Mein Haus & Grund_Ein Zuhause geben

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ebenfalls, um den Geflüchteten geeignete Unterkünfte anzubieten.

8. Hat Schleswig-Holstein hier gute Voraussetzun- gen – auch historisch über die gelungene Integra- tion der Vertriebenen aus den ehemaligen Ostge- bieten nach dem Zweiten Weltkrieg? Die Welle der Hilfsbereitschaft in Schleswig-Holstein ist insgesamt groß. Das finde ich großartig! Anders würde es auch gar nicht funktionieren. Wir können politisch ganz viele Beschlüsse fassen. Wenn die Gesellschaft nicht mitmacht, dann ist das für die Katz. Was mir trotz- dem Sorge macht, dass es durchaus auch abwehrende Haltung gibt. Es gibt eben auch Menschen aus anderen Ländern, die Hilfe benötigen und aus anderen Gründen fliehen. Man denke an die Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und in Syrien. Ich versuche immer wieder deutlich zu machen, Menschen fliehen nicht, weil ihnen langweilig ist. Sie fliehen, weil sie müssen. Niemand verlässt seine eigene Heimat gerne. Wenn die meisten Menschen könnten, würden sie zu Hause bleiben. Flucht ist ein Riss, der durch das eigene Herz geht. In Summe sind wir in Schleswig-Holstein aber gut davor. Wir sind liberal, wir sind solidarisch und offen. Da bin ich jeden Tag froh darum. Beispielsweise fand ich es toll, dass es 2015 und 2016 auch Vereinbarungen gab, unter anderem zwischen dem Land und Haus & Grund, wie man Wohnraum bereitstellen kann. Auch jetzt liegt wieder ein Vorschlag vor, zu dem wir uns zusammensetzen. 9. Vermieter brauchen Sicherheit; zum Beispiel ist es für sie unabdingbar, dass die Miete gezahlt wird. Wie kann man Vermietern die Sorge neh- men, wenn man an jemanden mit einem schlech- ten Schufa-Eintrag vermietet? Wir haben Leistungen, die vom Staat übernommen werden. Als Vermieter kann ich mich darauf verlassen, dass diese Leistungen auch fließen. Bewusst setzen wir dabei auf das Konzept „housing first“. Wir sind davon überzeugt, dass die Menschen in Not erst einmal eine eigene Wohnung haben sollten, bevor sie sich um andere Dinge kümmern müssen. Beim „housing first“ wird Wohnungslosen eigener Wohnraum zur Verfügung gestellt, ohne dass diese dafür spezifische Auflagen er- füllen müssten. Zusätzlich werden individualisierte Hilfe- und Beratungsleistungen angeboten. Ansätze aus den USA zeigen eine hohe Erfolgsquote in der Beendigung von Wohnungslosigkeit. <<

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Im Gespräch: Aminata Touré und Alexander Blažek.

6. Ist das Projekt „Frauen_Wohnen“ ein gutes Vorbild? Das Projekt funktioniert toll. Die Zahlen sind regelmäßig gut. Wir haben die Mittel für Frauen_Wohnen auf eine Mil- lion Euro aufgestockt. Noch gibt es zu wenig Frauenhausplätze und die Frauen sind oft zu lange mit ihren Kindern in den Frauenhäusern. Bei den Strukturen, die wir auf den Weg bringen, geht es schließlich immer um Hilfe zur Selbsthil- fe. Die Frauen sollen schneller raus aus den Strukturen und dann in ihre eigene Wohnung kommen. Am Anfang gab es sehr viel Skepsis auch seitens der Frau- enhäuser gegenüber dem Projekt. Das hat sich zum Glück aufgelöst. Es läuft. 7. Welche weiteren Wohnprojekte des Landes haben Vorbildcharakter? Im Bereich der Wohnungs- und Ob-

die andere Kriegsflüchtlinge etwa aus Syrien oder Afghanistan durchlaufen müssen, sind für diese Gruppe ausge- setzt. Es wird daher viel früher Wohn- raum gebraucht. Wenn die Kommunen aber überfordert sind, können sie die ukrainischen Geflüchteten wiederum vorübergehend in die Landesunterkünf- te schicken, auch wenn sie da nicht hinmüssten. Deswegen haben wir die Belegungskapazitäten von 4.500 auf 7.200 hochgefahren. Die sind noch nicht vollends ausgeschöpft. Das sind temporäre Aufnahmesituationen, keine langfristigen. Das verschafft ein wenig Zeit, bis Wohnraum da ist. Die Geflüch- teten lassen wir mindestes vier Wochen in der Einrichtung. Zusätzlich haben wir mehr Geld im Rahmen der sogenannten „Herrichtungsrichtlinie“ auf den Weg gebracht. Das hilft den Kommunen

dachlosigkeit fördern wir sehr viel. Es handelt sich um ein mit 20 Millionen Euro ausgestattetes Sonderprogramm, mit dem Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen zur Verfügung gestellt werden soll. Beispielsweise bringen wir Notunterkünfte für Obdachlose im Winter auf den Weg. Und jetzt gerade haben wir vor allem die große Herausforderung, den Wohnraum direkt nach der Ankunft von Geflüchteten zu organisieren. Norma- lerweise landen sie je nach Fluchtbe- wegung in den jeweiligen Landesun- terkünften. Aktuell haben wir aber die Situation, dass ukrainische Geflüchtete direkt in den Kommunen ankommen. Für sie gilt eine andere EU-Richtlinie als für die Geflüchteten 2015 und 2016. Die langwierigen Asylverfahren,

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