01-2019 D

Geschichte schreiben unter den Fulbe Geschichte schreiben natürlich nicht nur interkulturelle Mitarbeitende, sondern auch die Menschen in unseren Einsatzländern. Ein Beispiel ist Hamsa* aus Kamerun.

«Wenn du stirbst, wirst du wie ein Hund verscharrt werden!» Das waren die zornigen Drohworte von Hamsas Cousin, nachdem dieser in der Ra- diosendung «Laawol Goongaaku» (Weg der Gerechtigkeit) die Stimme von Hamsa erkannt hatte. Nach einer Nacht voller Angst verliess Hamsa am darauffolgenden frühen Morgen sein Gehöft ziemlich fluchtartig. Eine Begegnung mit Folgen Hamsa stammt aus einer Adelsfamilie der Fulbe und wuchs in Nordka- merun auf. Die Fulbe, in anderen Ländern auch Peul genannt, sind eine mehrheitlich muslimische Volksgruppe, zu der mehrere Millionen Men- schen gehören. Die Fulbe leben vor allem in der Sahelzone in Afrika. Nach dem frühen Tod seines Vaters und einem weiteren traumatischen Erlebnis wurde Hamsa depressiv und besuchte das Gesundheitszentrum, das zu unserer Partnerkirche UEEC gehört. Dort begegnete ihm Sanda, ein Mitarbeiter, der Patienten seelsorgerlich begleitet und ein grosses Herz dafür hat, Menschen von Gottes Liebe zu erzählen. Die beiden kann- ten sich bereits aus ihrer Schulzeit, hatten sich danach aber aus den Au- gen verloren. Hamsa öffnete schon bald sein Herz. Er war einer der ersten Fulbe in unserer Region, die Jesus kennenlernten. «Ich will etwas für mein Volk tun!» Hamsa besuchte daraufhin eine Jüngerschaftsschule in Mittelkamerun, um mehr über seinen neuen Glauben zu lernen. Wann immer er in Nord- kamerun war, besuchte er Sanda und mich. Bei einem Besuch erzählte ich ihm von unserem Projekt, der Radiosendung «Laawol Goongaaku». Das Programm, das unter anderem auf «Deutsche Welle International» ausgestrahlt und auf SD-Karten und CDs an die Bevölkerung verteilt wird, besteht aus 100 Lektionen, die sich mit der Bibel befassen, von der Schöpfung bis zur Offenbarung. Es ist vergleichbar mit dem Al Massira- Kurs, nur viel einfacher. Ich berichtete Hamsa, dass ich mit der bisherigen Übersetzung des Programms in die lokale Sprache nicht wirklich glück- lich war. Er war sofort bereit, uns zu helfen und mit Sanda und mir von vorne anzufangen. «Willst du wirklich diese Lektionen auf Tonträger sprechen? Man wird dei- ne Stimme erkennen und alle werden wissen, dass du Jesus nachfolgst!», warnte ich ihn, als es darum ging, die Sendung für das Radio aufzuneh- men. «Doch, ich will etwas für mein Volk tun», war seine Antwort. Kein einfacher Weg Die Drohung seines Cousins und andere Enttäuschungen brachten Hamsa mit der Zeit jedoch arg ins Wanken und er kehrte zu seiner alten Gemeinschaft im Norden zurück. Ein Mitarbeiter der Radiostation «Sawtu Linjiila», dem kamerunischen ERF, konnte ihn nach einer Weile dazu mo- tivieren, wieder nach Mittelkamerun zu kommen, um dort auf der Station des Senders zu leben und neutrale Sendungen fürs Radio zu gestalten. Nach und nach gelangte Hamsa zur Überzeugung, weiterhin Jesus nach- folgen zu wollen. Inzwischen hat er geheiratet und gemeinsammit seiner Familie für drei Jahre eine Bibelschule besucht, die er letzten Sommer ab- schliessen konnte. Zur Zeit macht er ein Gemeindepraktikum in Yaoun- dé, der Hauptstadt Kameruns, und interkulturelle Mitarbeitende haben angefangen, Fulbe, die sich für Jesus interessieren, an ihn zu verweisen. Es war ein schwerer Weg für Hamsa mit vielen «Aufs und Abs», aber jetzt geht er mutig den Weg mit Jesus – und das hat Auswirkungen auf seine Umgebung! *Name geändert

Lohnenswerte Investition Barama Daoda hat in der Kindergruppe schon früh die Gute Nachricht gehört, sich mit Jesus auf den Weg ge- macht und bald selbst in der Gemeinde beim Kinder- programm mitgeholfen. Baramas Vater war Maurer und Baumeister und hatte bei verschiedenen Bauprojekten mit interkulturellen Mitarbeitenden zusammengearbei- tet und dabei viel gelernt. Durch seine gute Arbeit konn- te er sich einen regelmässigen Verdienst sichern – und Barama konnte dadurch die Schule besuchen und das Abitur machen. Danach startete Barama in der Haupt- stadt ein Chemiestudium und engagierte sich auch dort in der Sonntagschule. Doch seine Begeisterung für die Arbeit mit Kindern war grösser als die für Chemie und so kehrte er in seine Heimat zurück und besuchte dort das Lehrerseminar. Das Unterrichten machte ihm Freude. Wie viele andere bekam er aber nach dem Abschluss seiner Ausbildung keine feste Anstellung beim Staat. Er arbei- tete als Volontär, womit er seine Familie jedoch nicht ver- sorgen konnte. «Was ist Gottes Weg mit mir?», fragte er sich oft. 2012 schrieb das Oeuvre Médicale, das medizinische Werk unserer Partnerkirche UEEC, eine Stelle als Adminis- trator aus. Aus den Bewerbern wurde nach gründlicher Prüfung Barama ausgewählt. Bald stellte sich heraus, dass er viele Gaben hat und gerne bereit ist, Neues zu lernen. So ist er heute für alle Sozialversicherungsfragen der rund 120 Mitarbeitenden zuständig, betreut den IT- Bereich und ist eine wichtige Stütze für den Koordinator des Werks sowie eine Anlaufstelle die Mitarbeitenden und ihre Fragen. Seine fröhliche und originelle Art tut al- len im Team gut. Und sein Anliegen für Kinder? Barama engagiert sich heute ehrenamtlich in einem Kinderprojekt, leitet einen Kinderclub und schult andere Mitarbeitende. Auf seinem Lebensweg haben verschiedene interkultu- relle Mitarbeitende Barama ermutigt, seine Gaben einzu- bringen, haben ihn gefördert und angeleitet. Es ist schön, mit ihm auszutauschen. Man spürt: er hat seinen Platz im Leben gefunden und ist eine grosse Bereicherung für sein Umfeld.

«Danke für Pro AGRO! »

Die Ankunft des Projekts ProAGRO im Jahr 2010 durch den Schweizer Agronomen Daniel Berger war eine grosse Erleichterung für die Waldregion von Guinea. In meinem Bericht möchte ich aufzeigen, wie die Bevölkerung, die von der Landwirtschaft lebt, davon profitiert: Das Projekt ProAGRO verbindet theoretische Grund- kenntnisse mit der Praxis. Die Landwirte hier schliessen sich zu einer Gruppe zusammen. Zu Beginn gibt es zwei Kurstage, in denen die Landwirte lernen, wie sie die Bö- den verbessern und dank neuen Methoden mit wenig Saatgut und richtiger Bodenbearbeitung gute Erträge erreichen können. Mit einem Demonstrationsfeld kann die Gruppe das Gelernte in der Praxis ausprobieren. Mit sechs bis zehn Kilo Saatgut pro Hektare sind mit den neu- en Methoden vier bis zehn Tonnen Reisertrag möglich! Im Vergleich: Mit den traditionellen Methoden reichen 100 Kilo Saatgut nur für einen Ertrag von ein bis drei Ton- nen. Die neuen Methoden werden von den Bauern sehr begrüsst und gerne übernommen. Das generelle Ziel von ProAGRO ist die Verbesserung der Ernährungssituation und die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Die Kurse haben damit eine wirtschaftliche und eine soziale Komponente. Gruppen, die fünf bis zehn Tonnen Ernte erreicht haben, können bei ProAGRO einen Kredit für ein Lagerhaus beantragen. Das Projekt fördert auch die Nah- rungsqualität und die Gesundheit der Bevölkerung, zum Beispiel durch die Verbreitung von Moringabäumen, de- ren Blätter sehr nährstoffreich sind. Als Ausbildner von ProAGRO durfte ich sehr viel lernen und darf nun einen wichtigen Beitrag leisten, dass es den Menschen hier wirklich besser geht. Danke SAM global für ProAGRO!

Vreni KOHLI, ehemalige Mitarbeiterin in Kamerun

Fara Gaspard Kamano, ProAGRO, Guinea

Hanna Weiberle, ehemalige Mitarbeiterin in Kamerun

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