01-2019 D

Einer der ersten History Makers in unserer Geschichte: Fredrik Franson

starken Willen und einer enormen Flexibi- lität. Jesus Christus bildete für ihn die ver- bindlicheMitte des Glaubens und der bereits angebrochenen Herrschaft Gottes. Gleich- zeitig war er erfüllt von der Hoffnung auf das zweite Kommen von Jesus, das jederzeit geschehen könnte. Deshalb sollten die Men- schen in Evangelisationsveranstaltungen die Gute Nachricht hören und die Gemeinden motiviert werden, Jesus Christus auf allen Kontinenten bekannt zu machen. Franson wollte möglichst rasch mehr Mitarbeitende in die Weltmission entsenden. Die von ihm gegründeten Missionsgesellschaften und freikirchlichen Gemeindeverbände dienten als Instrument dieser Vision. Praktische Dienste: Zur Missionsmethodik Fransons gehörten eine Vielfalt sozialdia- konischer Dienste wie medizinische Arbeit, Waisenhäuser, Schulen und eine Suchtkran- kenarbeit unter Opiumrauchern. Damit soll- ten Gottes Liebe und Fürsorge für den gan- zen Menschen und besonders für Schwache, Kranke und Ausgegrenzte sowie etwas von der verändernden Kraft des Evangeliums sichtbar werden. Innovation: Franson setzte für seine Ar- beit neue christliche Lieder ein und sandte interkulturelle Mitarbeitende ohne lange theologische Ausbildung aus. Für die Um- setzung seiner Vision nutzte Franson unein- geschränkt das Potenzial der Frauen in Ver- kündigung, Musik, Leitung, Seelsorge und sozialdiakonischen Aufgaben, was damals äussert ungewöhnlich war.

te ihn für den interkulturellen evangelis- tischen Dienst, der ihn in über 50 Länder führte. Seine Missionsmethodik entstand aus der Praxis seines interkulturellen Diens- tes und aus Studienreisen. Das sorgfältige Beobachten, Vergleichen und Analysieren unterschiedlicher missionsmethodischer Ansätze veranlasste ihn, seine Erkenntnisse und Ergebnisse schriftlich festzuhalten und zur Publikation vorzubereiten. Vernetzung: Franson legte viel Wert auf die Vernetzung von Leitenden, interkultu- rellen Mitarbeitenden und evangelischen Missionsgesellschaften. Er prägte Netzwer- ke wie die Weltweite Evangelische Allianz, die Heiligungsbewegung und die internati- onal tätige Sonntagschulvereinigung. Durch sein rastloses Wirken in 22 Jahren und sein ausgeprägtes Organisationstalent sind zahlreiche Gemeinden, vier freikirch- liche Gemeindeverbände und fünfzehn Missionsorganisationen entstanden, von denen viele bis heute in irgendeiner Form aktiv sind. Die Doktorarbeit zeigt, dass die Dringlich- keit der weltweiten Arbeit, die Notwendig- keit kontextualisierter, flexibler und innova- tiver Methoden sowie die Berechtigung und Vorteile der Vernetzung die Arbeit im 19. und 20. Jahrhundert positiv geprägt haben und auch im 21. Jahrhundert einen hohen Stellenwert haben sollten. Eine solide theo- logische Ausbildung und anthropologische Sensibilität für fremde Kulturen und Religi- onen bleiben grundlegende Voraussetzun- gen für einen nachhaltigen Dienst.

Fredrik Franson war 1889 mitverantwort- lich für die Gründung der «Deutschen Al- lianz-China-Mission», aus der später SAM global entstand. Hans Ulrich Reifler, der von 1976 bis 1991 mit SAM global als Ge- meindebauer, Dozent und Buchautor in Brasilien im Einsatz war, hat sich in seiner Doktorarbeit an der Evangelischen Theo- logischen Fakultät Leuven intensiv mit dem Leben und Wirken von Fredrik Fran- son auseinandergesetzt: Fredrik Franson kam 1852 in Pershyttan, Mit- telschweden als Kind eines Grubenarbeiters zur Welt. Die Familie litt unter der skandinavi- schenWirtschaftskrise und wanderte deshalb in die USA aus, als Franson 17 Jahre alt war. Das bäuerliche Leben imBundesstaat Nebras- ka war gekennzeichnet von materiellen Ent- behrungen und Krankheit. Der einfache Le- bensstil bereitete Franson auf ein Leben vor, das durch das Vertrauen auf Gottes Fürsorge geprägt war. Bereits im Alter von 23 Jahren wurde Franson Laienprediger. Später organisierte er Gros- sevangelisationen mit Nachversammlungen und führte Evangelisationskurse durch, um Menschen für die weltweite Arbeit zu gewin- nen und auszubilden. Er gründete freikirchli- che Gemeindeverbände und Missionsgesell- schaften und bereiste mehr als 50 Länder. Folgende Punkte fallen bei der Auseinander- setzung mit Fredrik Fransons Denken und Handeln auf: Motivation: Fransons Dienstleben war ge- prägt von einer tiefen Spiritualität, einem

Die Anfänge von SAM global Franson reiste 1889 zur Herbstkon- ferenz der Neukirchener Waisen- und Missionsanstalt. Dort traf er sich mit dem Waisenhausinspektor Heinrich Mandel und dem Kaufmann Carl Pol- nick zum gemeinsamen Mittagessen. Franson berichtete über die grossen missionarischen Herausforderungen Chinas. Mandel, Franson und Pol- nick beschlossen, dass diese neue Aufgabe von Barmen aus übernom- men werden sollte. Im November 1889 führte Franson in Barmen einen Evangelisationskurs durch, aus dem sich einige Missionskandidaten und -kandidatinnen für China meldeten. 1890 reisten die ersten aus. Das wa- ren die Anfänge der Deutschen Chi- na-Allianz-Mission, der zweitältesten Glaubensmission in Deutschland, aus der später die Allianz-Mission und die Schweizer Allianz Mission (heute SAM global) hervorgingen.

Zusammengefasst aus der Dok- torarbeit «Zur Missiologie Fredrik Fransons (1852-1908): Eschatologie, Missionsmethodik und Transnationale Vernetzung» von Hans Ulrich Reifler

Auseinandersetzung mit anderen Kultu- ren: Fransons Sprachbegabung prädestinier-

6

7

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online