SZENE
eine Reminiszenz an die Dampflokzeit im Allgemeinen und an die Baureihe 44 im Speziellen, so ziehen jetzt neue Zeiten auf in Brakel: Plötzlich sieht der Besucher, wie eine bundesbahngrüne 150 einen mehre- re Meter langen Autotransportzug über eine elegant geschwungene Paradestrecke zieht. Die sechsachsige, schwere Güterzug- lok aus den 50er-Jahren erreicht gerade den Beginn des Beke-Viadukts, dessen Vor- bild Europas längste Kalksandsteinbrücke ist, die mit 24 jeweils knapp 16 Metern weiten Bögen das Beketal überspannt. Das gesamte Mauerwerk hat eine Länge von 482 Metern. In Brakel ist die 87-fache Ver- kleinerung des großen Beketalviadukts mehr als 5,50 Meter lang! Die 150 zieht übrigens den einzigen Zug, der länger als das Viadukt ist! Weiterhin gilt auch auf dem neuen Abschnitt „Teutoburger Wald“ das Brakeler Grundprinzip: „Wir fahren grund- sätzlich mit authentischen Zügen“, so Fi- scher, „und es verkehren beinahe aus- schließlich Züge, die es so im Jahr 1975 in der Region gegeben haben könnte.“ Kurz zuvor überquerte der Autotrans- port-Zug, der komplett mit Modellen der „Traurigen Lösung“ aus Wolfsburg (VW1600TL) beladen ist, den kleineren Dunetal-Viadukt bei Neuenbeken. Diese Steinbogenbrücke erstreckt sich beim Vor- bild über 222 Meter, ist 34,5 Meter hoch und stützt sich auf elf Bögen. Das Modell des kleinen Viadukts sei immer noch statt- liche 255 Zentimeter lang und, betont Karl Fischer, ohne Kompromisse nachgebaut. Für die Landschaftsgestaltung des „Teu- toburger Walds“ trug der bekannte Mo- dellbauer Michael Butkay die Verantwor- tung, aber auch Karl Fischer, der Kopf der
Diese Perspektive sollte man sich auch als Besucher gönnen, sie unterstreicht Größe und Wucht des Beke-Viadukts. Die Grabsteine auf dem Gottesacker sind übrigens alle indivi- duell beschriftet.
Eisenbahnfreund seit Kindesbeinen
„Modellbundesbahn“, baute selbst viel mit. Er habe beim Modellbau kein besonderes Steckenpferd, erzählt Fischer: „Ich muss al- les können und machen. Im Lauf der Jahre wurde ich ziemlich vielseitig und wir hat- ten immer tolle Modellbauer vor Ort, von denen ich viel lernen konnte. Allerdings – unserem Baumbauer Jos Geurts könnte ich noch zwei Jahre zusehen und bekäme es nicht so hin.“ Fischer, der waschechter Brakeler ist und sich seit frühester Kindheit für die Ei- senbahn interessierte, gibt zu: „Ursprüng-
Vorbild und Modell: Der Dunetal-Viadukt und Karl Fischer (l.) mit Uwe Oeynhausen, der die Fräsarbeiten am Modell ausführte.
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ModellEisenBahner 7/2022
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