04-2019 D

Liebe über Kulturen hinweg

«Du verliebst dich doch bestimmt und bleibst dann für immer dort!» Fast alle unsere Kurz- und Langzeitmit- arbeitenden hören das vor ihrem Einsatz einmal von ihren Familien und Freunden. Meistens mangelt es im Einsatzland dann auch nicht an Interessentinnen und Interessenten. Als SAM global raten wir davon ab, im ersten Einsatzjahr eine Beziehung einzugehen – es ist in einer fremden Kultur zu Beginn oft schwer, die wirkli- chen Beweggründe des Interessenten zu erkennen und auch die eigenen Gefühle einzuordnen. Doch es kommt immer wieder vor, dass Mitarbeitende im Ausland den Mann oder die Frau fürs Leben treffen. So wie bei Lukas und Somaly. Lukas erzählt: Als ich 2007 nach Kambodscha ausreiste, war eigentlich geplant, dass ich im darauffolgenden Jahr meine Schweizer Freundin heiraten würde. Soweit kam es aber nicht: Wir bra- chen unsere Beziehung ab und ich befand mich auf einmal in der ungewohnten Situation als Single im Ausland. Wie würde ich jetzt eine Schweizer Frau kennenlernen, wenn ich so weit entfernt von der Heimat wohnte? Eine kambodschanische Frau kam für mich gar nicht in Frage – die fremde Kultur, die andere Sprache, die Vorurteile gegen- über interkulturellen Beziehungen und so weiter schreck- ten mich ab. Doch trotz all dieser Überzeugungen verlor ich dann mein Herz an eine Kambodschanerin, mit der ich inzwischen seit bald 10 Jahren verheiratet bin.

haben, die eigenen kulturellen Überzeugungen aufzuge- ben, ist es am besten, Single zu bleiben. Sind wir aber ge- willt, uns in eine Beziehung hineinzugeben, Verschieden- heiten zu achten und zu ertragen, dann ist der kulturelle Hintergrund nicht das Entscheidende. Es soll keine Ausrede sein Manchmal denke ich, dass wir als Menschen uns zu viele Gedanken machen, zu viel analysieren wollen und uns da- mit immer wieder schöne Momente verbauen. Wenn ich Probleme in meiner Ehe habe, geht es nicht darum, etwas oder jemanden dafür verantwortlich zu machen. Wichtig ist, dass ich lerne, diese Spannungen in Liebe auszuhalten und meine Ehepartnerin in aller Verschiedenheit zu achten. Die grösste Herausforderung in einer interkulturellen Ehe ist wohl, die kulturellen Unterschiede nicht als Ausrede für Eheprobleme zu benutzen. Ich bin froh, habe ich mich ent- schieden, meine Frau Somaly zu heiraten. Ja, wir haben ver- mutlich einige kulturelle Reibereien, die wir nicht hätten, wenn wir aus der gleichen Nation kommen würden. Aber die typisch kambodschanischen Charaktereigenschaften bereichern unsere Ehe auch sehr! Das gute Fundament Es gibt kein universales Rezept für die richtige Partner- wahl. Aber wir können uns entscheiden, unsere Ehe, mit wem auch immer, auf einem guten Fundament aufzubau- en: « Die Liebe ist langmütig, gütig, neidet nicht, tut nicht gross, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht erbittern, rechnet Böses nicht zu, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit; sondern sie freut sich mit der Wahrheit, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. » (1. Korinther 13,4-7) Lukas BERNHARDT, Lighthouse Battambang, Kambodscha

Auch zwischen Schweizern gibt es Kulturunterschiede

Wie kam das? Die Beziehung zwischen mir und meiner da- maligen Schweizer Freundin scheiterte primär an unserer Verschiedenheit und der fehlenden Geduld, diese Verschie- denheit auszuhalten und kennenzulernen. Der Kulturunter- schied zwischen Frau und Mann ist manchmal grösser als der Kulturunterschied zwischen Nationen. Wenn wir Angst

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