuesten Forschungen ist die Rebsor- te eine Züchtung aus Riesling und Madeleine Royale – die wiederum aus Pinot und Trollinger entstanden ist. Oder die Rotweinsorte Cabernet Sauvignon, die von Cabernet Franc und Sauvignon blanc abstammt. WAS SIND PIWIS UND WAS BRINGEN SIE? Wenn man Rebsorten speziell so züchtet, dass sie vor allem gegen Pilz- krankheiten resistenter sind, spricht man von PiWis (Kürzel für pilzwiderstandsfähige Rebsorten). So einfach ist es erst einmal. Der größte Teil der Spritzmittel, auch im ökologi- schen Weinbau, wird zur Vermeidung von falschem und echtem Mehltau eingesetzt. Den kennen und hassen auch alle Gärtnerinnen und Gärtner. Wenn Reben hier weniger empfindlich reagieren, spart man nicht nur Spritzmittel, sondern auch Fahrten mit dem Traktor. Das bedeutet weni- ger Chemie, weniger CO 2 , gesündere Weinbergsböden und am Ende auch weniger Arbeit. Bei manchen PiWi-Sorten geht theoretisch man von bis zu 80 Prozent weniger Spritz- mitteleinsatz aus. Realistisch, so erfahren es die meisten Winzerinnen und Winzer, sind eher bis zu 50 Prozent, was aber auch schon eine ganze Menge ist.
8–10 °C
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Das Paket enthält drei Weine vom Weingut Wedekind: 15091-22 – 2022 MUSCARIS
15092-21 – 2021 CABERNET BLANC 15093-20 – 2020 CABERNET JURA
MEHR DARÜBER ERFAHREN: www.piwi-international.org www.zukunftsweine.de
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SEPTEMBER 2023
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