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4. Kapitel
»Die EU-Jugendprogramme sind für die europäische Jugendarbeit ein gesellschaftspolitisch wichtiger Aufgabenbereich geworden.«
Wie solche Effekte mit Hilfe der RAY-MON-Surveys abge - schätzt werden können, wird exemplarisch an den Fragen zu den Auswirkungen auf die Projektträger-Organisatio - nen (aus der Befragung der Projektleitenden) gezeigt. → Abb 5 Die befragten Projektleitenden sollen anhand einer Liste von zwölf möglichen Veränderungen, die gemäß den Zie - len von Erasmus+ JUGEND IN AKTION wünschenswert sind, beurteilen, ob sich in ihrer Organisation insoweit durch das Projekt Wirkungen gezeigt haben. Deren Urteil ist durchweg sehr positiv dahingehend, dass durch das Projekt in vielen Dimensionen Veränderungsprozesse angestoßen werden konnten. Der Beitrag der Projekte zur Internationalisierung der Jugendarbeit wird dabei höher eingeschätzt als etwa ihr Beitrag zur lokalen Ver - netzung oder zur Anerkennung der Kompetenzen von Jugendlichen. Mehr als erste Hinweise auf einige mögliche Effekte erlau - ben die bis dato vorliegenden Daten aus den bisherigen RAY-MON-Erhebungen nicht. Um aufschlussreichere Erkenntnisse zu generieren, hat es auf europäischer Ebene unter Beteiligung zahlreicher Mitgliedstaaten zwischen 2015 und 2019 zwei größere qualitative Studien gegeben, die sich zum einen mit Kompetenzentwicklung und Kapazi- tätsaufbau und zum anderen mit möglichen systemischen Effekten und Organisationsentwicklung befasst haben. JUGEND für Europa hat sich an diesen Studien beteiligt. Auch die neue EU-Jugendstrategie betrachtet Jugendorga- nisationen, Verbände und Strukturen der Jugendarbeit im weitesten Sinn als relevante Stakeholder für die Erreichung der jugendpolitischen Ziele. Nachfolgend seien einige exemplarische Erkenntnisse aus der qualitativen Studie zu systemischen Effekten und Organisationsentwicklung im Kontext der Nutzung von Erasmus+ JUGEND IN AKTION genannt.
Sie beruhen auf Interview-Ergebnissen mit Verantwortli- chen, die für das große Spektrum unterschiedlicher Trä - gerstrukturen und Verbände repräsentativ sind. • D ie aktuelle RAY-Studienlage erlaubt (noch) nicht, Aussa- gen darüber zu machen, ob die Arbeit in und mit den EU- Jugendprogrammen, und wenn ja, welche, systemische Langzeit-Effekte auf die involvierten Organisationen hat. Dass dadurch aber systemisch relevante Prozesse angestoßen werden können, ist eine übereinstimmende Einschätzung. Weitere Studien hierzu sind notwendig und geplant. • D ie EU-Jugendprogramme haben das Entstehen neuer Organisationen bewirkt und sind für die europäische Jugendarbeit ein gesellschaftspolitisch wichtiger Aufga- benbereich geworden. Einige größere Organisationen haben durch eine intensive Nutzung der europäischen Förderprogramme europäische und internationale Bildungs- und Jugendarbeit zu ihrem „Markenzeichen“ entwickeln können. • Die heutige Trägervielfalt wäre in der europäischen Jugend- und Jugendsozialarbeit ohne die europäischen Programme in Deutschland nicht gegeben. • Die große Abhängigkeit von dieser Projektförderung erlaubt eine nachhaltige Strategie zur Organisationsent- wicklung in einer europäischen Dimension kaum. Wesentliche Voraussetzung dafür, dass dauerhaft Experti- se und Know-how erhalten bleiben und stets auf dem neuesten Stand sind und damit zu einer qualitativen Orga- nisationsentwicklung beitragen, ist eine gesicherte struk- turelle Förderung. Dies gilt in besonderem Maße für Träger der Kinder- und Jugendhilfe (einschließlich der kommuna- len Träger), wenn eine weitere europäische Öffnung ihrer Kernaufgaben gesellschaftlich gewünscht ist.
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