IHK-Magazin Ausgabe 04/2023

AUS DEN UNTERNEHMEN

ROCHE „Das Konzept der Personalisierten Ausbildung hat sich bewährt“ Seit 2016 geht Roche mit der Personalisierten Ausbildung einen besonderen Weg. Ausbildungsleiter Frank Fillinger erklärt, wie dieser aussieht.

dern, die nach einer halbjähri- gen Eingewöhnungsphase in regelmäßigen Abständen statt- finden. Hier werden die Erfolge und Schwierigkeiten diskutiert, man findet heraus, wo Unter- stützung nötig ist, und welche Wünsche und Ziele im Raum stehen. Das Ergebnis ist ein Plan, der die nächsten Schritte der Ausbildung enthält und die Wahlmodule, für die man sich gemeinsam entschieden hat. Wie ist Ihre Resonanz aus den Fachabteilungen? Ist die Abbre- cherquote niedriger geworden? Fillinger: Die war bei uns glücklicherweise mit deutlich weniger als fünf Prozent schon immer sehr niedrig und das hat sich auch nicht geändert. Was sich aber deutlich ver- bessert hat, ist die Selbstlern- kompetenz und das ist von großer Bedeutung, denn in der Arbeitswelt verschwinden zu- nehmend die Hierarchien und Personen, die mir sagen, was ich zu tun habe. Wir müssen viel stärker als früher eigen- verantwortlich arbeiten – und diese Fähigkeit erreichen wir über unser neues Ausbildungs- konzept. Neben der Ausbildung ändert sich ja auch die Rolle der Aus- bilder. Wie sind hier Ihre Erfah- rungen? Fillinger: Aktuell sieht ihre Ausbildung so aus, dass wir zunächst einmal mit einem Basistraining starten, um das Verständnis für die Portfolio- gespräche zu wecken. Hier

neu aufzustellen und sie für jeden Azubi ganz individuell zu gestalten. Wie muss man sich die Perso- nalisierte Ausbildung konkret vorstellen? Fillinger: Eine Personalisierte Ausbildung bedeutet, die indivi- duellen Interessen und Bedürf- nisse der Azubis zu berücksich- tigen. Für die Vermittlung der fachtheoretischen Kenntnisse ist dabei weiterhin auch die Be- rufsschule zuständig. Doch wir bieten ergänzend rund 140 Mo- dule an, aus denen unsere Aus- zubildenden auswählen können. Zu den Top 10 gehören neben fachlichen Angeboten wie „IT- Grundlagen für Nicht- IT’ler“ oder „Projektmanagement“ auch Module, die das Kompe- tenzprofil an sich aufbauen und stärken. Neben unserem breiten Angebot können die jungen Leute zudem Kurse auswählen, die sie auf dem freien Markt fin- den – oder sie entscheiden sich komplett gegen die Buchung von Wahlmodulen, um sich in begründeten Fällen auf die fach- liche Ausbildung zu konzentrie- ren. Das ist selbstverständlich ebenfalls möglich. Entscheidet der Auszubilden- de völlig selbstständig über die Gestaltung seiner Ausbildung? Fillinger: Das würde unsere Azubis gerade am Anfang überfordern. Eine ganz wich- tige Rolle spielen vor diesem Hintergrund die sogenannte Portfolio-Gespräche mit den Ausbilderinnen und Ausbil-

Was war der Grund, warum Sie gemeinsam mit Mitarbeitern der Ausbildungsabteilung, Aus- zubildenden und Studenten eine Alternative zur klassischen Ausbildung entwickelt haben? Frank Fillinger: Schon vor rund zehn Jahren haben wir festgestellt, dass unser Standardunterricht nicht mehr funktionierte. In den Fächern Englisch und IT beispielsweise waren die Voraussetzungen, die die Azubis mitbrachten, to- tal verschieden. Da gab es Be- rufsanfänger, aber auch schon junge Menschen mit Berufs- erfahrung. Da gab es Jungen und Mädchen, die ihren Le- bensmittelpunkt in der Region hatten, oder Geflüchtete, die mit ganz anderen Erfahrungen zu uns kamen. Das war für uns der Anlass, unsere Ausbildung Frank Fillinger, Leiter der kaufmän- nischen und IT-Ausbildung beim Gesundheitsunternehmen Roche, hat das Konzept der Personali- sierten Ausbildung maßgebend entwickelt.

8.650 MITARBEITER hat Roche am Standort Mann- heim und ist damit der größte Arbeitge - ber in der der Stadt.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 04 | 2023

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