TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG
AUF UMWEGEN ZUM GLÜCK Gina Kappes und ihr Weg zur Unternehmerin
G ina Kappes nennt es einen verrückten Kar- riereweg. Um es vorweg- zunehmen: Die 30-Jährige ist heute Neuro-Coach und Mentorin auf dem Gebiet des Stressmanagements und Ge- sundheitstrainings. Auf ihrem Weg wurde sie immer wieder ausgebremst, doch erst durch die Rückschläge hat Kappes die Richtung gefunden. Zwei Mal hatte die frühere Leis- tungssportlerin einen Zusam- menbruch: Den ersten, da war sie gerade 24 Jahre alt und für das Marketing-Start-up, für das sie damals arbeitete, auf Dienstreise in China. Sie muss die Reise abbrechen. Zurück in Deutschland geht Kappes zum Arzt, dieser diagnostiziert einen Burnout. „Das fühlte sich komisch an“, sagt sie. Denn dass ihr Körper einmal nicht mehr das machen würde, was sie will, hatte die junge Frau nicht eingeplant. Kappes geht in Therapie, wirft Glaubenssätze wie „wer müde ist, hält nicht genug aus“ über Bord und orientiert sich um. Sie rückt ihre Leidenschaft, die Faszination für den menschli- chen Körper, in den beruflichen Mittelpunkt, erwirbt Trainerli- zenzen und wird Athletik- und Personal-Trainerin. 2017 erhält Kappes ihren ersten großen Auftrag: Sie soll das Athletik- training für eine Handball- mannschaft übernehmen. „Ich hätte nie ein Gewerbe angemel- det, wenn ich diesen Auftrag nicht bekommen hätte“, erzählt sie rückblickend. „G.R.I.T. athletics“ heißt ihre Firma damals. Nebenher arbeitet die
Unternehmerin halbtags in der Fitnessbranche, gibt Gesund- heitskurse, unter anderem für Großunternehmen. 2018 wendet sich dann der erste Profifußballer an Kappes, sie soll ihn nach einem Reha- Aufenthalt wieder fit machen. „Das war der Durchbruch.“ Die Mannheimerin erkennt, dass das, was sie macht, finanziell Potenzial hat. „Ich habe an- gefangen, unternehmerisch zu denken.“ Was Kappes dabei vergisst, ist sich selbst. Wieder einmal. Von frühmorgens bis spätabends ist sie auf den Beinen. Im Oktober 2018 wird Kappes mit akutem Nieren- schaden ins Krankenhaus eingeliefert. Wieder hat ihr Körper die Reiß- leine gezogen, und wieder hat sie selbst es nicht rechtzeitig erkannt. Obwohl es Signa- le gab: extreme Müdigkeit, Kopfschmerzen, Stimmungs- schwankungen. „Das habe ich weggedrückt. Wenn ich etwas will, dann will ich das, dann gibt es kein rechts und kein links“, sagt Kappes. Die Frage, warum keinem ihrer eigenen Trainer aufgefallen war, wie schlecht es ihr geht, beschäf- tigt sie. „Ich wollte eine Traine- rin sein, die die Menschen an- sieht und erkennt, an welcher Stellschraube gedreht werden muss.“ So findet Kappes zur Z-Health-University, die Trai- ner nach dem neurozentrierten Trainingsansatz ausbildet. Der geht davon aus, dass zu viel Stress zu Fehlern in der Informationsübertragung im Gehirn führt. Daraus können
Gina Kappes Geschäftsführerin von True Evolution.
Schmerzen, Bewegungsprob- lematiken, extreme Müdigkeit und Konzentrationsverlust entstehen. Kappes lässt sich zum Z-Health-Practioner aus- bilden und beginnt im Februar 2019, die ersten Kunden mit dem Ansatz zu trainieren. Ihr Unternehmen nennt sie nun „True Evolution“. Kappes will Menschen nachhaltig fit und gesund machen. „Ich doktere nicht an einzelnen Symptomen herum, sondern schaue, was passiert im Funda- ment, welche Informationswe- ge sind blockiert und können mit Augen-, Atem- sowie Innenwahrnehmungstraining wieder verbessert werden.“ Kappes gibt Workshops in Fir- men, coacht Profisportler und Manager, die ihre Leistungs- fähigkeit wiederherstellen oder erhöhen wollen. Im Zentrum ihrer Arbeit steht nicht mehr das Athletische, sondern die ganzheitliche Gesundheit. „Es geht darum, das Leben in eine dynamische Balance zu brin- gen: Arbeit, stressige Phasen, Auszeiten, Urlaub und emotio- nale Hochs und Tiefs“, betont Kappes. So wie es ihr in ihrem eigenen Leben gelungen ist.
Gesundheit- liche Pro- bleme habe ich wegge- drückt. Wenn will ich das, dann gibt es kein rechts und kein links.“ ich etwas will, dann Gina Kappes über ihren Werdegang als Unternehmerin
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2022
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