Straßenbahn Magazin

Geschichte

Kein gutes Geschäft: Die MAN entwickelte gemeinsam mit der SSB die Stuttgarter Wagen, bekam dann aber keinen einzigen Serienauftrag. Ende 1981 rollte der erste Prototyp 3001/3002 aus eigener Kraft über das Werksgelände in Nürnberg ARCHIV SSB (3)

40 Jahre Stadtbahn Stuttgart: VISIONEN, SCHOCK, KOMPROMISS und ERFOLG

M itte der 1950er-Jahre drängten sich Straßenbahnen und Autos auf dem damaligen Hauptverkehrsknoten, dem Schlossplatz, als fast unentwirr- barer Knäuel zusammen. Eine attraktive Reisezeit und ein wirtschaftlicher Umlauf waren für die Straßenbahn kaum mehr möglich. Die Problematik gipfelte im 1959 vorgelegten Verkehrsgutachten der Stuttgarter Professo- ren Walther Lambert und Max-Erich Feuchtinger. Lambert sah die Straßen- bahn als leistungsfähig und erhaltenswert an, riet aber zur Verlegung in die so genannte „Zweite Ebene“, also unterirdisch. Die Stadtverwaltung folgte dem gutachterlichen Vorschlag und erarbeitete Pläne für ein engmaschiges U-Straßenbahnnetz. Baustart war am 2. Juli 1962 am Charlottenplatz. Die Dimensionen der Tunnelquerschnitte waren von Anfang an für höhere und breitere Fahrzeuge vorgesehen, mit der Option, von Meter- auf Vollspur mit 2,90 Meter breiten Fahrzeugen umstellen zu können. Von der U-Bahn zur Stadtbahn Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung der SSB zog 1969 frischer Wind ein: Die Direktoren Gottfried Groche und Hans-Erich Bartling sahen in einem echten U-Bahn-Netz mit sieben die City berührenden Linien die Zukunft. Den Anlass für die neue Vision boten ambitionierte Einwohnerprognosen für Stutt- gart. Das restliche SSB-Netz sollte auf Dieselbusse umgestellt werden. Als Die MAN lieferte die drei Prototypen direkt nach Karlsruhe aus, weil dort auf der Albtalbahn sofort Probefahrten möglich waren. Das ganze Jahr 1982 über tummelten sich die drei Wagen alsbald im regulären Fahrgastbetrieb, hier im Bahnhof Frauenalb-Schielberg

„Die wichtigste Frage in Stuttgart lautet: Wie bringe ich die meisten Autos durch?“ – diese düstere Einschätzung gab 1951 kein Geringerer als Paul Bonatz ab, der Architekt des damaligen Stuttgarter Hauptbahnhofes.

64

STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025

Made with FlippingBook flipbook maker