Als Auftraggeber verlangte die Studiengesellschaft für Elektrische Schnellbahnen, dass die Drehstrom-Triebwagen eine richtige Innenausstattung erhielten. Links der Führerraum des AEG-Triebwagens mit dem an ein Schiffssteuerrad erinnernden Regler.
hend geradlinigen Abschnitt Zossen – Marienfelde, immerhin 23 Kilometer, mit einer dreipoligen Drehstrom-Seitenfahr- leitung von 10kV Betriebsspannung und 50Hz Frequenz versehen werden durfte. Dabei sollte auch geklärt werden, ob sich Drehstrom, wie er damals schon für erste elektrische Überlandnetze Verwendung fand, wirklich für den Bahnbetrieb eignet. Versuche hierzu liefen bereits seit 1898. Die drei Fahrdrähte waren in 5,5, 6,5 und
7,5 Metern Höhe an Telegrafenstangen aus Holz neben dem Gleis montiert. Schon 1901 stellten AEG und Siemens die beiden Versuchstriebwagen fertig. Noch im selben Jahr wurden auf der Teststrecke erstmals Geschwindigkeiten von bis zu 160km/h erreicht. Nachdem der Oberbau mit Leit- schienen versehen war, überschritten die ebenfalls technisch nochmals optimierten Wagen am 7. Oktober 1903 zum ersten Mal die „magische“ 200km/h-Marke.
W erner von Siemens stellte die erste elektrische Lo- komotive der Welt, eine kleine Gleichstrom-Gru- benlok, auf der Berliner Gewerbeausstel- lung 1879 vor. Zwei Jahre später entwi- ckelte er die elektrische Straßenbahn – die nach Erfindung von Stromabnehmer und Oberleitung eine rasche Verbreitung er- fahren sollte. Lediglich bei der „richtigen“ Eisenbahn zögerte man sehr lange mit dem elektrischen Betrieb, zumal noch gar nicht klar war, ob hierfür nun Gleich- oder Wechselspannung geeigneter wäre. Um wortwörtlich Bewegung in die Sa- che zu bringen, gründete am 10. Oktober 1899 ein Konsortium unter Federführung der beiden damals bestimmenden Ausrüs- ter für elektrischen Bahnbetrieb, AEG und Siemens & Halske aus Berlin, die Studien- gesellschaft für elektrische Schnellbahnen (St.E.S.). Ziel war es, Bahndirektion und Militär durch Hochgeschwindigkeitsfahr- ten vom hohen Nutzen einer Elektrifizie- rung des Streckennetzes zu überzeugen. Der preußische Staat stimmte zu, sodass die eigene Militärbahn auf dem weitge- Rekordfahrten als Reklame für elektrischen Bahnbetrieb
Der AEG-Triebwagen wurde nach seiner Fertigstellung 1901 einer Dauerlaufprüfung auf einem Rollenprüfstand unterzogen, wie diese zeitgnössische Ansichtskarte zeigt.
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