03-2016 D

CHA – Land mit zwei Gesichtern

Lighthouse Battambang – where Hope is possible Herzlich willkommen in Battambang, Kambodscha! Ich wohne seit inzwischen acht Jahren hier und durfte in dieser Zeit gemeinsam mit meiner Frau Somaly eine Grossfamilie mit sechs Kindern, davon drei Pflegekinder, sowie das Projekt Light- house Battambang aufbauen – bestehend aus einem Studentenwohnheim, einem Gemeinschaftszentrum und einem Nach- haltigkeitsprojekt. Jedes Jahr ziehen unzählige Jugendliche aus ländlichen Gebieten in die Stadt. Ihr Ziel: Eine gute Ausbildung machen – und so sich selber und der ganzen Familie eine bessere Zukunft ermöglichen. Teilweise sind die Jugendlichen erst 14 oder 15 Jahre alt. Viele von ihnen wa- ren vorher noch nie weg von zu Hause und haben nicht genügend finanzielle Mittel und soziale Kompetenzen, um sich in der Stadt durchzuschlagen. Dazu kommt ein höchst korruptes öffentliches Schulsystem, in wel- chem Lehrer oft Bestechungsgelder für gute Noten verlangen. Diese Umstände erschwe- ren bis verunmöglichen den Jugendlichen eine gute Ausbildung und damit auch die Chance auf eine bessere Zukunft. Aus dieser Not heraus ist die Idee des Studentenwohn- heims entstanden. Gemeinsam Leben gestalten Das Studentenwohnheim unterstützt junge Kambodschanerinnen und Kambodschaner, die sich eine solide Ausbildung nicht leisten können. Wir bieten ihnen eine Unterkunft und ein Studium an einer unserer vertrauenswür- digen Partnerschulen sowie ein Rahmenpro- gramm, um ihre sozialen Fähigkeiten zu för- dern. Wir gestalten zusammen das Leben in einer Gemeinschaft und begleiten die Lernwe- geder Jugendlichen. Damit könnenwir ihnen in dieser Zeit weit weg von zu Hause eine sichere Unterkunft geben und sie so fördern, dass sie eine Perspektive für ihre Zukunft erhalten.

Einmal im Jahr laden wir die Eltern der Schü- lerinnen und Schüler ein, um sie aktiv mit- einzubeziehen. Kürzlich waren die Eltern von Seychrub hier, einem jungen Mädchen, das bei uns wohnt. Wir baten ihren Vater, ein paar Worte zu sagen – und plötzlich musste er um Worte ringen und Freudentränen liefen ihm übers Gesicht. Man merkte, wie stolz er auf seine Tochter und ihre Entwicklung war. Er dankte uns von Herzen für die Arbeit. Seine Tochter habe sich sehr zum Positiven verän- dert, seit sie bei uns wohne. Solche Geschich- ten freuen uns natürlich besonders! Auf der richtigen Bahn bleiben Neben diesem Projekt betreuen wir noch das Gemeinschaftszentrum: Da Jugendliche so- wohl aus der Stadt als auch vom Land wenig elterliche Kontrolle, aber viel Freizeit haben, besteht ständig die Gefahr, dass sie auf die schiefe Bahn geraten und sich so ihre Zukunft verbauen oder sogar ihr Leben gefährden. Wir bieten ihnen daher Musik-, Computer-, Näh-, Sport- und Bibelkurse sowie Nachhilfeun- terricht in verschiedenen Fächern an. Damit möchten wir sie fördern und ermutigen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ihre Stärken und Talente zu entdecken. Jeden Sonntag- abend veranstalten wir mit den Jugendlichen zudem einen Jugendgottesdienst. Förderung der Selbständigkeit Wir möchten ganzheitlich arbeiten und nicht nur die Studierenden, sondern auch ihre Fa- milien und Dörfer unterstützen. Wichtig ist uns dabei, dass wir sie nicht von uns abhängig machen, sondern ihnen ein eigenes Einkom- men und Selbständigkeit ermöglichen. Da wir vor allem mit Familien aus ländlichen Regio- nen zusammenarbeiten, eignet sich dafür das Halten und Verkaufen von Kühen besonders gut. Derzeit steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen, aber es ist eine gute Möglich- keit für nachhaltige Hilfe, die wir unbedingt weiterhin verfolgen möchten.

Lukas BERNHARDT, Leiter Lighthouse Battambang

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