Eisenbahn Romantik

Das große Sommerinterview: Auf ein Wort! In unserer beliebten Rubrik kommen in loser Folge Akteure zu Wort, die mithelfen, dass es für uns heißt: Unterwegs sein mit Lust und Leidenschaft! Diesmal: Christian Roll, Pferdebahner „Ja komm, wir gehen jetzt hier lang, du kannst es mir glauben!“

D ie Pferdebahn auf Spieker- oog ist vielen ER-Lesern ans Herz gewachsen. Mit planmäßigem Betrieb ist sie ständiges Reiseziel von Eisenbahn- freunden. Nun erleben wir im Ostfriesischen eine Sensation: Die Pferdebahn wurde mit Hilfe eines EU-Förderprojektes um einen erheblichen Streckenabschnitt erweitert. Und das mitten im Insel-Naturschutzgebiet. Wie das möglich ist, werden Sie in einer der nächsten ER-Ausgaben erfahren. Weil aber der Macher und die Seele der Pferdebahn ein ER-Fan ist, der Fokus im letzten Bericht zur Bahn vor einigen Jahren aber auf seine Vierbeiner und der Insel selbst lagen, kommt er nun im großen ER-Sommerinterview zu Wort. Schließlich: Christian Roll ist Eisenbahnfreund! Redaktion: Christian, du bist neben deinen treuen vierhufigen Mitarbeitern das Gesicht der Pferdeeisenbahn auf Spiekeroog, wie aber kamt ihr zusammen? Christian Roll: Mein Vater Hans Roll hatte die Idee für diese Muse- ums-Pferdebahn. Er wusste als

Eisenbahnfan und Eisenbahnhisto- riker, dass die zwar moderne und effektive Spiekerooger Inselbahn (seit 1949 eine Dieselbahn) trotz- dem Anfang der 1980er Jahre eingestellt werden würde, weil ein neuer Hafen ortsnah in Planung war und die Bahn dadurch über- flüssig würde. So hatte er rechtzeitig den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung die Idee ins Ohr gesetzt. Und er führte gleich seinen Zugang zu einem Stuttgarter Museums-Pferdebahnwagen, mit Achsen so ziemlich aus der An- fangszeit der Spiekerooger Bahn sowie zu anderen Accessoires aus der Pferdebahnzeit ins Feld. Er war erfolgreich. Ihm ist es zu verdan- ken, dass die bisherige Strecke und das Deichtor als Überbleibsel der einstigen Inselbahn erhalten blieben. Als frühpensionierter Rektor konnte er fortan das Projekt Pferdebahn begleiten. Mit seinem Freund Eberhard Schüppel, der sich mit Pferden auskannte, ist er dann aus dem fernen Pforzheim auf die Insel gekommen und hat die Bahn bis 2001 betrieben. Ich habe dann stets in den Ferien mit der Familie meinen Vater besucht und ihm

geholfen. So fing alles für mich an. Nach 2001 haben es dann verschie- dene Leute probiert, aber es endete damit, dass 2014 niemand mehr zu finden war, der die Pferdebahn fahren wollte. Das haben wir als Familie, fernab von Spiekeroog, mitbekommen. Eher aus Jux und Dollerei hatte ich mir gesagt: „Gut, ich schaue mir das mal an.“ Nun ja, ich habe mich dann ganz neu mit der Geschichte der Bahn befasst und 2015 für das nahende Jubiläum „35 Jahre Museums-Pferdebahn“ getrommelt. Das Jubiläum war dann wie eine Initialzündung. Vom Interessensgebiet sind wir in der Familie Eisenbahnfans, kommen also nicht aus der Pferdeszene. Vor meinem Leben auf der Insel war ich außerdem Gastronom und Schau- spieler, die Pferdebahn stand überhaupt nicht auf meinem Lebensplan, aber dieses liebevolle Projekt hat mich begeistert und so bin ich hängen geblieben …. Dann ist die Frage, ob man Pferdeeisenbahner als Beruf oder doch als Berufung sehen muss eine schwierige? Was muss ein Pferdebahner können?

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