Traktor Classic

Alter Schwede! Der Glühkopf-Stationärmotor von Beijers beindruckt mit seinem Schnürchen-Kühlsystem. Gleich daneben ist ein Jenbach-Baustellenkompressor zu sehen

100 Jahre alt ist der älteste Stationärmotor der Schwungrad- freunde, der in einem Sägewerk im Schwarzwald entdeckt wurde

stellers Beijers aus Schweden. Der Die- sel-Zweitakter aus dem Jahre 1934 bringt zweiTonnen auf die Waage und hat einen schier unglaublichen 18-Liter-Hubraum. Leistung: 18 PS bei beschaulichen 375 Umdrehungen pro Minute. Sehenswert ist das mächtige Kühlsystem: In einem gro- ßen Kessel läuft und tropft das zu kühlende

sam wurden. Die Bergung erwies sich als schwierig, denn die räumlichenVerhältnis- se waren begrenzt. Mit Stahlstützen wurde vor Ort eine Konstruktion angefertigt, mit der der Eisenkoloss aus seinem Funda- ment ein wenig herausgehoben werden konnte. Anschließend begannen die Moto- ren-Retter mit dem mühsamen Abtragen

ausgebaut. Aufwendig wurde geschliffen, geschweißt, etliche Teile wie etwa die Ven- tilführungen nachgefertigt. Zukünftig soll der restaurierte Schwarzwald-Kraftprotz auf einem Fahrgestell montiert und mit Transmissionswelle zeigen, was er kann. Das seien auch die schönsten Stunden und Tage, so beschreiben Werkstattleiter Achim Döring und Vereinschef Dr. Wolf- gang Bögel, wenn die Museumssammlung nicht nur stumm dasteht, sondern zum Leben erwacht. Die Menschen in Eckwälden sind stolz auf ihre Schwungradfreunde. Auch wenn am Holzsägetag die Stationärmotoren rund um den Dorfplatz ohrenbetäubend knattern, die prächtig restaurierte Selbst- fahr-Bandsäge kreischt und dazu auch noch die Sammlung von Kettensägen auf- heult, gibt's keine Beschwerden, sondern Bewunderung. Heino Schütte Mit Schwung ins Netz Das Museum der Schwungradfreunde befindet sich direkt am Dorfplatz von Eckwälden, Ortsteil von Bad Boll im Landkreis Göppingen. Das Dorf liegt direkt am berühmt-berüchtigten Albaufstieg der Autobahn A8 zwischen Stuttgart und München. Jährlich gibt es verschiedene Veranstal- tungen, so sind etwa beim Holzsägetag teils über 100 Jahre alte Handwerk- zeuge der Waldbauern, frühe Motor- kettensägen der Forstleute und selbst- fahrende Holzbandsägen zu sehen. Letztere „Straßenmonster“ waren bis weit in die 1950er- und 1960er-Jahre hinein unabdingbar für die Versorgung der Menschen mit Brennholz, nicht nur auf dem Land, auch in Städten. Öffnungszeiten und Veranstaltungen: www.schwungradfreunde-badboll.de

100 Jahre alter Zufallsfund in einem Sägewerk im Schwarzwald: der MWM-Diesel RH 24

Wasser im Kreislauf an langen Schnüren herab. Dagegen bescheiden wirkt derVer- dampfer-Deutz MAH 914 mit 12 PS, jedoch in diesem Fall mit flotten 1500 U/min. Zu den Schwergewichten zählt wiederum eine Schlüter-/Siemens-Kombination. Der Generatorenmotor von 1930 produzierte mit 30 PS eine Stromversorgung, die für einen kleinen Industriebetrieb ausrei- chend war. Er war auch als Notstromver- sorger im Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Der neueste Zugang Der jüngste „Scheunenfund“ ist gleichzei- tig auch ältestes Museumsstück und genau 100 Jahre alt: Es handelt sich um einen MWM-(Motoren Werke Mannheim)- Dieselmotor RH 24. Das Exemplar von 1925 holt aus fünf Litern Hubraum 15 PS bei 550 Umdrehungen. Der Werdegang des Motors: Jahrzehntelang tat er gute Dienste in einem Sägewerk. Im strengen Winter von 1943 jedoch fror das Kühlwasser ein und der Zylinder wurde beschädigt – die Belegschaft war an die Front beordert wor- den und hatte das rechtzeitige Ablassen versäumt. Nach dem Krieg konnte der Motor nicht wieder in Gang gesetzt werden und wurde deshalb durch einen Elektro- motor ersetzt. So fristete der Motor sein Dasein, ehe die Schwungradfreunde auf ihn aufmerk-

des Betonsockels. Erst nach vielen Stun- den endlich der Ruf: „Motor hängt frei“. Der Heimtransport mit einem Lkw und die eigentliche Restaurierung konnten beginnen. Viel Arbeit Das Projekttagebuch zum Neuzugang berichtet: Der Zylinderkopf wurde abmon- tiert. Der Kolben konnte aufgrund der Schäden nicht nach oben ausgehoben wer- den, sodass zunächst der Zylinder abge- baut werden musste, bevor auch der Kol- ben samt Pleuelstange endlich seinen Platz auf der Werkbank einnehmen konnte. Als Nächstes wurde das noch im Motor befindliche Altöl abgelassen und alles gereinigt. Auch die Nockenwelle wurde

Blick in die Werkstatt, wo gerade der Lanz auf Vordermann gebracht wird

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TRAKTOR CLASSIC 6/2025

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