Die deutschen Einheitsschlepper
GESCHICHTE
SCHLEPPERBAU FÜR ANFÄNGER Aus Einheitsmotoren, Einheitstriebwerken und Einheitsachsen entstanden ab 1938 die sogenannten Einheitsschlepper. Komplett einheitlich kamen sie freilich nicht daher, aber sie waren dank eines herstellerübergreifenden Baukastensystems leicht zu fertigen und instand zu halten. Auf diese Weise legten sie den Grundstein für den Konfektionsschlepperboom der Nachkriegszeit ... Simpel und Schell
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nter dem Motto „quadratisch, prak- tisch, gut“ erblickten die meisten unserer Kandidaten in den Jahren 1938/39 das Licht der Welt. Nur der Primus tanzt mit seiner opulenten Kühlerverklei- dung aus der Reihe, trägt seinen einfachen Aufbau beim zweiten Hinsehen aber doch unverblümt zur Schau. Der Rumpf eines Einheitsschleppers besteht aus lediglich drei Teilen – dem Vorderachsträger, dem Motor und dem Getriebegehäuse inklusive Hinterachse. So machte es der Fordson bereits seit 1917 vor, doch war er das Er- zeugnis eines Großunternehmens, das pro- blemlos alle Komponenten im eigenen Hause fertigen konnte. Kleine Firmen und Neueinsteiger Hier haben wir es hingegen durchweg mit relativ kleinen Herstellern zu tun. Normag
hatte bis zum Erscheinen des NG 10 inner- halb von zweieinhalb Jahren ziemlich ge- nau 1.000 Schlepper gefertigt, Fendt vor dem ersten F 22 gut neun Jahre für unge- fähr 900 Dieselrösser gebraucht. Die PrimusTraktorengesellschaft konn- te bei der Premiere des P 22 auf fünf Jahre Erfahrung und mehr als 2.000 fertigge- stellte Fahrzeuge verweisen, doch han- delte es sich dabei sämtlich um Straßen-
steiger. Dass sich großenteils recht junge Unternehmen am Bau der Einheits- schlepper beteiligten, ist auf die techni- schen und politischen Rahmenbedingun- gen zurückzuführen. Spätzünder Kleine Schlepper bis 25 PS waren hierzu- lande bis in die Mitte der 1930er-Jahre eine rare Erscheinung. Die frühen Bulldogs mit
Einfacher Aufbau: Der Rumpf eines Einheits- schleppers besteht aus lediglich drei Teilen!
schlepper, die weitaus geringere Anforde- rungen an die Kraftübertragung stellten. Alle anderen hatten bislang höchstens zweistellige Stückzahlen hervorgebracht, Gutter und Krümpel waren sogar Neuein-
8 und 12 PS zählen ebenso wenig dazu wie der Deutz MTH, denn sie sind nicht für die Feldarbeit geeignet, sondern lediglich mobi- le Kraftquellen. Der Siegeszug der Acker- schlepper setzte hierzulande in der zweiten
Typisches aus der Mitte der 1930er-Jahre
Kein Einheitsschlepper: Den Kramer K 18 gab es seit 1936. Der Bestseller wurde erst 1941 vom K 22 abgelöst und nach dem Krieg bis 1950 weitergebaut
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