Die Wagen 5 und 11 sind im Konvoi zur Endstelle Tovim unterwegs.Wagen 5 erhielt bei der Modernisierung 1967 eine neue Front, während der folgende Wagen 11 noch die alte Front trägt
Coimbra
Wagenpark vor allem aus Brill-Wagen
D ie Trambahnen in Coimbra waren ausschließlich Zweiachser. Die ersten sieben Brill-Wagen hatten Brill-21E-Untergestelle mit 1,98 Meter Radstand und den typischen Wagenkasten mit sechs Fenstern und geschlossenem Sitz- platzbereich. Im Jahr 1927 wurden die Wagen 9 bis 13 als offene Sommerwa- gen geliefert, wobei J. G. Brill wahrscheinlich nur den Wagen 9 lieferte und die Wagen 10 bis 13 in Coimbra auf Brill Untergestelle aufgebaut wurden. 1941 baute man sie zu geschlossenen Wagen um und erneuerte in den 1950er- und 1960er-Jahren den Wagenkasten. Die zwei 1928 von Brill gelieferten Wagen 14 und 15 hatten Brill-79E1X-Untergestelle und einen Stahlkasten ähnlich den amerikanischen Birney Safety Cars. Im Jahr 1931 erhielt der Betrieb drei Wagen aus Belgien, gebaut von Ate- liers de Familleureux auf MAN-Untergestellen und mit deutschen Motoren und Fahrschaltern, die allerdings bereits 1948 bis 1953 durch BTH-116-Mo- toren und BTH-OK33B-Fahrschalter ersetzt wurden. Diese Wagen 16 bis 18 waren mit Westinghouse Druckluftbremsen ausgerüstet, während alle ande- ren Triebwagen nur über elektrische Bremsen und Handbremsen verfügten. Den Wagen 19 schließlich baute die eigene Werkstätte 1934 nach dem Mus- ter der Wagen 14 und 15 auf ein importiertes Brill-79E1X-Untergestell auf, während 1940 der Wagen 20 aus dem Umbau des Gütertriebwagens 1 ent- stand und ein Brill-21E-Untergestell hatte.
Zwischen 1957 und 1969 wurden die Wagen 1, 3 bis 7 und 9 bis 13 um- gebaut und erhielten wie die Wagen 14 und 15 einen siebenfenstrigen Wa- genkasten mit eckigen Fenstern. Bei den Wagen 4, 5, 7 und 13 wurde auch die Front etwas verändert und neu gestaltete Rollbandkästen für Liniennum- mer und Zielanzeige eingebaut. Ausmusterung und Verbleib der Fahrzeuge Der Triebwagen 2 wurde 1969 als erster Wagen abgestellt, gefolgt vom Wagen 8 in den frühen 1970er-Jahren. 1973 verkaufte man die belgischen Wagen 16 bis 18 an private Interessenten. Alle anderen Wagen waren bis zur Einstellung des Betriebes vorhanden und zumindest bis 1978 auch in Be- trieb. Die Wagen 1, 6 und 16 sowie das Untergestell des Wagens 19 sind im Transportmuseum Coimbra ausgestellt. 14 und 20 kamen in das Guarda In- glesa Trolleybus Depot und weitere Wagen zu verschiedenen Institutionen im Raum Coimbra oder wurden von Privatpersonen gekauft. Kurze Zeit gab es zwei Beiwagen, über die kaum etwas bekannt ist. Ein Beiwagen war ein umgebauter Maultierbeiwagen, der zweite Beiwagen hatte einen geschlos- senen Wagenkasten mit sechs Fenstern und wurde wahrscheinlich auf dem Untergestell eines Maultierbeiwagens aufgebaut. Sie kamen nur auf der Linie 6 beziehungsweise später auf der Linie 5 bis etwa 1951 zum Einsatz.
Wagen mit der Nummer 8 auf ein vorhan- denes Brill-21E-Untergestell von der eigenen Werkstätte neu aufgebaut. 1927 beschaffte die SMC fünf weitere, diesmal offene, Trieb- wagen bei Brill mit den Nummern 9 bis 13, die 1941 mit einem geschlossenen Wagen- kasten versehen wurden. 1928 lieferte Brill zwei weitere geschlossene Wagen mit den Nummern 14 bis 15. Im Jahr 1931 baute Ateliers de Familleu- reux aus Belgien auf MAN-Untergestellen drei weitere zweiachsige Triebwagen mit den Nummern 16 bis 18. Die Wagen waren größer und hatten im Gegensatz zu den bis- herigen Wagen vier große Seitenfenster. Sie waren ähnlich den 1929 in Porto beschaff-
ten Vierachsern 280 bis 289. Mit den 1934 und 1940 in der eigenen Werkstätte gebau- ten Wagen 19 und 20 stellte Coimbra die letzten Wagen in Betrieb. Einführung des O-Busses – Konsequenzen für die Straßenbahn Der nun SMTUC (Serviços Municipaliza- dos de Transportes Urbanos de Coimbra) genannte Betrieb führte als erste Stadt in Portugal 1947 den O-Bus ein und baute dessen Netz, vorerst ohne negative Konse- quenzen für die Straßenbahn, konsequent aus. Erst am 10. März 1951 wurde die Linie 5 nach São José auf die O-Bus-Linien 5 und 10 umgestellt. Allerdings zog man
schon im Jahr 1944 im Zuge der Erweite- rung der Universität die Linie 1 zum Mu- seum zurück und stellte sie im Jahr 1959 ganz ein. Am 3. September 1954 wurde die Linie 2 zum Bahnhof Estação Velha still- gelegt. Im selben Jahr wurde die Straßen- bahn um einen Kilometer von Santo Anto- nio dos Olivais nach Tovim verlängert und als Linie 7 bezeichnet. Mit der Eröffnung der neuen Strecke im Stadtzentrum über die Rua M. Rodrigues und die Av. Fernáo de Magalhães am 30. Oktober 1954 organisierte die SMTUC den Verkehr neu und die Straßenbahnli- nien fuhren als Ringlinien gegen den Uhr- zeigersinn zwischen Praça 8 de Maio – Es-
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STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2022
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