IHK-Magazin Ausgabe 04/2023

AUS DER IHK

JUNGE WIRTSCHAFT IN EUROPA „Allein gewinnt man keinen Blumentopf“ Wie blicken junge Fach- und Führungskräfte der Region auf Europa? Ein Gespräch mit den Kreissprechern der Wirtschaftsjunioren Heidelberg und Mannheim-Ludwigshafen.

Herr Ester, Herr Henglein, angenommen, Sie haben die Wahl: Worüber würden Sie sich gerne mit jemanden aus Euro- pa regelmäßig austauschen? Marcel Ester: Ich würde mir jemanden aus Dänemark aussuchen. Das Land ist im ak- tuellen ZEW-Standort-Ranking auf Platz 5 gelandet, Deutsch- land auf Platz 18. Also würde ich gerne wissen: Wie schafft es Dänemark, Menschen bes- ser einzubinden, sie teilhaben zu lassen? Worin liegt der Er- folg speziell beim Klimaschutz so weit zu sein? Markus Henglein: Es gibt wenige Themen und Länder, die hier ausschließen würde. Letztlich würde ich mich für Energiepolitik entscheiden, weil es ein unglaublich viel- schichtiges und wichtiges The- ma ist und allein der Umgang mit Atomenergie zeigt, wie unterschiedlich hier innerhalb Europas die Herangehenswei- sen sind. Wer sind die WJ- Kreissprecher 2023? Der Heidelberger Kreissprecher Marcel Ester ist Leiter Firmenge- schäft bei der Sparkasse Heidel - berg. Markus Henglein, der die Wirtschaftsjunioren Mannheim- Ludwigshafen vertritt, ist Team- leiter Reporting & KRITIS bei der MVV Trading GmbH.

Im Mai waren Ihre Wirtschaftsju- nioren-Kreise Gastgeber der Multi Twinning- Konferenzen. Worum ging es dabei?

Ester: Multi Twinning ist

ein europäisches Partnerschafts- programm der Wirtschaftsjunioren. Im

Mittelpunkt stehen Netzwer- ken und Völkerverständigung. An wechselnden Standorten werden jährlich Konferenzen durchgeführt, bei denen wir über gesellschaftliche, politi- sche und wirtschaftliche Frage- stellungen diskutieren. Für mich sind diese Treffen wie ein großer Schüleraustausch unter Wirtschaftsjunioren, mit vielen Gleichgesinnten aus ganz Eu- ropa. In Heidelberg treffen sich seit 1985 Menschen aus sieben Nationen. Wir haben Teilneh- mer aus Frankreich, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Est- land und Finnland dabei. Henglein: In Mannheim ging es sogar sechs Jahre früher los. Bei uns sind statt den Dänen und Finnen Wirtschaftsjunio- ren aus Spanien, Schottland und Island dabei. Es ist jedes Mal ein emotionaler Brücken- bau. Man hat auf einer absolu- ten Vertrauensbasis Einblick in andere Denkweisen sowie Kulturen und beginnt, Länder aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Die Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren: Marcel Ester (links, Kreis Heidelberg) und Markus Henglein (Kreis Mannheim-Ludwigshafen)

Was bringt für Sie persönlich dieser Blick über den deut- schen Tellerrand? Henglein: Mich fasziniert im- mer wieder, wie Menschen zum Teil ähnliche Themen einfach anders angehen und sehen. Bestes Beispiel ist für mich Eh- renamt und wie motiviert bei- spielsweise in skandinavischen Ländern eine solche Tätigkeit angegangen wird. Und konkret: Für mich ist Finnland aufgrund der Twinning-Konferenzen nicht mehr nur unberührte Natur und Weite. Das ist ein Land, das sich mit der Grenze zu Russland auseinandersetzen muss, das Standards in nach- haltiger Wirtschaftspolitik setzt und uns mit sehr viel Gast- freundschaft empfängt. Ester: Während unserer Konferenz sind die meisten

Den Wirtschafts- junioren gehören Unternehmer und Führungskräfte bis 40 an.

Mehr zu den Wirtschafts-

junioren-Kreise der Region unter www.wj-hd.de und www.wirtschafts- junioren.org

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IHK Magazin Rhein-Neckar 04 | 2023

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