Straßenbahn Magazin

Betriebe

Neue Niederflurbahnen

N ach einer europaweiten Ausschreibung hat die KVB im November 2020 den Auftrag für neue Niederflur-Stadtbahnen an das Konsortium Alstom Transport Deutschland GmbH und Kiepe Electric GmbH (elektrische Kompo- nenten) vergeben. Die beiden Unternehmen werden unter der Federführung von Alstom 64 Triebwagen aus der Produktfamilie „Citadis“ liefern, nämlich 62 durchgängige 60-Meter-Züge sowie zwei 30 Meter lange Triebwagen. Da- bei sind die 60-Meter-Züge als Ersatz für die 124 Triebwagen der Baureihe K4000 aus den 1990er-Jahren vorgesehen. Nach der Ertüchtigung der Ost-West-Achse sollen auf der Linie 1 Weiden West – Bensberg und perspektivisch auch auf der Linie 9 Hermeskeiler Platz – Königsforst 90 Meter lange Zugverbände fahren. Diese werden sich aus einem Lang- und einem Kurzzug des neuen Typs zusammensetzen. Zur Bildung wei- terer 90-Meter-Garnituren und auch als Ersatz für K4500-Triebwagen kann eine Option über weitere elf Lang- und 25 Kurzzüge eingelöst werden. Das Investitionsvolumen für die neuen Fahrzeuge liegt bei 363 Millionen Euro. Für dieses Projekt stehen bis 2031 rund 80 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung. Die von der KVB zu tragenden Kosten sollen über Gesellschafter- darlehen der Stadt finanziert werden. Details zu den Citadis Ein durchgängiger 60-Meter-Zug wird im Vergleich zur heutigen Doppel- traktion pro Seite zwei zusätzliche Fahrgasttüren besitzen. Dies beschleunigt das Ein- und Aussteigen und verteilt die Fahrgäste besser im Fahrzeug. Alle Wagen sind mit Klimaanlagen ausgestattet. Eingebaut ist zudem ein weiter- entwickeltes Kollisionswarnsystem, das mittels Sensoren Objekte in bis zu 80 Meter Entfernung erkennen kann. Inzwischen Standard sind Informations- systeme wie Bildschirme in den Fahrzeugen. Farblich sollen die neuen Triebwagen der aktuellen Corporate Identity der KVB entsprechen – der Wagenkasten ist größtenteils hellgrau gestaltet. Im Bereich der Fahrerstände sind sie außerhalb des schwarzen Fensterbandes rot mit Abschrägungen an den beiden Wagenseiten lackiert. Die Fahrpersonale können auf einem speziellen Fahrsimulator für die bevorstehenden Einsätze geschult werden. Dieser ist einem Fahrerstand der neuen Wagen detailgetreu

nachempfunden, wobei die reale äußere Umgebung des Fahrerraums digital angezeigt wird. Wo bleiben die Citadis? Eigentlich hätten die Vorserienwagen – jeweils zwei Lang- und zwei Kurzzüge – bis Ende 2023 ausgeliefert werden und die Serienlieferung Ende 2024 be- ginnen sollen. Dieser Zeitplan verzögert sich: Im April 2025 war kein einziger Wagen ausgeliefert. Laut einer offiziellen Mitteilung des Herstellers rechnet dieser gegenüber den ursprünglichen Planungen mit einem Verzug von 31 Monaten für die Vorserien- und 33 Monaten für die Serienwagen. Das be- deutet umgerechnet einen Beginn der Lieferung im Sommer 2026 für die Pro- totypen. Die neuen Wagen werden im Werk Barcelona in Spanien gefertigt. Die umfangreichen Verzögerungen kosten die KVB viel Geld. Die zur Ab- stellung vorgesehenen, 30 Jahre alten und dementsprechend abgenutzten K4000 müssen noch einmal für einige Jahre Betriebseinsatz saniert und hauptuntersucht werden. Weil die eigene Werkstatt diese Arbeiten in der not- wendigen Zeit nicht vollständig leisten kann, könnten Teilaufträge an externe Firmen abgegeben werden. Möglicherweise müssen auch einige Exemplare zu Ersatzteilspendern degradiert und ausgeschlachtet werden, um mit den gewonnenen, heute kaum noch lieferbaren Teilen besser erhaltene Fahrzeuge instand setzen zu können.

Der Niederflurwagenpark der KVB

Nummer 4001-4124

Baujahr

Hersteller Bombardier Bombardier

Typ

1995-1999, 2002

Flexity Swift K4000

4501-4569 Flexity Swift K4500 Zudem existiert von der neuen Fahrzeugfamilie Alstom Citadis ein knapp zehn Meter langes und 8,5 Tonnen schweres 1:1-Modell des vorderen Wagenbereichs bis hinter die erste Tür. Das Mock-up ist im Straßenbahn- Museum Thielenbruch aufgestellt. 2005-2007

Aktuelles Rendering des 60-Meter-Citadis: Spannend wird die genaue konstruktive Ausgestaltung im Bereich der mittigen Trennstelle QUELLE: KÖLNER VERKEHRS-BETRIEBE

querung ins Rechtsrheinische und weiter bis nach Mülheim beauftragt. Die Mach- barkeitsstudie wurde im 1. Quartal 2023 abgeschlossen. Dabei wurden zunächst geeignete Trassen ermittelt und im zwei- ten Schritt die daraus abgeleiteten Vor- zugsvarianten von der Haltestelle „Sülz- gürtel“ bis zum Rheinufer untersucht. Die Realisierung dieser Verbindung wäre der erste Realisierungsschritt, ein zweiter

für den linksrheinischen Abschnitt zu erar- beiten. In der Studie waren drei Optionen geprüft worden: eine komplett oberirdische Trasse, eine Kombination aus einem Tun- nel bis Raderthal und dem Rest oberirdisch sowie eine komplette Tunnelstrecke. Nur die erste Variante konnte einen förderfähi- gen Nutzen-Kosten-Faktor erreichen und lag sogar über zwei. Die beiden anderen Varianten blieben unter dem Grenzwert

wäre der Bau der Rheinquerung als Brücke oder Tunnel mit dem Ringschluss bis zum Bahnhof Mülheim. Die zwischendurch diskutierte Zweigstrecke vom Bahnhof Mülheim über Buchheim zur Frankfurter Straße in Ostheim/Gremberghoven wurde von den Planungen zurückgestellt. Im März 2023 hatte der Stadtrat auf Basis der Studie die Verwaltung beauftragt, das weitere Vorgehen und einen Zeitplan

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