Auf dem linken Bild ist am hinteren Ende des Krümmers der Abgasturbolader zu erkennen, auf dem rechten Bild vorm Wasser- kühler und oberhalb der Hydraulikpumpe der Motorölkühler. Mangels Kolbenkühlung ist der Motor leider thermisch heikel
105, 106, 108, 110 und 112 Millimetern Boh- rung wird auf dem Ersatzteilmarkt heutzu- tage fast nur noch die 110-Millimeter-Sorte angeboten – und zwar in Ausführungen für die bis und ab 1981 gebauten Motorblöcke. Letztere haben größere Aufnahmebohrun- gen, um auch 112er-Buchsen aufnehmen zu können, von denen wegen der heikleren Thermik allerdings abzuraten ist. Die in Saugmotoren teilweise bis 1976 installier- ten Kolben mit außermittigen Brennräu- men sind schwerer zu finden, aber zum Glück hatten dieTurbomotoren des Hauses von vornherein mittige Brennräume. Hält das Getriebe? Im Sinne der Ersatzteilversorgung ist es beruhigend, dass Schlüter eine Kraftüber- tragung „von der Stange“ kaufte. Von der gleichen Stange bedienten sich Deutz, Fendt und IHC, ließen es aber bei maximal 120 PS und 430 Nm bewenden. Hier wie dort kamenVarianten des ZFT-338 II bezie- hungsweise seit 1972 T-3400 zum Einsatz. Unterschiede offenbaren sich bei der Bedienung. Den Hebel für die sechs gro- ßenteils synchronisierten Gänge führte Schlüter nach oben aus der Armaturentafel heraus und schuf dadurch eine Lenkrad- schaltung. Der Hebel für die ebenfalls syn- chronisierte Feinstufe zuzüglich Rücklauf ragt seitlich aus der Konsole heraus und ist etwas tiefer zu greifen. Zu den serienmäßi- gen 12/6 Fahrstufen bis Tempo 30 gab es auf Wunsch 4/2 Kriech- oder Superkriech- gänge. Mutete das Freisinger Werk dem Getrie- be aber nicht zu viel zu, als es 40 Prozent mehr Drehmoment hineinschickte als vom Lieferanten vorgesehen? Ganz so drastisch, wie es auf den ersten Blick aus- sieht, ist es nicht. An der Eingangsunterset- zung wird die gegenüber den Konkurren- ten niedrigere Nenndrehzahl ausgegli- chen, so dass alle nachgeordneten Organe
nur noch ungefähr 20 Prozent mehr Drehmoment auszuhalten haben. Dazu installierte Schlüter (wie auch Fendt) dan- kenswerterweise eine Voith-Strömungs- kupplung,die grobe Stöße vomTriebstrang fernhält. Wurde das Potential des bären-
bis 1979 wurden über 16.000 Getriebe der TypenT-338 II undT-3400 gebaut, von 1966 bis 1995 mehr als 120.000 Getriebe der ge- samtenT-300/3000-Serie. Die zum Getriebe gehörende, für 115 PS ausgelegte Hinter- achse wird durch den Umstand entlastet,
Der Motor ist exotisch, bei der Kraftübertragung griff Schlüter jedoch auf ZF-Komponenten zurück
Vor- und Nachteile bärenstarker Turbomotor recht fein abgestuftes, großenteils synchronisiertes Getriebe Kabine serienmäßig praktische Schiebetüren, gute Durchlüftung für schwere Anbaugeräte geeignet Getriebe und Vorderachse von ZF mit recht guter Ersatzteilversorgung Motor thermisch heikel (keine Kolbenbodenkühlung), Block und Kurbelwelle nicht ohne weiteres zu ersetzen Getriebe bei vollem Einsatz mitunter überfordert etwas beengter Einstieg, hohe Geräuschkulisse Hydraulikleistung für heutige Begriffe bescheiden hohes bis sehr hohes Preisniveau starken Motors nicht immer bis zum Steh- kragen ausgenutzt, ging es in aller Regel gut. Nur mit Allrad Dennoch war das Freisinger Fabrikat bald für eine gewisse Häufung von Getriebe- schäden bekannt. Die Ersatzteilversorgung ist gut, denn es gibt noch immer einen recht großen Bestand zu unterhalten. Von 1971
dass Schlüter den Super 1500TVL wie alle seine Typen ab 125 PS ausschließlich mit Allradantrieb lieferte. Hier gelangte wie zuvor erstmals im Super 1500 TV die ZF- Außenplanetenachse APL-3052 zum Ein- satz, um deren Ersatzteilversorgung es bes- ser bestellt ist als um jene der seit 1966 in anderenTypen verwendetenAPL-3050.Von 1971 bis 1996 wurden fast 60.000 dieser Achsen gebaut und sind unter anderem auch bei Eicher, Fendt und IHC zu finden. Lange Nase Vom Super 1500TV ist der Super 1500TVL – die Buchstaben stehen für „Turbo,Vierrad- antrieb, lang/leistungsgesteigert – neben den optional größeren Hinterreifen mit 1,85 statt 1,7 Metern Durchmesser anhand sei- nes längeren vorderen Überhanges zu un- terscheiden. Zwischen dem sogenannten Verkleidungsträger, an dem die Motorhau- be befestigt ist, und demVorderachsträger wurde ein 13 Zentimeter langes Rahmen- stück eingefügt. Damit lassen sich lange, schwere Anbaugeräte besser austarieren – erst recht dann, wenn vorne die legendären, bananenförmigen Ballastgewichte ange- schraubt werden. Den Kraftheber KR-25 bot ZF passend zum Getriebe an. Dank zweier Zusatzzylinder von jeweils fünf Zentimetern Durchmesser stemmt er bis zu 5,6 Tonnen. Wegen der kleinen Hydraulikpumpe mit nur 32 Litern pro Minute Förderleistung braucht der Hub-
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