IHK-Magazin Ausgabe 06/2022

06 | 2022 IHK Magazin

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Ausfall IT-Systeme

So erreichen Sie Ihre IHK aktuell SEITE 9

EXISTENZGRÜNDUNG

Wie Raphael Soueidan sein eigener Chef wurde SEITE 11

AUS DEN UNTERNEHMEN Stefanie Krüger-Pflüger über ihr Start-up SEITE 41

VERPACKUNGSGESETZ Das kommt auf Unternehmen zu SEITE 50

Seit 20 Jahren bieten wir mit unserer 360°-Förderung jungen Sportlern und Menschen mit Amputation neue Perspektiven für ihre sportliche, schulische, berufliche und soziale Entwicklung. Möglich wird dies auch durch die Unterstützung unserer engagierten Partnerunternehmen, wie zum Beispiel die GBG Mannheim. Im Namen unserer Sportler: DANKE! ANPFIFF INS LEBEN 2 JAHRE

STANDPUNKT

Wertschöpfer wertschätzen!

D er 24. Februar stellt eine Zäsur für rechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine eine neue Realität: Massiv steigen- de Energiepreise, eine hohe Inflation, Roh- stoffknappheit, gestörte Lieferketten – die Liste der Herausforderungen wird täglich länger und länger. Eines der wichtigsten Themen für die Wirtschaft ist die Energieversorgung. Man- che sagen sogar, dass wir auf einen Energie- Notstand hinsteuern. Schon jetzt drosseln einige Betriebe ihre Fertigung, um Gas zu sparen, während andere Unternehmer nicht wissen, ob sie die gestiegene Stromrechnung bezahlen können. Das Fatale dabei: Die Energiekrise ist nicht nur eine Energiekrise. Die hohen Preise für Energie sind auch ein massiver Inflationstreiber und sorgen für enorme Schäden in Wirtschaft und Gesell- schaft. Die Politik ist gefordert, die Notfall- zahlungen für Unternehmen mit extrem hohen Energiekosten rasch auszudehnen. Und wir brauchen Überbrückungshilfen im Falle von faktischen Betriebsschließungen. Es steht viel auf dem Spiel! Wirtschaft, Politik und Gesellschaft dar: Wir alle erleben durch den völker- Gleichzeitig müssen wir die jetzige Situ- ation als unsere neue Normalität anneh- men und alles daran setzen, dass sich die Entwicklung wieder zum Besseren wendet.

luste zu verhindern. Es liegt an uns, diese Herausforderung selbst anzugehen und möglichst andere Akteure in Politik wie Ge- sellschaft mitzunehmen. In der öffentlichen Diskussion werden Unternehmen häufig als Teil des Problems dargestellt. Darin zeigt sich, wie so oft, die mangelnde Wertschätzung für die Leistung von Unternehmerinnen und Unterneh- mern sowie deren Belegschaften. Denn das Gegenteil ist der Fall: Die Wirtschaft ist die zentrale Stärke Deutschlands und auch unserer Metropolregion. Unternehmen sind meist der entscheidende Faktor, um Probleme zu lösen. Es gilt also: Nicht alles ist Wirtschaft, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts. Insbesondere der Mittelstand und die Familienunternehmen sind das Herz der Wirtschaft und sollten nicht nur in politi- schen Sonntagsreden eine Rolle spielen. Wir brauchen eine Kultur, die Unterneh- mertum sowie Innovation, Wachstum und Expansion begrüßt und fördert. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass Teile unserer saturierten Wohl- standsgesellschaft fasziniert sind von der Vorstellung einer dauerhaft stagnierenden Wirtschaft. Welches Zerrbild von Wirtschaft und Wachstum aus solchen Vorstellungen spricht! Um es zu konkretisieren: Statt Stagnation brauchen wir eine Willkom- menskultur für Unternehmerinnen und Unternehmer. Daher mein Appell an Politik, Verwaltung, Medien und Öffentlichkeit: Mehr Wertschät- zung für Wertschöpfer!

16 PROZENT der Industriebetriebe in Deutschland sehen sich aufgrund der Energielage gezwun- gen, ihre Produktion zurückzufahren oder zumindest teilweise Geschäftsbereiche aufzugeben. QUELLE: DIHK-ENERGIE- WENDEBAROMETER 2022

Nicht alles ist Wirtschaft, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts.“

Denn auch wirtschaftlich ist das, was wir erleben, eine Zeitenwen- de. Wir sind jetzt alle gefordert, dauerhafte Wohlstandsver-

Manfred Schnabel Präsident der IHK Rhein-Neckar

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INHALT

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KOMPAKT 6 Wirtschaft und Region Im Überblick

TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

10 Selbstständigkeit Auf neues Terrain wagen

11 Träume verwirklicht Warum Raphael Soueidan nicht aufgibt, ehe er die Eins hat 12 Auf Umwegen zum Glück Gina Kappes und ihr Weg zur Unternehmerin

48 Ab auf die Insel!

14 Selbstständig im Nebenerwerb Wie Denise Leja und Michael Stammel nebenbei zu Unternehmern wurden

Jill Gallard, britische Botschafterin in Deutschland, im Interview zu den Chancen deutscher Betriebe im Vereinigten Königreich.

16 Überblick Wissenswertes und Tipps zur Existenzgründung

AUS DER IHK

20 Kaufkraft IHK-Analyse zeigt starke Unterschiede in der Region 22 Neckar-Odenwald-Kreis IHK und Unternehmen kämpfen gemeinsam gegen Fachkräftemangel

41 AUS DEN UNTERNEHMEN Wärme für

fleißige Hände Stefanie Krüger-Pflüger bringt gerne die Augen ihrer Kunden zum Leuchten – mit ihren beeboots, fingerfreien Hand - schuhen mit integrierten Pulswärmern.

STANDORT

24 Mobilitätspakt Rhein-Neckar Wie die IHK die Interessen der Unternehmen vertritt

26 Tourismusregion Rhein-Neckar Wie blickt die Branche in die Zukunft?

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AUS DEN UNTERNEHMEN 36 Valuniq Real Estate

Immobilien als Kapitalanlage 37 CED Computer Elektronik Geschäftsführer Joachim Dahlke und seine Idee von grüner IT 38 Heidelberg Instruments Mikrotechnik Ausrüster für Industrie und Forschung 39 KPI4me Schluss mit Datensalat 40 Ruppert U.S.I.P. Deutscher Fachmann für amerikanisches Patentrecht 41 beeboots 3 Fragen an Gründerin Stefanie Krüger-Pflüger 42 B&S Industrieservice Gestiegene Nachfrage nach Luftfiltern 44 Heidelberger Volksbank Vorstand Stefan Baumann im Interview 45 Personal-Training-Systems Wie Stefan Schmitt seine Kunden fit hält

58 Auf neuen Wegen Der Inlandstourismus boomt, neue Angebote entstehen. Beispielsweise die „Römerpfade“ im Odenwald mit vielen Entdeckungen in der Natur.

TIPPS 46 Innovation 48 Auslandsgeschäft 50 Umwelt und Energie 51 Ausbildung 52 Weiterbildung

IHK-SERVICE 54 IHK-Börsen 55 Jubiläen 55 Öffentliche Bekanntmachungen 55 Impressum

NAMEN SIND NACHRICHTEN 56 Meldungen in Kürze

46 Tipps Innovation Wie schützen sich Unternehmen vor Cyberangriffen? Wie unterstützt die IHK dabei? Ein Überblick.

SO LADE ICH MEINEN AKKU AUF 58 So lade ich meinen Akku auf

Anna-Kristina Heimer bekommt beim Joggen den Kopf frei. Besonders entspannt die Geschäftsführerin der Bookplay GmbH jedoch, wenn sie etwas Neues lernt.

VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNGEN 34 Anzeigenspecial Geld, Kapital, Versicherungen

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KOMPAKT

GIG7 Freude am Gründen

Macht mit bei der aktuellen Female Founder-Kampagne des GIG7: MyClarella-Gründerin Clara Tescher

machen, wurde beim GIG7-Jubiläumsfest die Female Founders Map vorgestellt. Mit Hilfe von gedruckten Karten und einer digitalen Version können sich Interessierte zu weit über hundert Läden und Geschäften der Grün- derinnen leiten lassen. „Die Arbeit mit sehr unterschiedlichen Gründerinnen inspiriert uns, zeigt aber auch, wie viele Hürden Grün- derinnen zu überwinden haben. Der Weg, der vor uns liegt, ist noch lang“, so GIG7-Leiterin Lena Rübelmann. Lesen Sie mehr zum Thema Gründung und zum IHK-Beratungsangebot speziell für Jungunternehmerinnen im Titelthema ab Seite 10.

DAS GIG7 IN MANNHEIM wird 20. Es ist eines von bundesweit drei Gründungszentren speziell für Frauen und mittlerweile fest integriert im unternehmerischen Alltag von Unternehmerinnen wie Clara Tescher. Über einen Onlineshop bietet sie Produkte für die Geburt und das Wochenbett an, zusätzlich will Tescher als Unternehmerin Tabus rund um das Thema Mutterschaft brechen. „Ich habe 2019 ein Kind bekommen und relativ schnell festgestellt, dass ich trotz guter Betreuung durch Frauenarzt und Hebamme nicht gut auf den Teil nach der Geburt vorbereitet war. In Gesprächen mit anderen Müttern habe ich dann gemerkt, dass es nicht nur mir so geht. Die Idee für mein Unternehmen war geboren“, erzählt die Jungunternehmerin. Um Mannheimer Gründerinnen wie Clara Tescher für eine breitere Masse sichtbarer zu

Der Weg, der vor uns liegt, ist noch lang.“

GIG7-Leiterin Lena Rübelmann

gig7.next-mannheim.de

? Wie oft sollte ich das Notfall-Handbuch für mein Unternehmen überprüfen? FRAGE DES MONATS

ZAHL DES MONATS

Jeder Betrieb sollte ein Notfall- Handbuch haben – am besten in der digitalen Version, um im Notfall allen Verantwortlichen den Zugriff zu er - leichtern. Alle hinterlegten Unterlagen sollten regelmäßig auf Aktualität über - prüft werden, mindestens zweimal im Jahr. Mehr unter ihk.de/rhein-neckar/notfallhandbuch

190.000 UNTERNEHMEN

werden in Deutschland bis 2026 einen Wechsel an der Firmenspit - ze haben. Gehören Sie dazu? Lassen Sie sich von der IHK beraten: ihk.de/rhein-neckar/nachfolge QUELLE: INSTITUT FÜR MITTELSTANDSFORSCHUNG

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ZITAT DES MONATS

TIPPS & TERMINE

„Wir haben ein Ausbildungssystem, um das uns jeder in der Welt beneidet.“

Mehr Zeit für die Steuer- erklärung 2021: Neue Frist für steuerberatene Unternehmen ist der 31. August 2023, für andere Steuerpflichtige der 31. Oktober 2022. Bewerbungen erwünscht: Bis zum 23. September 2022 können sich Unter - nehmen aller Branchen und Größenklassen sowie Institutionen am Wettbe - werb „familyNET 4.0 – Unternehmenskultur in einer digitalen Arbeitswelt“ beteiligen. Dieser wird ausgelobt vom Ministe - rium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-

Württemberg und dem Bildungswerk der Baden- Württembergischen Wirt - schaft e. V. bewerben. familynet-bw.de Start-up trifft Mittelstand: Neues Online-Veranstal - tungsformat, das am 11. Ok - tober 2022 in die nächste Runde geht: produktent - wicklung. ihk.de/startup-trifft- mittelstand Fachkräfte aus dem Ausland gesucht? Was müssen Unternehmen be - achten, wer unterstützt? ihk.de/rhein-neckar/ fachkraft-ausland

Ralf Rohmann, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Eirich und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Industrie und Innovation Ralf Rohmann engagiert sich zusammen mit anderen Unternehmensvertretern aus dem Neckar-Odenwald-Kreis in der Initiative „Fachkräftesicherung“. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 22.

MEIN TOPSELLER

„Unsere Burger überzeugen auch im Fernsehen“ DARIO TRONCONE: Ich bin gelernter Speditionskauf- mann, meine heimliche Leidenschaft galt schon immer der Gastronomie. Als im Tennisclub in Mannheim- Feudenheim die Vereinsgaststätte frei wurde, habe ich hier das „Hüftgold“ eröffnet. Der Name entstand mit Familie und Freunden bei einer Flasche Wein. Wir setzen auf gemütlichen Bistro-Style mit einer kleinen, aber feinen Karte, etwa mit verschiedenen Vorspeisen als Tapas. Am besten kommen unsere Burger an – mit selbstgemachten Brioche-Brötchen, qualitativ hoch- wertigem Fleisch und einer vielfältigen Auswahl an Saucen, beispielsweise mit Trüffeln aus Kroatien. Unsere Burger standen auch im Mittelpunkt, als wir bei der Sendung „Mein Lokal, dein Lokal“ auf Kabel Eins mitgemacht haben. Was uns besonders stolz macht: Wir haben Platz 3 direkt hinter den teilnehmen- den Sterneköchen geholt! Langfristig wollen wir ein zweites Res-

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taurant eröffnen. Ich finde: Ein bisschen Hüftgold schadet niemanden.

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Seit 2019 leitet Dario Troncone das „Hüftgold“ – erst in Mannheim, mittlerweile in Schwetzingen.

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KOMPAKT

IHK-REGION Von virtuellen Zäunen und realen Investitionen

MANNHEIM Aus Stroh wird Toiletten- papier: Essity hat in sein Toilettenpapier-Sortiment einen Strohstoffzellanteil von mindestens zehn Prozent aufgenommen. Um Stroh zu Zellstoff verarbeiten zu kön - nen, wurde am Firmensitz für 40 Millionen Euro eine neue Anlage gebaut.

BUCHEN Die Überbetriebliche Aus- bildungsstätte Buchen (ÜAB) erhält eine Förderung vom Land Baden-Württemberg in Höhe von 120 000 Euro. Das Geld kommt vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. Mehr ÜAB-Neuig- keiten auf Seite 56.

HARDHEIM Das Fotoatelier Bernhard wurde von der keller.mitausblick GmbH übernommen. Die Werbeagentur aus Tauberbischofsheim entstand im März 2020 aus der Keller & Brennecke GmbH, die auch in Weinheim einen Standort hatte.

Hardheim

Weinheim

Buchen

EVENTS 17. September Metropolregion Rhein-Neckar Letzte Chance für Engagier- te: Jetzt noch anmelden für den MRN-Frei - willigentag 2022. Alle Projekte, die noch Teilnehmer suchen, sind ab - rufbar unter wir-schaffen- was.de Bis 15. Oktober Universitätsmu- seum Heidelberg Götter, Geber und Gelehrte: Sonderausstel - lung anlässlich der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun vor 100 Jahren sowie der Ent - schlüsselung der Hieroglyphen vor 200 Jahren. uni-heidelberg.de

Mannheim

Ladenburg

Eberbach

Osterburken

Heidelberg

Leimen

Schwetzingen

Mosbach

Walldorf

Wiesloch

Hockenheim

Sinsheim

HEIDELBERG „living brain“, Entwickler für Medizintechnik-Software, hat eine Finanzierungsrunde im siebenstelligen Volumen abgeschlossen. Über das Investorennetzwerk beteili - gen sich über 600 Privatan - leger, zusätzlich die beiden Investorinnen Ina Schlie und Dorit Posdorf von encourage - ventures.

OSTERBURKEN Spatenstich für das neue Logistikzentrum der Reisser- Schraubentechnik GmbH im Regionalen Industriepark Osterburken (RIO). Investieren will der Hersteller von Edel - stahlschrauben aus Ingelfin - gen-Criesbach 45 Millionen Euro.

WALLDORF Zaunplanung via Augmented Reality: Draht Mayr hat dafür die kostenfrei abrufbare Ranko AR App entwickeln lassen, die Projekte in 3D darstellt. Das Familienunter - nehmen produziert Zäune, Gabionen und Tore.

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DIE ANALYSE

STECKBRIEF Tom Waldeck: „Die Arbeit bei den Wirt- schaftsjunioren ist sehr bereichernd“ Im September findet die Bundeskonferenz der

KALENDERBLATT

11. Oktober 1972 Die Bundesrepublik Deutsch - land und die Volksrepublik China vereinbaren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. 50 Jahre später ist China Deutschlands wich - tigster Handelspartner: 2019 entfielen 96 Milliarden Euro auf deutsche Exporte nach China und 110 Milliarden Euro auf chinesische Exporte nach Deutschland.

anstaltung im Juli mit rund 50 Gästen. Daneben treibt der Vorstand mit mir als Kreis - sprecher auch vereinsinterne Themen voran. Beispiels - weise wird die Vereinsstruktur evaluiert und die Organisa - tion aller Themen rund um unsere Finanzen überdacht. Über allem steht der Ansatz, nachhaltig für die Zukunft auf - gestellt sein. Wieso engagieren Sie sich bei den Wirtschaftsjunio- ren? Unsere Mitglieder kommen aus den verschiedensten Branchen. Da treffen viele unterschiedliche Sichtweisen und Themen aufeinander. Für mich ist das eine große Bereicherung: Man lernt viel über sich selbst, erhält wichti - gen Input für das Berufsleben und erfährt unter anderem auch, wie man mit Koopera - tionspartnern professionell umgeht.

Wirtschaftsjunioren in der Region statt. Was erwartet die Teilnehmer? Ein sehr abwechslungsreiches Programm: Vorträge und Workshops mit bundesweit bekannten Referenten wie der LinkedIn-Influencerin Céline Flores Willers, die Bundesde - legiertenversammlung mit der Wahl des neuen Bundesvor - stands, Besuche von Unter - nehmen sowie Institutionen und als Rahmenprogramm Sportturniere sowie Kultur - events. Wir freuen uns alle sehr darauf, Freunde wieder persönlich zu sehen und neue Kontakte zu knüpfen! Welche Themen stehen für die Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen neben der Bundeskonfe- renz im Fokus? Nach den Corona-Heraus - forderungen nehmen wir viele unserer regelmäßigen Aktivitäten wieder auf. Dazu zählt etwa die Klartext-Ver - ZUR PERSON Tom Waldeck ist Senior Manager bei der KMPG AG Wirtschaftsprüfungsgesell - schaft in Mannheim und 2022 ehrenamtlicher Kreissprecher des Wirtschaftsjunioren Mann - heim-Ludwigshafen e. V.

Artin Adjemian, IHK-Geschäftsführer Verkehr und Dienstleistungsgewerbe Im Dialog gute Lösungen finden Die Mühlauhubbrücke im Mann - heimer Hafen wurde im Juli für einen längeren Zeitraum komplett gesperrt – mit erfreulicherweise geringen Beeinträchtigungen. Der Baumaß - nahme vorausgegangen war eine intensive Abstimmung zwischen dem Baustellenmanagement der Stadt Mannheim, der Staatlichen Rhein- Neckar-Hafengesellschaft Mann - heim, ansässigen Unternehmen und der IHK. Das Beispiel zeigt, dass im konstruktiven Dialog gute Lösungen für alle Seiten gefunden werden kön - nen. Ähnliches gilt für den Mobilitäts - pakt Rhein-Neckar: Auch hier ziehen viele Akteure in der Metropolregion gemeinsam an einem Strang, um die angespannte Verkehrssituation lang - fristig zu verbessern. Mehr zum Mobilitätspakt Rhein-Neckar ab Seite 24 und unter ihk.de/rhein-neckar/mobilitaetspakt

 AUS DEN HOCHSCHULEN

Sibylla Heckmann von der Universität Mannheim erhält das MLP Stipendium mit einer Fördersumme von 3.000 Euro. Sie war in der Kategorie „International“ erfolgreich, die ein Projekt oder Praktikum im Ausland auszeichnet. Der Finanz - dienstleister MLP führt das Stipendium in Kooperation mit „Der Spiegel“ und „MINT Zukunft schaffen“, einer Initiative der deutschen Wirtschaft gegen den Fach- kräftemangel in naturwissen- schaftlich-technischen Be- rufen, durch. mlp-stipendium.de

 NACH AUSFALL DER IHK-IT-SYSTEME SO ERREICHEN SIE UNS

tensiven Prüfungen sukzessive wieder online zu gehen. Hierbei steht die Sicherheit im Mittelpunkt. Sie erreichen unsere IHK derzeit über das Service Center unter 0621 1709-0 und den Ihnen bekannten Telefonnummern unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bitte beachten Sie: Zum Druck - termin dieser Ausgabe (29. August 2022) war die IHK-Webseite noch nicht wieder hergestellt. Die in diesem Heft abgedruckten IHK-Links sind daher möglicherweise nicht erreichbar. Bei Fragen zu den einzelnen IHK-Themen wenden Sie sich bitte an das Service Center, Sie werden entsprechend weitergeleitet.

Seit dem 3. August 2022 sind die IT-Systeme der IHK-Organi - sation nach einer Cyberattacke weitgehend heruntergefahren. Um möglichen Schaden zu vermeiden und Datensicherheit zu gewährleisten, wurden infolge des Vorfalls die IT-Systeme der IHK-Organisation vorsorglich vom Internet getrennt. Die Zen - tral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen hat inzwischen mitgeteilt, dass sie dem Anfangsverdacht der Com - putersabotage nachgeht. Ob bei dem Vorfall Daten abgeflossen sind, ist Gegenstand der Ermittlungen. Ein Erpresserschreiben liegt nicht vor. Es wird sehr sorgfältig daran gearbeitet, nach in -

Lesen Sie mehr zum Thema Cyberkriminalität auf Seite 46.

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TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

Das lesen Sie im Titelthema

Hoch hinaus mit dem eigenen Unternehmen: Ein mitunter steini - ger Weg für den man Unterstützung benötigt.

10 Selbstständigkeit Auf neues Terrain wagen 11 Träume verwirklicht Warum Raphael Soueidan nicht aufgibt, ehe er die Eins hat 12 Auf Umwegen zum Glück Gina Kappes und ihr Weg zur Unternehmerin 14 Selbstständig im Nebenerwerb Wie Denise Leja und Michael Stammel nebenbei zu Unternehmern wurden 16 Überblick Wissenswertes und Tipps zur Existenzgründung

SELBSTSTÄNDIGKEIT Auf neues Terrain wagen Positive Nachrichten aus der Gründerszene: Nach einem Pandemie-bedingten Knick gehen wieder mehr Menschen den Weg in die Selbstständigkeit.

S ie bleiben oft solo, haben noch einen ande- ren Job, sind Dienstleister, extrem anpas- sungsfähig und leidenschaftlich - so sehen die „typisch“ deutschen Gründerinnen und Gründer aus. Im Bezirk der IHK Rhein-Neckar zählten dazu im vergangenen Jahr 8.359 Perso- nen – zuletzt wurde dieses Gründungs-Niveau 2014 erreicht. Zum Vergleich: 8.107 Neugrün- dungen gab es im Corona-Jahr 2020. Nicht zuletzt nach den Erfahrungen der Pandemie, die die Schwächen vieler analogen Geschäftsmo- delle offenlegte, erfolgen viele Gründungen digital und internetbasiert, wie die KfW in ihrem Grün- dungsmonitor 2022 feststellt. Nach einer Unter- suchung des IHK StarterCenters bevorzugen es sechs von zehn Menschen zudem, ihre (alten) Jobs zu behalten und in Teilzeit zu gründen, was ein langsames Wachstum der neuen Unternehmung ermöglicht und gefühlt mehr Sicherheit bedeutet. „Gründungen spielen eine große Rolle für die Volkswirtschaft. Jeder, der seine Geschäftsidee

heute nicht verwirklicht, fehlt als Unternehme- rin oder Unternehmer von morgen“, betont Alex Wolf, Leiter des IHK StarterCenters. Aus der Praxis kennt Wolf die wichtigste Regel bei der Existenzgründung: Nicht aus jeder guten Idee wird automatisch ein erfolgreiches Start-up. Entscheidender Faktor ist die gründliche Vor- bereitung. Auch wichtig: die richtigen Netzwerke. Speziell für Gründerinnen und gründungsinteressier- te Frauen bietet die IHK daher seit diesem Sommer das Netzwerk „Jungunternehmerin- nen“ an. Die Teilnehmerinnen können dort ihr Wissen erweitern und sich mit anderen austauschen. Welche Erfahrungen Neu-Unternehmerinnen und Unternehmer in der Rhein-Neckar-Region machen? In den folgenden Berichten erzählen vier von ihnen ihre ganz persönliche „Auf neues Terrain wagen“-Geschichte. Stefanie Ball

8.359 NEUGRÜNDUNGEN gab es 2021 im IHK- Bezirk Rhein-Neckar.

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TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

TRÄUME VERWIRKLICHT Warum Raphael Soueidan nicht aufgibt, ehe er die Eins hat

R aphael Soueidan kann sich noch erinnern, als er mit einer Zwei in der Mathematikarbeit nach Hause kam und seine Mut- ter ihm deshalb verbot, beim Pokalspiel seines Ziegelhäuser Fußballvereins am kommen- den Wochenende mitzuspie- len. Dabei hatte der Trainer extra noch bei seiner Mutter angerufen: „Der Raphael ist Stürmer, der muss dabei sein!“ Doch die Mama ließ sich nicht erweichen, und heute ist der 32-Jährige dankbar dafür. „Es heißt ja immer, der größte Geg- ner sei man selbst, ich bin für mich kein Gegner. Aber seither will ich die Eins – immer!“ Sein Bruder stirbt, da ist Soueidan noch in der Grund- schule. Er verpasst damals fast ein ganzes Schuljahr und kommt deshalb auf die Haupt- schule. Doch er ist ehrgeizig, erhält Nachhilfe und schließt die Schule mit einem glatten Einserschnitt ab. Soueidan wechselt auf die Wirtschafts- realschule, danach auf das Wirtschaftsgymnasium. An- schließend studiert Soueidan Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinen- bau an der TU Darmstadt. Parallel betreibt er den „Hei- delbeach“, eine Eventlocation in Heidelberg am Neckar. Später steigt Soueidan bei der Schiffers und Horn GmbH ein, einem Start-up, das Likör herstellt. Er baut das Lokal

„Blickfang “ in Heidelberg auf, ist danach Projektleiter bei einem Unternehmen und sam- melt dort Projekterfahrungen in der Industrie. 2017 gründet Soueidan die Kommunika- tionsagentur Aparted Commu- nication GmbH mit Hauptsitz in Schwetzingen. Die Schwer- punkte der Full-Service-Agen- tur liegen auf Marketing, Medien und Management, das Portfolio reicht von Kreativ- kampagnen über Corporate Branding und Events bis hin zur medialen Begleitung im Filmbereich. „Ich will anderen Leuten dabei helfen, ihr Unter- nehmen erfolgreich zu ma- chen“, erklärt Soueidan, der vor zwei Jahren mit 30 das jüngste Mitglied der Vollversammlung der IHK Rhein-Neckar war. Weil er außerdem überzeugt ist, dass viele Menschen gute Ideen haben, aber nicht wissen, wie sie diese gewinn- bringend umsetzen können, will Soueidan eine Schule für Unternehmerinnen und Unter- nehmer ins Leben rufen. Ende dieses Jahres soll sie an den Start gehen. Dozenten werden selbst Unternehmerinnen oder Unternehmer sein, die genau wissen, was sie den Teilneh- mern vermitteln können: das Einmaleins des Wirtschaftsall- tags. Die zwei- bis dreistündi- gen Kurse finden zwei Mal die Woche statt, und je nach Wis- sensstand erstrecken sie sich über ein, zwei oder drei Jahre. Zielgruppe sind Jungunterneh-

Raphael Soueidan, Geschäftsführer der Aparted Communikations GmbH

merinnen und Jungunterneh- mer und solche, die es noch werden wollen. Auch Schüler will Soueidan gezielt anspre- chen. „Wir wollen Menschen dazu bewegen, ihren Traum zu verwirklichen.“ Dass das (meist) nicht ohne Risiko geht, will der Vater einer zweieinhalbjärigen Tochter nicht verhehlen. „Ich selbst hatte auch drei, vier harte Jahre“, betont der Unterneh- mer. Aber er weiß von seiner Mutter: „Wenn es mal nicht so gut läuft, muss man noch mehr lernen, dann schreibt man auch die Eins.“

Wir wollen Menschen dazu bewe- gen, ihren Traum zu verwirkli- chen.“ Raphael Soueidan plant eine Schule für Unternehme- rinnen und Unter- nehmer

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TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

AUF UMWEGEN ZUM GLÜCK Gina Kappes und ihr Weg zur Unternehmerin

G ina Kappes nennt es einen verrückten Kar- riereweg. Um es vorweg- zunehmen: Die 30-Jährige ist heute Neuro-Coach und Mentorin auf dem Gebiet des Stressmanagements und Ge- sundheitstrainings. Auf ihrem Weg wurde sie immer wieder ausgebremst, doch erst durch die Rückschläge hat Kappes die Richtung gefunden. Zwei Mal hatte die frühere Leis- tungssportlerin einen Zusam- menbruch: Den ersten, da war sie gerade 24 Jahre alt und für das Marketing-Start-up, für das sie damals arbeitete, auf Dienstreise in China. Sie muss die Reise abbrechen. Zurück in Deutschland geht Kappes zum Arzt, dieser diagnostiziert einen Burnout. „Das fühlte sich komisch an“, sagt sie. Denn dass ihr Körper einmal nicht mehr das machen würde, was sie will, hatte die junge Frau nicht eingeplant. Kappes geht in Therapie, wirft Glaubenssätze wie „wer müde ist, hält nicht genug aus“ über Bord und orientiert sich um. Sie rückt ihre Leidenschaft, die Faszination für den menschli- chen Körper, in den beruflichen Mittelpunkt, erwirbt Trainerli- zenzen und wird Athletik- und Personal-Trainerin. 2017 erhält Kappes ihren ersten großen Auftrag: Sie soll das Athletik- training für eine Handball- mannschaft übernehmen. „Ich hätte nie ein Gewerbe angemel- det, wenn ich diesen Auftrag nicht bekommen hätte“, erzählt sie rückblickend. „G.R.I.T. athletics“ heißt ihre Firma damals. Nebenher arbeitet die

Unternehmerin halbtags in der Fitnessbranche, gibt Gesund- heitskurse, unter anderem für Großunternehmen. 2018 wendet sich dann der erste Profifußballer an Kappes, sie soll ihn nach einem Reha- Aufenthalt wieder fit machen. „Das war der Durchbruch.“ Die Mannheimerin erkennt, dass das, was sie macht, finanziell Potenzial hat. „Ich habe an- gefangen, unternehmerisch zu denken.“ Was Kappes dabei vergisst, ist sich selbst. Wieder einmal. Von frühmorgens bis spätabends ist sie auf den Beinen. Im Oktober 2018 wird Kappes mit akutem Nieren- schaden ins Krankenhaus eingeliefert. Wieder hat ihr Körper die Reiß- leine gezogen, und wieder hat sie selbst es nicht rechtzeitig erkannt. Obwohl es Signa- le gab: extreme Müdigkeit, Kopfschmerzen, Stimmungs- schwankungen. „Das habe ich weggedrückt. Wenn ich etwas will, dann will ich das, dann gibt es kein rechts und kein links“, sagt Kappes. Die Frage, warum keinem ihrer eigenen Trainer aufgefallen war, wie schlecht es ihr geht, beschäf- tigt sie. „Ich wollte eine Traine- rin sein, die die Menschen an- sieht und erkennt, an welcher Stellschraube gedreht werden muss.“ So findet Kappes zur Z-Health-University, die Trai- ner nach dem neurozentrierten Trainingsansatz ausbildet. Der geht davon aus, dass zu viel Stress zu Fehlern in der Informationsübertragung im Gehirn führt. Daraus können

Gina Kappes Geschäftsführerin von True Evolution.

Schmerzen, Bewegungsprob- lematiken, extreme Müdigkeit und Konzentrationsverlust entstehen. Kappes lässt sich zum Z-Health-Practioner aus- bilden und beginnt im Februar 2019, die ersten Kunden mit dem Ansatz zu trainieren. Ihr Unternehmen nennt sie nun „True Evolution“. Kappes will Menschen nachhaltig fit und gesund machen. „Ich doktere nicht an einzelnen Symptomen herum, sondern schaue, was passiert im Funda- ment, welche Informationswe- ge sind blockiert und können mit Augen-, Atem- sowie Innenwahrnehmungstraining wieder verbessert werden.“ Kappes gibt Workshops in Fir- men, coacht Profisportler und Manager, die ihre Leistungs- fähigkeit wiederherstellen oder erhöhen wollen. Im Zentrum ihrer Arbeit steht nicht mehr das Athletische, sondern die ganzheitliche Gesundheit. „Es geht darum, das Leben in eine dynamische Balance zu brin- gen: Arbeit, stressige Phasen, Auszeiten, Urlaub und emotio- nale Hochs und Tiefs“, betont Kappes. So wie es ihr in ihrem eigenen Leben gelungen ist.

Gesundheit- liche Pro- bleme habe ich wegge- drückt. Wenn will ich das, dann gibt es kein rechts und kein links.“ ich etwas will, dann Gina Kappes über ihren Werdegang als Unternehmerin

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TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

SELBSTSTÄNDIG IM NEBENERWERB Wie Denise Leja und Michael Stammel nebenbei zu Unternehmern werden

D enise Leja (37) und re beim Lebensmittelhändler Lidl in der Personalabteilung zusammen, als sie be- schließen, sich gemeinsam selbstständig zu machen. Stammel ist gerade für zwei Jahre nach Spanien ent- sandt, und so telefonieren Michael Stammel (37) arbeiten bereits viele Jah- sie (mal wieder) miteinander und kommen (mal wieder) auf ihr Dauerthema: den Fachkräf- temangel und die Schwierigkeit für viele Unternehmen, neue Mitarbeiter zu finden. „Die Unternehmen müssen immer mehr Aufwand betreiben, um die passenden Kandidaten zu finden“, sagt Stammel. Vor allem bei kleinen Firmen, in denen es nur wenige Perso- nen für das ganze Spektrum der Personalarbeit gibt, liefe die Stellenbesetzung neben- her. Es fehle oft an Know-how und Zeit, sich intensiv damit auseinanderzusetzen. „Da wird viel Geld verbrannt“, betont Leja. Das ist der Ansatzpunkt für ihre Gründungsidee: Die beiden wissen, wie Personal- gewinnung funktioniert und können dieses Wissen weiter- geben. „Wir dachten, es wäre doch schade, wenn wir eines Tages alt und grau sind und sagen, hätten wir es doch ver- sucht“, sagen die Gründer. Nachdem Stammel wieder in Deutschland zurück ist, be- schäftigen sie sich ernsthafter mit der Idee der Selbstständig- keit. „Wir brennen für das The- ma Rekrutierung und waren überzeugt, dass es einen Markt für unsere Dienstleistung

gibt“, sagt Leja. Die Corona- Pandemie verzögert die Pläne dann zunächst, so bleibt aber mehr Zeit, sich detailliert mit der Gründungsstrategie ausei- nanderzusetzen und vor allem die Zielgruppe zu definieren. Anfang 2021 ist es so weit und „Lejsta“ wird aus der Taufe gehoben. Der Name setzt sich aus ihren Nachnamen zusam- men. Lejsta berät Unterneh- men bei der Entwicklung von Rekrutierungsprozessen und Personalmanagementstrate- gien, will aber vor allem Hilfe zur Selbsthilfe leisten. „Wir zeigen den Firmen die Tür, aber durchgehen müssen sie selbst“, so Stammel. Ihre jeweiligen Partner und Fa- milien weihen sie frühzeitig in die Gründungspläne ein, denn es war absehbar, dass zusätz- liche Arbeit auf sie zukommen würde. Wobei es für sie keine Arbeit ist. „Wir investieren die Zeit gerne, für uns selbst und für unsere Kunden, die dank- bar für die Beratung sind“,

Michael Stammel und Denise Leja haben „Lejsta” im Nebenerwerb gegründet.

betont Leja. Ihre Jobs behalten sie. Leja arbeitet weiter als Leiterin Personalmanagement bei Lidl. Stammel ist inzwi- schen als Personalleiter zu Rosenberg Ventilatoren, einem inhabergeführten Mittelständ- ler, gewechselt. „Das ist ein sanfter Einstieg in die Grün- dung, wir müssen nicht volles Risiko gehen und können erst einmal schauen, wie es läuft“, sagt Stammel. Ihr Vorteil sei außerdem gewesen, dass sie sich mit einem Thema selbst- ständig gemacht haben, das sie in- und auswendig können. Bislang laufe es gut für Lejsta und beide sind überzeugt: „Wir sind erst am Anfang des Fach- kräftemangels. Das wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Dann sind wir da und können den Unternehmen helfen.“

Wir dachten, es wäre doch schade, wenn wir eines Tages alt und grau sind und sagen, hätten wir es doch ver- sucht.“ Haben ihren (Gründer)-Mut zusammenge- nommen: Denise Leja und Michael Stammel

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TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

WER GRÜNDET WO? Anteil weiblicher und männlicher Gründer nach Region 2007 bis 2021

NACH DER PANDEMIE STEIGEN DIE GRÜNDUNGSZAHLEN WIEDER Gründungszahlen der Region in den Jahren 2007 bis 2021

80 %

14.000

Gewerbe- anmeldungen

13.000

70 %

12.000

60 %

Neugründungen

Neckar-Odenwald-Kreis männlich

11.000

Neckar-Odenwald-Kreis weiblich

50 %

Mannheim männlich

10.000

Mannheim weiblich

40 %

9.000

30 %

8.000

7.000

20 %

GRÜNDERIN ODER GRÜNDER: WIE ICH SEIN SOLLTE

GRUNDSÄTZLICHE FRAGEN FÜR GRÜNDER

DIGITALISIERUNGS- PRÄMIE

•  IDEE: Ist meine Geschäftsidee wirk - lich gut? Warum will ich mich über - haupt selbstständig machen, was treibt mich an? Das lässt sich am besten in einem Gespräch mit Familie, Freunden und Mentoren beantworten. Ist das Konzept noch nicht perfekt, heißt es: Noch eine Schleife drehen und weiter feilen. Achtung: Nicht zu sehr in die eigene Produktidee verlieben, denn kaufen muss das Produkt am Ende der Kunde. •  MARKT: Wo ist mein Markt und vor allem: Wer ist schon vor mir da? Ohne Marktanalyse keine realistische Geschäftseinschätzung. Als Quellen dienen Branchenverbände, Marktstu - dien, Fachzeitschriften und die örtliche IHK. Auch Google Maps kann helfen, Mitspieler (oder mögliche Konkurren - ten) ausfindig zu machen. •  RISIKO: Ein eigenes Unternehmen zu gründen, hat große Auswirkungen auf einen selbst und das nähere Umfeld. Dafür sollte man – mental und finan - ziell – gewappnet sein.

•  DIGITAL AFFIN! Die meisten Ge - schäftsmodelle laufen parallel, sie sind in der analogen und der digitalen Welt vertreten. Das Denken in klassischen Kategorien – hier stationärer Shop, dort Online-Shop – funktioniert (oft) nicht mehr. •  SOLO! Zumindest sind das die aller - meisten Gründerinnen und Gründer: Solo-Selbstständige, das heißt, sie heben ihr Start-up allein aus der Taufe. Das hat den großen Vorteil, dass es keiner langen Absprachen bedarf, man schnell auf Veränderungen auf dem Markt reagieren kann. Nachteil: Der Tag hat nur 24 Stunden, man kann nur immer bei einem Kunden sein, und fällt der Einzelunternehmer aus, wird er oder sie krank, gibt es niemanden, der vertritt. •  VERNETZT! Selbstständige brauchen ein breites Netzwerk. So weiß man, was läuft, und ist nahe dran an den Kunden, deren Wünsche man am besten schon kennt, bevor diese sie äußern.

Um digitale Projekte speziell auch von Kleinstunternehmen und Soloselbststän - digen voranzubringen, gibt es die Digitali - sierungsprämie. Es stehen zwei Varianten zur Verfügung: der direkte Zuschuss oder das zinsverbilligte Darlehen mit Tilgungs - zuschuss. Abgewickelt wird die Förderung über die L-Bank. Folgende Bedingungen müssen für den Antrag erfüllt sein: • sie arbeiten freiberuflich oder führen ein gewerbliches Unternehmen. • ihr Unternehmen hat maximal 500 Beschäftigte und einen Jahresumsatz bis maximal 500 Millionen Euro. • sie investieren in Baden-Württemberg. • falls Sie bereits schon einmal eine Digitalisierungsprämie erhalten haben, muss die Festsetzung des Tilgungs - zuschusses bei Darlehen oder die Vollauszahlung des Zuschusses länger als ein Jahr her sein. Für Unternehmen, die ihr Projekt vor allem mit Eigenmitteln finanzieren können oder wollen, kommt die Zuschussvariante der Digitalisierungsprämie Plus in Frage. Die Unternehmen beantragen den Zuschuss direkt bei der L‑Bank, die den Zuschuss auch an die Unternehmen auszahlt.

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TITELTHEMA | EXISTENZGRÜNDUNG

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DER BUSINESSPLAN ALS FAHRPLAN

FAKTEN AUS DEM IHK STARTERCENTER

STARTFINANZIERUNG 80

Das Förderdarlehen der L-Bank (Staatsbank für Baden-Württemberg) ist zusätzlich mit einer 80-prozentigen Bürgschaft der Bürgschaftsbank Baden- Württemberg abgesichert: • maximaler Kapitalbedarf 200.000 Euro je Unternehmer (insgesamt maxi - mal 800.000 Euro) • auch nutzbar für Erweiterungen oder Modernisierungen nach der Grün - dungsphase • Finanzierung von Investitionskosten, Warenlager oder Betriebsmitteln • Tipp: Der Antragsteller muss mit seiner Persönlichkeit und seinem Konzept die Hausbank von der Geschäftsidee überzeugen. Wichtig: Vor allem die Zahlen zu Umsatz, Betriebskosten und Investitionen müssen stimmen.

Zentraler Bestandteil der Gründungs - planung und damit Voraussetzung für den Erfolg eines Start-ups ist der Business-Plan. Im Prinzip besteht jeder Businessplan aus drei Teilen: • Konzept (Textteil mit der Beschreibung des Vorhabens), • Finanzplan (Zahlenteil mit privatem Finanzbedarf, Rentabilitätsvorschau, Liquiditätsplanung sowie Kapitalbedarf und Finanzierung), • Anhang (zum Beispiel Lebenslauf, Pro - spekte des Produkts oder der Dienst - leistung). Auch die Risiken werden in einem Busi - nessplan beleuchtet. Als Grundlage für einen Businessplan kann der Business Model Canvas dienen, auf dem die Ge - schäftsidee grob vorgezeichnet wird. Mit der Online-Gründungswerkstatt, ein deutschlandweiter Verbund von Industrie- und Handelskammern, können angehende Unternehmensgründer ihren Business- und Finanzplan erstellen. Die Nutzung der Plattform ist kostenfrei, ebenso die Bera - tung durch die IHK während des Prozes - ses. Es gibt eine vorgegebene To-do-Liste zum Abarbeiten. Die Gründungswerkstatt ist außerdem als Beteiligungstool auf - gebaut. Externe Berater wie Anwälte oder Steuerberater, Banken oder Investoren können auf diese Weise eingebunden wer - den und sich jederzeit über den Stand der Dinge informieren. Wer im Team gründet, kann gemeinsam an den Plänen arbeiten. Der Finanzplan ist neben dem Textteil das Herzstück eines Businessplans. In der Gründerwerkstatt angemeldete Gründer können den webbasierten Finanzplaner zur Erarbeitung des Zah - lenteils kostenlos nutzen. Damit kann der Kapitalbedarf ermittelt oder die Gründungskosten berechnet werden. TIPP: Anmelden zum kostenfreien IHK-Webinar „Wie mache ich meinen Businessplan in der Gründungswerk- statt“ unter

• 8.359 Unternehmensneugründungen im Bezirk der IHK Rhein-Neckar (2021) • 6 VON 10 Neugründungen sind im Nebenerwerb •  18.370 Gesamt-Kontakte des Starter- Centers mit potenziellen Gründerinnen und Gründern •  19 PROZENT der Anfragen kommt von Gründungen in Teams •  ES WIRD EHER in den Kreisen als in den Städten gegründet. In Mannheim und Heidelberg sind die Gewerbe - anmeldungen rückläufig. Im Rhein- Neckar-Kreis und Neckar-Odenwald- Kreis sind die Zahlen gegenüber dem Vorjahr angestiegen. •  GEGRÜNDET wird vor allem im Dienstleistungssektor, im Handel und in der Gastronomie (Zuwächse für Heidelberg und den Neckar-Oden - wald-Kreis); starker Rückgang in der Mannheimer Gastronomie seit Jahren •  3 30 REGEL: 30 REGEL: Drei Jahre nach Grün - dung sind 30 Prozent der Start-ups wieder weg

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AUS DER IHK

IHK-KAUFKRAFTANALYSE 2022 Handelsfreundliche

Kommunalpolitik ist entscheidend Für das Jahr 2022 prognostiziert die IHK für die Region insgesamt eine weiterhin überdurchschnittlich hohe Kaufkraftbindung. Der Blick auf die einzelnen Kom- munen indes zeigt starke Unterschiede und keine einheitliche Tendenz.

E s hängt vom einzelnen Stand- ort ab, ob sich der Einzelhandel vor Ort gut oder schlecht entwi- ckelt. Zentrale Faktoren sind die gute Erreichbarkeit sowie eine handels- freundliche Kommunalpolitik“, sagt IHK-Präsident Manfred Schnabel. Er mahnt daher Politik und Verwaltung, die Standorte zu pflegen. „Anders als vielfach behauptet, ist der stationäre Einzelhandel prinzipiell vital und zukunftsfähig aufgestellt. Nur jeder siebte Euro wird online ausgegeben. Das Gros der Umsätze machen die Geschäfte vor Ort.“ Mit Blick auf den Herbst fordert der IHK-Präsident, dass sich die Fehler der Corona-Politik nicht wiederholen dürfen. „Der Han-

Präsident Manfred Schnabel zentrale Ergebnisse der IHK-Kaufkraftana- lyse sowie die aktuelle Situation im Handel. Die zum achten Mal erstellte IHK- Kaufkraftanalyse prognostiziert die Kaufkraftkennzahlen für alle 18 Ober-, Mittel- und Unterzentren sowie für die weiteren 65 Städte und Gemeinden in der Region Rhein-Neckar im laufenden Jahr. Die Analyse arbeitet mit nomina- len Preisen, nicht mit realen. Inflations- effekte sind daher unberücksichtigt. Die Kaufkraftbindung dürfte in mehr als der Hälfte der 18 zentralen Orte der Region sinken. Das heißt, dass weniger der vor Ort vorhandenen Kaufkraft auch lokal ausgegeben wird. Absolut liegt die Differenz zwischen vor Ort getätigten Umsätzen (7,3 Milliarden Euro) und dem Geld, was dafür eigentlich zur Verfügung stünde (einzelhandelsrelevante Kaufkraft: 8,6 Milliarden Euro) bei 1,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anteil von 15 Prozent, der an andere Standorte oder den Online-Handel abfließt. Ver- glichen mit den Werten für Deutsch- land (18 Prozent) und Baden-Würt- temberg (21 Prozent) ist dieser Anteil verhältnismäßig gering. Das verdeut- licht die Attraktivität des regionalen Einzelhandels, mit Mannheim und Heidelberg als größte Umsatzbringer. Die beiden Oberzentren erwirtschaf- ten über 50 Prozent des stationären Einzelhandelsumsatzes in der Region. Mit Blick in die Zukunft stimmt es jedoch bedenklich, dass die beiden größten Städte im IHK-Bezirk mit sinkenden Kaufkraftbindungsquoten zu kämpfen haben.

del war und ist kein Infektionstreiber. Einen weiteren Lockdown darf es daher nicht geben“, fordert Schnabel. Insgesamt dürfte die allgemeine Kauf- kraft in der Region moderat steigen. Doch davon werden die Einzelhändler voraussichtlich nicht profitieren. Die Geschäfte vor Ort können nur mit leichten Umsatzsteigerungen bei ra- sant steigenden Kosten rechnen. „Der erhoffte Sektkorkeneffekt nach Ende der allermeisten Corona-Auflagen ist ausgeblieben. Durch den Russland- Ukraine-Krieg ist das Konsumklima eingebrochen und Preissteigerungen können nur zum Teil an die Kunden weitergegeben werden“, bewertet IHK-

VORSPRUNG DER REGION SCHRUMPFT Kaufkraftbindungsquote 2022 inn Prozent und im Vergleich nach Region, Baden-Württemberg und Deutschland

180

158

160

%

138

140

115

120

96

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85

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42

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AUS DER IHK

CORONA-EINBRUCH NOCH NICHT AUFGEHOLT Der Umsatz im Einzelhandel in Mio. Euro im IHK-Bezirk 2018-2022

7.729,1

7.800

-5,9 %

7.618,5

7.600

7.275,3

7.400

7.200

6.962,9

6.873,8

7.000

6.800

6.600

6.400

Postleitzahlgebiet 68161, zeigt einen um 24,5 Prozent gesunkenen Einzelhandelsum- satz und eine um 28 Prozent gesunkene Kaufkraftbindungs- quote an. „Hier muss die Poli- tik dringend gegensteuern und insbesondere für eine bessere Erreichbarkeit sorgen“, mahnt der IHK-Präsident. In Heidelberg bleibt es da- bei, dass mehr Kaufkraft der eigenen Bevölkerung abfließt, als Kaufkraft von außerhalb am Standort gebunden wird. Die Kaufkraftbindungsquote verharrt mit 96 Prozent das zweite Jahr in Folge unter 100 Prozent und kann damit rech- nerisch nicht die Kaufkraft der eigenen Bevölkerung vor Ort binden. „Verwaltung, Politik und Unternehmen in Heidel- berg sollten in den kommenden Jahren gemeinsam die Trend- wende schaffen und wieder mehr Kaufkraft in den statio- nären Einzelhandel leiten“, so Schnabel. Die Stadt am Neckar hat mit 1,2 Milliarden Euro einen Anteil von über 15 Pro- zent am erwarteten Umsatz im stationären Einzelhandel des IHK-Bezirks. Im Vergleich aller deutschen Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern bedeutet ein solcher Gesamt-

Insgesamt beläuft sich der Einzelhandelsumsatz auf voraussichtlich 7,3 Milliarden Euro, in Mannheim auf 2,6 Milliarden Euro. „Derzeit fließt mehr als jeder dritte Euro, der in der Region im Handel aus- gegeben wird, in Mannheimer Geschäfte. Die Entwicklung ist jedoch rückläufig. Verwal- tung und Politik vor Ort sind gefragt, zusammen mit den Unternehmen dafür zu sorgen, dass Mannheim weiterhin für Kunden attraktiv bleibt“, sagt der IHK-Präsident mit Blick auf die nachlassende Bedeu- tung Mannheims als zentraler Handelsstandort der Region. In der Quadratestadt sinkt die Kaufkraftbindungsquote von 118 Prozent auf 115 Prozent. Im Ranking der umsatz- stärksten Postleitzahlbezirke bundesweit liegt die Mann- heimer Einkaufsmeile mit der Postleitzahl 68161 noch auf einem bemerkenswerten Rang 11 von 8.170. „Bei allen Un- sicherheiten bleibt Mannheim ein wichtiger Handelsstand- ort, der überregional Kaufkraft bindet. Umso wichtiger ist es nun, die Unternehmen in der Innenstadt nicht weiter zu belasten“, so Schnabel. Denn ein Blick auf die Innenstadt,

umsatz einen Platz nahe an den Top 10 (Rang 13 von 40). Kaufkraftzahlen beziehen sich auf die Gesamtsituation in den jeweiligen Gebieten über alle Teilbranchen des Handels. Ein- kaufszentren und Fachmarkt- zentren am Stadtrand mit guter Erreichbarkeit oder neue bzw. expandierende Lebensmittel- märkte können ebenso für steigende Umsatzkennzahlen sorgen wie für gut frequentier- te Innenstädte. „Dies wird zum Beispiel in Schwetzingen, Wall- dorf und Hockenheim deut- lich. Alle Städte haben eine Kaufkraftbindungsquote von deutlich über 100 Prozent und profitieren von umsatzstarken Angeboten im Bereich Möbel, Heimwerken und Sport in Ge- werbegebieten außerhalb des Stadtkerns“, erklärt Schnabel. Unter den analysierten Ober-, Mittel- und Unterzentren weist Ladenburg erstmals seit Beginn der IHK-Veröffentlichungen den Top-Wert der einzelhan- delsrelevanten Kaufkraft pro Kopf auf. In der Römerstadt haben die Menschen mit 7.963 Euro durchschnittlich einen Euro mehr zum Einkaufen zur Verfügung als am bisherigen Spitzenstandort Weinheim.

Zentrale Faktoren für den Einzel- handel vor Ort sind die gute Erreich- barkeit sowie eine handels- freundliche Kommunal- politik.“ IHK-Präsident Manfred Schnabel

Die IHK-Kaufkraft - analyse ist abrufbar unter

ihk.de/rhein- neckar/kauf- kraftanalyse

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