Digitale Modellbahn

ANLAGENBERICHT

Modellbahnanlage im Eisenbahn Klub Balsthal

IM STEUERWAGEN ZU HAUSE

Fast endlos erscheinende Güterzüge tauchen aus den Tunneln auf und winden sich durch enge Kurven entlang eines Bergmassivs, bevor sie wieder im nächsten Tunnel verschwinden. Der Messwagen von Piko zeigt den Klub-Mitgliedern und den Besuchern schon von weitem die aktuelle Geschwindigkeit an.

Der Eisenbahn Klub Balsthal ist breit aufgestellt. Auf der H0-Anlage können Fahrzeuge des Zweileitersystems und Fahrzeuge mit Mittelschleifer unterwegs sein. Ergänzt wird dies durch eine H0m-Strecke und eine Gartenbahn. Die Vielfalt des Klubs zeigt sich auch bei den Digi- talsystemen. Hans-Jürgen Götz hat den Klub besucht und die Zentralen gezählt.

M odelleisenbahnanlagen gibt es viele, aber nur sehr wenige da- von finden sich auch in einem richtigen Eisenbahnwaggon. Im schweizerischen Balsthal hat der gleichnamige Eisenbahn-Klub dies realisiert und eine große digitale Modelleisenbahn in einen ausrangierten Eisenbahnwaggon eingebaut. Genauer gesagt, in ei- nen beschädigten Doppeltriebwagen BDe 2/8 203. Diesen bekam der Klub 1986 von der Oensingen-Balsthal-Bahn AG (OeBB) zur Verfügung gestellt. Nach einem Umbau wird dort seit 1989 die Klub-Anlage betrieben. Der Bahnhof Balsthal selbst ist der betrieb- liche Zentral- und Endpunkt der OeBB. Hier verkehren im engen Fahrplantakt die Nahverkehrszüge, die Balsthal über Oensingen mit dem Streckennetz der SBB verbinden. Auch Gütertransport ge- hört noch zum Alltag. Daneben restauriert und betreibt hier der Verein OeBB Historic verschiedene Dampfloks, den Schienentrak- tor Ce 2/2 und den berühmten Triebwagen „Roter Pfeil“. Der Modelleisenbahn-Klub hat seine Anlage im Steuerwagen des stillgelegten Doppeltriebwagens aufgebaut. Im Triebwagen dahinter wurden der Leitstand und das Vereinslokal mit kleiner Gastrono- mie untergebracht. Die H0-Anlage entspricht zwar der Fantasie,

wurde aber thematisch nach dem Vorbild der Lötschbergbahn ent- wickelt. Was dem Betrachter nicht sofort auffällt, ist die Tatsache, dass der H0-Teil aus einer Zweileiter-„Gleichstrom“-Anlage sowie einer „Wechselstrom“-Anlage mit Mittelleiter (Märklin-System) be- steht. Der Grund für diese Systemvielfalt ist ganz einfach: Möglichst viele Vereinsmitglieder sollen die Möglichkeit haben, ihre eigenen Züge mitbringen und fahren lassen zu können. Und wie in den meisten Fällen, gibt es auch hier ein Gleichstrom- und ein Wechsel- strom-Lager. Allerdings werden nur selten beide Systeme auf einer gemeinsamen Anlage realisiert. Daraus ergab sich einst auch, dass für beide Anlagenteile ein an- deres Digitalsystem zum Einsatz kommt. Und was wäre eine Bahn nach Schweizer Vorbild ohne eine Schmalspurbahn? So wurde auf dieser Anlage auch noch ein H0m-Teil erbaut, der ebenso sein eige- nes und damit drittes Digitalsystem hat. Natürlich könnte man alles auch mit einem einzigen System be- treiben, aber im Falle dieser Anlage ist es so gekommen, weil ver- schiedene Vereinsmitglieder unterschiedliche Interessen, aber auch unterschiedliche Digital-Erfahrungen und -Geräte hatten. Von die-

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