01-2019 D

Damit es weitergeht Wir sind 2008 auf SAM global gestossen. Die ausgeschriebene Stelle zum Aufbau einer HIV/AIDS-Behandlung hat mich sofort angesprochen. Im November 2010 sind wir mit damals zwei Kin- dern nach Macenta, Guinea ausgereist. Innerhalb von vier Jahren konnte ich mit den einheimischen Mitarbeitenden ein HIV-Zen- trum aufbauen, welches mittlerweile mehr als 1200 Patienten behandelt und betreut. Schnell habe ich dabei realisiert, dass ich mich in meiner Arbeit nicht nur auf mein Konsultationszimmer beschränken kann – Personalführung, Kontakte zu Behörden und anderen Organisationen, Mittelbeschaffung, Buchhaltung und Rapportwesen gehören auch dazu. Ich musste und durfte viel lernen, fand aber auch Gefallen an diesen Zusatzaufgaben. Seit der krankheitsbedingten Abreise des Projektleiters im Jahr 2015 bin ich für das Spital verantwortlich. Eine meiner grössten Aufgaben besteht nun darin, dieses Spital, welches 1981 von SAM global als Behandlungszentrum für Leprakranke gegründet und seither kontinuierlich ausgebaut wurde, auf eine neue Grundlage zu stellen, sodass es dereinst selbständig und unabhängig funk- tionieren kann. Eine sehr spannende, aber auch komplexe Auf- gabe. Mittlerweile durften wir ein wichtiges Etappenziel feiern: 2018 hat der Gesundheitsminister ein Abkommen unterzeichnet, wel- ches dem Spital unter dem neuen Namen «Centre Hospitalier Régional Spécialisé (CHRS) Macenta» den Autonomiestatus ver- liehen hat. Neben der Umsetzung dieses wichtigen Schrittes gibt es weiterhin viele alltägliche Aufgaben, in denen es gilt, nicht nur gute Lösungen zu finden, sondern auch die einheimische Spi- talleitung zu schulen und ihnen die Verantwortung Schritt für Schritt zu übergeben – beispielsweise für die Medikamentenlo- gistik. In all dem ist es gut zu wissen, dass wir den gleichen Herrn haben, der auch in Zukunft über dem CHRS Macenta und seinen Mitarbeitenden und Patienten wachen wird! David Leuenberger (ProESPOIR, Guinea)

«Offenes Land» in guineischen Buschdörfern

Ich weiss nicht genau wieso, aber fast seit ich denken kann, bin ich von zwei Dingen fasziniert: Afrika und Kindergarten. So erstaunt es wahrscheinlich nicht, dass ich zwischen mehreren Kurzeinsätzen in Afrika die Ausbildung zur Kindergärtnerin absolvierte. Nach ein paar Jahren Berufstätigkeit in der Schweiz und einem Jahr Bibelschule lan- dete ich schliesslich im ActionVIVRE Nord in Guinea, wo ich mit mei- nem Job im Kindergartenprojekt sozusagen «dä Füüfer und s’Weggli» habe. Bei meiner Aussendung in der Gemeinde habe ich mir das Lied «Off- nigs Land» von ICF Zürich gewünscht, in dem es heisst: «Ich lasse alles zurück und schaue nur auf dich. Vor mir liegt offenes Land und du begleitest mich.» Diese Zeilen gingen mir in der Zeit vor meiner Aus- reise immer wieder durch den Kopf, obwohl ich nicht genau wusste, was das «offene Land» für mich bedeutete. Inzwischen glaube ich, ein kleines Stück davon zu sehen. Ursprünglich dachte ich, dass wir nach meiner Ankunft in Guinea ein- fach eine zweite Kindergartenklasse im bestehenden Kindergarten eröffnen und eine zweite einheimische Person ausbilden würden. Inzwischen haben wir bereits drei Klassen und zudem zwei Kinder- gärten in benachbarten Dörfern gestartet. Ein Kindergarten in einem dritten Dorf ist in Planung. Nie hätte ich gedacht, dass ich «kleines Schweizer Mädchen» ein- mal in afrikanische Buschdörfer reisen würde, um mit ehrwürdigen Dorfältesten zu verhandeln und mitzuerleben, wie praktisch aus dem «Nichts» ein Kindergarten entsteht. Diese Aufgabe ist mir häufig eine Schuhnummer zu gross. Doch Gott begleitet mich, wie im Lied be- schrieben. Wir dürfen mit unseren Kindergärten in den Dörfern ein Licht sein. Neben der Moschee und der Koranschule steht unsere Kin- dergartenhütte, wo die Kinder Geschichten von unserem liebenden Gott hören und einen Grundstein für ihre weitere schulische und be- rufliche Zukunft legen können. Vielleicht ergeben sich dadurch noch ganz andere Möglichkeiten, der Dorfbevölkerung zu dienen und Got- tes Liebe weiterzugeben? Ich sehe jedenfalls noch mehr offenes Land und bin gespannt, was Gott noch vor hat mit dem Kindergartenprojekt. Naemi Schelling (ActionVIVRE Nord, Guinea)

Dann haben wir uns jedoch für ein Jahr Bibelschule eingeschrieben und einen Auslandaufenthalt von drei Jahren in Afrika ins Auge gefasst. Schliesslich haben wir drei Jahre lang studiert und sind mehr als zehn Jah- re im Tschad geblieben. Nach jeder Etappe zeigte uns Gott den nächsten «Pfos- ten» und gab uns die Kraft und den Mut, ihn anzupei- len. Manchmal hatte es Nebel und wir konnten nicht klar erkennen, wo es weiterging – zum Beispiel, als wir uns während einem Heimataufenthalt entscheiden mussten, ob wir mit unseren vier kleinen Kindern wie- der in den Tschad zurückkehren sollten, obwohl Boko Haram gerade einen Anschlag auf den Markt unserer Stadt verübt hatte. Doch wir vertrauten, gehorchten und gingen vorwärts. Und heute bedauern wir es nicht – im Gegenteil: Wir sind so froh, dass wir durchgehal- ten haben, wenn auch manchmal mit zusammenge- bissenen Zähnen. Mit den Jahren begannen uns die

Menschen im Tschad zu vertrauen und zu respektieren. Mehr und mehr kamen sie, um uns um Rat zu fragen. Lang- sam aber sicher beherrschten wir die Sprache genügend gut, um auch die Feinheiten in der Kommunikation zu ver- stehen. Die Beziehungen zu unseren Mitarbeitenden ver- tieften sich und gemeinsam konnten wir zum Aufbau eines christlichen Kindergartens und einer christlichen Grund- schule beitragen. Wir konnten viel von unserem Wissen und unseren praktischen Fähigkeiten an verschiedene Per- sonen weitergeben. Kein Krieg und keine Wirtschaftskrise kann ihnen das Gelernte jetzt wieder wegnehmen. Nach zehn Jahren sind wir um sehr vieles reicher wieder in die Schweiz zurückgekehrt: Reich an zahlreichen Erfahrun- gen mit Gott und Beziehungen mit Menschen, bereichert durch die Entdeckung der verschiedenen Arten, das Leben zu sehen und zu bewältigen … und nun sind wir daran, den nächsten «Pfosten» zu suchen! Patricia und Andreas Moser (ProRADJA’, Tschad)

«Hätten wir das vor 14 Jahren gewusst …»

Uns wurde erzählt, dass bei einer Autofahrt durch die Wüste rot-weiss angestrichene, hohe Pfosten den Weg weisen. Dabei sieht man nie mehrere Pfosten gleichzei- tig – erst wenn man einen erreicht hat, kann man den nächsten sehen. Wir mögen dieses Bild, denn es steht sinnbildlich für unsere Geschichte. Hätten wir vor 14 Jah- ren gewusst, was alles auf uns zukommen würde, hätten wir wohl Angst bekommen und wären in der Schweiz geblieben. Als wir heirateten, liebte Patricia das Abenteuer und Andreas die Berge. Und wir beide hatten den Wunsch, Gott zu dienen. Wir wollten etwas Spezielles erleben und planten, eine Kurzbibelschule zu besuchen und anschliessend einen sechsmonatigen Einsatz zu leisten.

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