IHK-Magazin Ausgabe 04/2023

weitere Sicherheitsmaßnahmen zu implemen- tieren und Prozesse neu zu gestalten. Welche Lehren haben Sie aus dem Angriff ge - zogen? Tebben: Unser Sicherheitsniveau lag schon vor dem Angriff über dem Marktdurchschnitt. Da der Angriff aber trotz umfangreicher Maß- nahmen, wie zum Beispiel Firewalls, gutem Antivirenschutz und Netzwerksegmentierung, erfolgreich war, haben wir unsere Absiche- rung nochmals massiv erhöht. So haben wir unter anderem eine Endpoint Detection and Response-Lösung (intelligente Überwachung der IT-Systeme, Anm. d. R.) im Zusammen- spiel mit einem externen Security Operations Center (Dienstleistungszentrum für IT-Sicher- heit, Anm. d. R.) eingeführt. Was raten Sie anderen Unternehmen? Tebben: Eine der wichtigsten Maßnahmen ist zweifellos der professionelle Austausch untereinander. Deshalb ist der Tag der IT-Si- cherheit Rhein-Neckar so wichtig. Konkret raten wir zu professionellen Back-ups und zur Nutzung eines externen Dienstleistungs- zentrums für IT-Sicherheit aber auch zur Sensibilisierung der Anwenderinnen und Anwender, die immer Teil einer Sicherheits- strategie sein müssen.

Informationstechnik und erstatteten Anzeige beim Landeskriminalamt. Wir stellten unsere Infrastruktur wieder her und bauten zugleich die IT-Sicherheitsarchitektur neu auf. Welche Bedeutung hatte die Back-up-Lösung der SRH? Tebben: Dank unseres Back-ups konnten wir die Infrastruktur und insbesondere die Server wiederherstellen. Ein Back-up wird nur sehr selten benötigt. Im Ernstfall ist es aber, regel- mäßig durchgeführt und auf Funktionsfähig- keit überprüft, unbezahlbar. Ein wichtiger Punkt: Ein Back-up sollte administrativ kom- plett von der restlichen IT-Umgebung getrennt sein. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es bei einem Cyberangriff ebenso betroffen ist. Welcher Schaden entstand? Tebben: Der Lösegeldforderung sind wir nicht nachgekommen. Und wir konnten schnell wieder auf die wichtigsten Grundfunktionen zugreifen. Das operative Geschäft war aber über längere Zeit beeinträchtigt. Wie lange dauerte es, bis die SRH wieder voll arbeitsfähig war? Tebben: Das dauerte mehrere Monate. Nach einem solchen Angriff gilt es nicht nur, den al- ten Zustand wieder herzustellen, sondern auch

Es dauerte mehrere Monate, bis wir wieder voll einsatzfähig waren. Sascha Tebben, SRH IT Solutions GmbH

TIPPS

VIRTUAL REALITY Neue Welten erschaffen – als Beruf

nun ausgebildet werde und notwendige Kompetenzen ver- mittelt würden. Tätigkeitsfelder für den GIM werden unter anderem in Film- und TV-Produktionsbetrieben, im Rund- funk sowie in IT- und Entwicklungsabteilungen von Pro- duktionsbetrieben gesehen, aber auch im künstlerischen Bereich. Vermittelt werden neben dem Gestalten virtueller Welten mit immersiven Technologien auch Planungs- und Präsentationskenntnisse sowie rechtliche und ethische Grundlagen. Sönke Kirchhof, Geschäftsführer der Berliner Invr.Space GmbH war wie Jens Epe als Sachverständiger an der Entwicklung des neuen Ausbildungsberufes beteiligt. Er sagt: „Was wir in unserem Unternehmen händeringend suchen, sind Fachkräfte, die interaktive Applikationen er- stellen können. Wir brauchen Leute, die unseren Kunden 360-Grad-Erlebnisse beispielsweise auf Messen, von Sport- oder Musikereignissen erschaffen.“ Weitere Informationen: www.gestaltung-immersiv.de

Die Vermischung von virtuellen und echten Wel- ten revolutioniert die Wirtschaft. Mithilfe von Augmented Virtual Reality kann der Mensch vom Schreibtisch aus in andere Realitäten ein- tauchen – etwa in digitale Ausstellungsräume,

AUS- BILDUNG

um Produkte kennenzulernen. Er kann sich scheinbar schwebend in Ausbildungs- und Trainingszentren oder auch in einem fantastischen Spielkosmos bewegen. Das virtuelle Eintauchen, fachsprachlich „Immersion“ genannt, hat nun einen neuen Ausbildungsberuf hervorgebracht: Ab dem 1. August 2023 werden bundesweit „Gestalter für immersive Medien“ (GIM) ausgebildet. „Hier ist ein eigener Wirtschaftszweig entstanden – mit einer Technologie, die für viele Industriezweige neue Möglichkeiten schafft“, sagt Jens Epe, Technischer Ge- schäftsführer von World of VR mit Sitz in Köln. Bisher habe das Unternehmen mit Quereinsteigern, etwa aus der Gaming-Szene, gearbeitet. „Die bringen oft keine Kennt- nisse in der Kameratechnik mit oder hatten auch noch nie ein Kundengespräch geführt.“ Daher sei es wichtig, dass

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