Straßenbahn Magazin

Nächster Halt ...

Rote Kaserne Nächster Halt:

Combino 412 steht abfahrbereit an der Haltestelle mit im Schild integrierter dynamischer Ab- fahrtsanzeige. Die Rote Kaserne ist im

A m 9. Dezember 2017 eröffneten die Verkehrsbetriebe in Potsdam (ViP) ihre bisher letzte Straßenbahnneu- baustrecke – die Verlängerung von der vormaligen Endstelle „Viereckremise“ bis zum neuen Endpunkt „Campus Jung- fernsee“. Die einzige Zwischenstation auf dem 1,1 Kilometer langen Abschnitt ist die „Rote Kaserne“. Potsdam war in der Vergangenheit nicht nur Residenzstadt der preußischen Könige, sondern auch Militär- und Garnisionsstadt. Rund um den damaligen Exerzierplatz Born- stedter Feld entstanden Ende des 19. Jahr- hunderts Kasernen. Das Militär errichtete von 1892 bis 1895 im Osten des Bornstedter Feldes die sogenannte Rote Kaserne, benannt nach ihrer Bauweise mit roten Klinkerstei- nen, die unverputzt blieben. Ursprünglich für ein von Berlin nach Potsdam verlegtes Artil- lerie-Regiment errichtet, erfolgten 1913 und 1935 bauliche Erweiterungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bezogen sowjetische Streitkräfte die Gebäude. Erst 1993 verließen die Truppen der nunmehrigen GUS den Standort und das Kasernengelände wartete auf eine zivile Nachnutzung. Die Potsdamer Stadtverordneten wiesen das Gelände des Bornstedter Feldes als förmliches Entwick- lungsgebiet aus. Auf dem zentralen Bereich fand 2001 die Bundesgartenschau statt, an-

lässlich derer die Straßenbahn mit den Stre- ckenästen zur Kirschallee und Viereckremise im Norden der Landeshauptstadt ihr Stre- ckennetz signifikant erweiterte. Wesentliche Teile der Roten Kaserne wur- den 1999 unter Denkmalschutz gestellt, um die nach außen abgeschlossene Wirkung des Geländes mit den markanten roten Mann- schaftsgebäuden entlang der Nedlitzer Straße (Bundesstraße B2) zu erhalten. Der aufge- stellte Bebauungsplan sah für das Areal eine Mischnutzung von Wohnen und Gewerbe vor – sowohl in zu sanierenden Bestandsbauten als auch in ergänzenden Neubauten. Die ur- sprüngliche Gebäudestruktur mit tiefen hohen Räumen und kleinen Fenstern stellte die Projektentwickler vor große Herausforde- rungen. Infolge der schlechten straßenseitigen Verkehrsanbindung und Einschränkungen durch Denkmalschutz und Lärmschutz wurde der Bebauungsplan 2009 noch einmal geän- dert – fortan handelte es sich um ein Wohn- und Mischgebiet. Inzwischen sind fast alle Bau- und Sanierungsprojekte in der ehemali- gen Roten Kaserne abgeschlossen. Es entstan- den über 600 Wohnungen, zumeist in gehobener Preis- und Ausstattungskategorie. Deren Bewohner haben kurze Wege zur Stra- ßenbahn. Alle zehn Minuten halten hier tags- über die Triebwagen der Linie 96 Richtung Innenstadt. C HRISTIAN M UCH

Hintergrund CHRISTIAN MUCH

34

STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2022

Made with FlippingBook flipbook maker