03-2016 D

Reaktion auf die Not vor Ort

1.37 Milliarden Einwohner – damit ist China das be- völkerungsreichste Land der Erde. Flächenmässig ist China rund 231-mal so gross wie die Schweiz. Die enorme Vielfalt an Völkern und das Wirtschafts- wunder der letzten Jahre machen China zu einem Land der Faszination, das unsere Zukunft in vielen Lebensbereichen wesentlich mitgestalten wird. Das Christentum erlebt im „ Reich der Mitte “ derzeit ein riesigesWachstum – allenWiderständen zumTrotz. Über viele Jahre hinweg hatte Mao Zedong, der ehema- lige Staatspräsident und Parteiführer der Kommunisten, versucht, alle Religionen auszurotten. Nun besteht seit 1978 wieder Religionsfreiheit für Protestanten, Katholi- ken, Moslems, Buddhisten und Daoisten, wobei letztere beide vom Staat als integraler Bestandteil der chinesi- schen Kultur besonders gefördert werden. Bei den Christen gibt es zum einen die staatlich regis- trierte und kontrollierte Kirche, die sogenannte Drei- Selbst-Kirche, und zum anderen eine Vielzahl von nicht registrierten Hauskirchen. Je nach Provinz haben Chris- ten trotz der offiziellen Religionsfreiheit nach wie vor mit enormen Herausforderungen zu kämpfen. Vor allem die unzähligen Hauskirchen, die nicht all ihre Aktivitä- ten vom Staat kontrollieren lassen wollen, leiden unter dem illegalen Status. Pastoren solcher Kirchen werden oft jahrelang inhaftiert, Gottesdienste durch die Poli- zei aufgelöst und Kirchengebäude zerstört. Für Chris- ten mit muslimischem oder tibetisch-buddhistischem Hintergrund besteht zudem grosse Verfolgungsgefahr. Doch trotz allenWiderständen wächst die Kirche in Chi- na ständig – es gibt dort heute zwischen 80 und 130 Millionen Christen. Die Offenheit für die Gute Nachricht ist riesig! Die SAM in China – mit neuenMöglichkeiten Die Anfänge der SAM liegen in China – damals, vor über 120 Jahren, noch als Allianz-China-Mission. Seither hat sich vieles getan. Heute unterstützt die SAM vor allem die Aktivitäten der lokalen Partnerorganisationen Hua Mei und CRDF in der Provinz Sichuan. China verändert sich derzeit rasant. Das eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten, die wir gerne nutzen wol- len. Durch das schnelle Wirtschaftswachstum ist die Wissbegierde gross und es werden in verschiedensten Bereichen qualifizierte Fachkräfte gesucht. Gut ausge- bildete Christen können dadurch an strategisch wichti- gen Orten ihr Fachwissen weitergeben und gleichzeitig Spuren von Gottes Liebe hinterlassen. Personen mit einem Master-Abschluss beispielsweise haben gute Chancen auf eine attraktive Anstellung als Lehrperson und können so die zukünftigen Führungskräfte Chinas positiv prägen. Deshalb möchte die SAM chinesischen Organisationen qualifizierte Mitarbeitende aus ver- schiedenen Bereichen zur Verfügung stellen und neue Partnerschaften aufbauen. Die SAM-Geschichte mit China ist also noch nicht fertig geschrieben!

Eine der Non-Profit-Organisationen, mit denen die SAM in China zusammenarbeitet, ist Hua Mei. Gegrün- det wurde die NPO 2004 von Pfarrer Richard Cai aus der Drei-Selbst-Kirche in der Provinz Sichuan. Im Zentrum der Arbeit von Hua Mei steht dieWeiterbil- dung von Pastoren: Viele von ihnen haben eine grosse Verantwortung, aber nur eine mangelhafte theoreti- sche Ausbildung. Deshalb organisiert Hua Mei regel- mässig Pastorenretraiten. Für die häufig erschöpften Pastoren, die alleine riesige Gemeinden leiten müssen, eine wertvolle Zeit:„Ich kammit grossen Lasten hierher. Die Woche half mir sehr, meine Gemeinschaft mit Gott zu erneuern. Mir wurde neu bewusst, dass die Gemein- de in seiner Hand ist und er uns leiten wird. Er ist mit mir und schenkt Wachstum und Versorgung. Die gros- sen Lasten und Sorgen wurden mir abgenommen“, be- richtet ein Pastor, der in seiner Gemeinde für über 1500 Besucherinnen und Besucher verantwortlich ist. Neben dieser Aufgabe kümmert sich Hua Mei auch noch um verschiedene sozial-diakonische Projekte. Gründung von CRDF 2008 erschütterte ein grosses Erdbeben die Region Wenchuan. Fast 70 000 Menschen starben, 5.8 Milli- onen Menschen wurden obdachlos. Um den vielen Betroffenen zu helfen, veränderte Hua Mei vorüber- gehend seinen Fokus und konzentrierte sich verstärkt auf Nothilfe. Als sich die Lage 2010 beruhigte, widme- te sich die NPO wieder ihren Kernaufgaben, gründete zusätzlich aber die „Chinese Relief and Development Foundation“ (CRDF), um kontinuierlich humanitäre Hilfe leisten und der Not vor Ort begegnen zu können. Beispielsweise gibt es in China unzählige „Left-behind Children“, Kinder, die bei Bekannten oder Verwandten zurückgelassen werden, da ihre Eltern als Wanderar- beiter unterwegs sind. 5000 von ihnen werden ausser- schulisch und in Feriencamps von CRDF betreut. Da- neben bietet die Stiftung Alphabetisierungskurse an und unterstützt Landwirtschafts- und Wasserprojekte in armen Regionen. In China gibt es erst wenige nationale Stiftungen – und nur zwei beziehen sich auf christliche Grundwerte. Eine davon ist CRDF, die inzwischen auch als gemeinnützig anerkannt ist. Durch diese Anerkennung können sich Christen und Kirchen jetzt besser an der Gestaltung des öffentlichen Lebens beteiligen. Vergangenes Jahr hat CRDF das fünfjähriges Jubiläum gefeiert. Zu diesem Anlass haben Behördenmitglieder ihre Wertschätzung für das wachsende Engagement der Stiftung ausgedrückt. Wir wünschen uns, dass die- ses Engagement weiterhin wachsen darf – und so noch mehr Probleme aktiv angegangen und Lebenssituatio- nen verändert werden können! Grosses Erdbeben führt zur

Martin VOEGELIN, SAM-Projektbetreuer für Hua Mei und CRDF

Ulrich HALDEMANN, Länderverantwortlicher Asien

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