01-2019 D

Gott schreibt auch heute Geschichte durch uns

Eine «crazy idee» – und dannWunder umWunder

Wir waren seit fünf Jahren als Projektleiter von ActionVIVRE Nord in Guinea im Einsatz, als vom Länderverantwortlichen Jürg Pfister die crazy Idee kam, eine Schule zu bauen. Wir waren damals ein kleines Team und definitiv keine mu- tigen Helden – das Projekt schien uns viel zu gross und zu teuer. Doch zusam- men mit dem einheimischen Pastor stellten wir uns zur Verfügung. Wir spürten einen grossen Frieden und beschlossen, einfach mal Schritte zu machen und zu schauen, was dabei rauskommen würde. Und dann ging es los, Schlag auf Schlag. Gott öffnete die Türen so schnell, dass wir uns ziemlich sputen muss- ten, um hindurchzugehen ... Es folgten extrem intensiveWochen. Das Geheim- nis für das Gelingen war, dass wir trotz unmöglicher Herausforderungen und Anfechtungen in einer grossen Einheit unterwegs waren. Auch ergänzten wir uns wunderbar in unseren Gaben, sodass jeder eigenständig und kompetent einen Teil zum Ganzen beitragen konnte. Für lange Diskussionen war keine Zeit. Wir erlebten Wunder um Wunder: Innert weniger Wochen hatten wir ein Grundstück, Baupläne, 80'000 Franken, einen Bauunternehmer, einen Schuldi- rektor und die nötigen Bewilligungen. Jeder gab, was er konnte, es gab kaum Pausen. Nach nur acht Monaten wurde die Schule eingeweiht – fertig wurde sie wenige Stunden vor der Einweihungsfeier. So sehr wir uns über «unsere» Schule freuten – es bestand kein Zweifel: Das war nicht unser Projekt. Das wa- ren nicht wir, die da Geschichte schrieben. Das machte und macht ein anderer. Schon seit Jahrtausenden. Besser so. Adrian Förster (ehemals Leiter von Action- VIVRE Nord, Guinea; heute Leiter TearFund)

Gott hat durch unsere Mitarbeitenden in den letzten Jahrzehnten auf unterschiedliche Art und Weise Geschichte geschrieben und durch einzelne Personen Grosses entstehen lassen – und er ist immer noch dran:

30 Jahre Leben teilen mit Folgen Natürlich kann man in wenigen Augenblicken Geschichte schreiben. Usain Bolt brauchte nicht ein- mal neun Sekunden dafür. Wir brauchten annähernd 30 Jahre. Aber wir wissen, dass die Früchte un- seres Dienstes unvergänglich sind. Zurück zum Anfang: Ursula war als ausgebildete Lehrerin Kandidatin für die Schule von SAM global in Brasilien. Ich war Kandidat für einen Einsatz im Bereich Gemeindebau. Wir lernten uns durch SAM global kennen und reisten 1990 mit unserem Erstgeborenen aus. Unsere Zeit in Brasilien können wir in drei Jahrzehnte aufteilen: Erstes Jahrzehnt: Gründung einer Gemeinde mit angehängter christlicher Schule. Das waren unsere «Junggesellenjahre». Zweites Jahrzehnt: Leitung des Gemeindegründungsprojekts ProPIAUI – durch die Ausbildung von Jungpastoren und das Motivieren von bestehenden Gemeinschaften wurden rund 40 Gemein- den gegründet. Drittes Jahrzehnt: Gründung der brasilianischen Organisation ProSERTÃO, die im Nordosten Brasi- liens unter Menschen arbeitet, die noch nie von Jesus gehört haben. Ausbildung von Pastoren, Leitenden und Mitarbeitenden, um ihnen die Vision von ProSERTÃO weiterzugeben. Als wir letztes Jahr von Brasilien Abschied nahmen, erzählten uns viele Personen von Situationen und Begegnungen, die wir teilweise schon lange vergessen hatten, die für sie aber wichtig waren und immer noch sind. Durch verschiedene Zeugnisse erfuhren wir, dass Menschen sich durch unse- ren Dienst gesegnet und bereichert fühlten. Viele unserer brasilianischen Freunde wurden motiviert, Jesus kennenzulernen und haben Hoffnung und Lebenssinn gewonnen. Immer wieder sagten uns Leute, dass unser Verzicht auf Wohlstand, Heimat, Verwandtschaft und Berufskarriere sowie unsere Nächstenliebe und Hingabe für Gottes Arbeit sie inspiriert hat. Viele fanden ihre Berufung oder Be- gabung und eine Vision für ihr Leben in der Nachfolge. Nicht wenige sind zu Nachahmern geworden. Wir sind Teil ihrer Geschichte. Abschliessend und zusammenfassend können wir sagen, dass sich der Langzeiteinsatz gelohnt hat. Wir haben Glaubwürdigkeit und Anerkennung erhalten, weil wir den Brasilianern Brasilianer wurden, weil wir mit ihnen Leben teilten, uns mit ihnen freuten und mit ihnen litten. Wir durften erleben, wie dadurch Geschichte geschrieben wurde, die jetzt noch weitergeht und Kreise zieht – im Leben von Einzelnen und in den Gemeinden. Beat Roggensinger (ProSERTÃO, Brasilien)

Heute leiten Einheimische die ganze medizinische Arbeit Ich bin 1984 für meinen ersten Einsatz als Krankenschwester nach Nordkame- run gereist. Damals wurden in Kamerun gerade Impfungen eingeführt, AIDS wurde entdeckt und ein staatliches Gesundheitssystem aufgebaut. Telefone gab es nur in den Städten. Zum Ausreisegepäck gehörte unter anderem eine Schreibmaschine. Nur wenige Einheimische sprachen Französisch – man muss- te die lokale Sprache erlernen. Die Leitenden in der Kirche und der medizini- schen Arbeit waren in der Regel Europäer. Ich war in einem Gesundheitszen- trum tätig, wo ich unter anderem einheimische Mitarbeitende ausbildete. In den darauffolgenden Jahren konnte immer mehr Verantwortung an gut aus- gebildete Kameruner übergeben werden und die Zahl der Auslandmitarbei- tenden nahm kontinuierlich ab. Ab 1993 half ich mit, eine Augenklinik sowie ei- nen Basisgesundheitsdienst in den Dörfern aufzubauen. Heute ist die gesamte medizinische Arbeit, bestehend aus acht Gesundheitszentren, in afrikanischen Händen. Die Verantwortlichen werden von Europa aus und bei regelmässigen Besuchen beraten und ermutigt. ZumGesundheitszentrum, in dem ich zu Beginn arbeitete, gehörte eine damals noch sehr kleine Kirche – heute besuchen jede Woche rund 400 Personen den Gottesdienst dort. Ich durfte in meiner Zeit in Kamerun zudemmiterleben, wie unter einem islamischen Volk mehrere Hauskreise entstanden. Diese Christen haben Verfolgung erlebt, einige wurden ermordet. Doch viele wurden durch das Leiden in ihrem Glauben gestärkt.

Wegen der Grenznähe zu Nigeria und Übergriffen durch Boko Haram mussten wir im Juni 2014 den Norden von Kamerun endgültig verlassen. Ich verbrachte daraufhin zwei Jahre in der Hauptstadt des Tschads, um mich neu zu orientieren. Seit zwei Jahren arbeite ich nun im Regierungsspital einer Oase mitten in der Wüste im Norden des Tschads mit. Wir leben und arbeiten unter einemVolk, das in den letzten Jahren durch Goldfunde und moderne Kommunikationsmittel innert kürzester Zeit von ihrer jahrhundertealten Lebensweise in die Moderne katapultiert wurde. Die traditionellen gesellschaftlichenWerte verändern sich rasant. Den jungen Menschen fehlt es häufig an Bildung und Orientierung. Als internationales Team wollen wir ihnen durch unser Vorbild helfen, eine sinnvolle Lebensgrundlage zu finden. Noch gibt es Christen gegenüber viele Vor- urteile. Wir werden stark beobachtet und hoffen, dass unser Lebensstil (Lebens-)Fragen aufwirft. In meinen über 30 Jahren Einsatz gab es Zeiten, in denen ich das Gefühl hatte, mein Engagement bringe nichts. Inzwischen weiss ich, dass Gott oft hinter den Kulissen durch uns wirkt, ohne dass wir es im Alltag realisieren. Manchmal erhaschen wir einen Blick dahinter und dürfen ermutigt weitergehen. Helen Müller (Tschad und Kamerun)

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