STRECKEN & BETRIEB
Mit einem Eilzug aus Hannover rollt 110 460 am 19. Mai 1984 in den Bahnhof Altenbeken. Vor der im Hintergrund erkennbaren Stützmauer verläuft die „Altenbekener Kurve“ Josef Högemann
1940 gab es in Altenbeken den ersten Flieger- alarm, noch aber konnte die Arbeit im Eisenbahn- knoten halbwegs normal weitergehen. Doch es war klar, dass der Krieg auch am Rand des Eggegebir- ges immer näher rückte. Gerade ein solch leis- tungsfähiger Bahnknoten wie Altenbeken musste nun zwangsläufig ins Visier der Alliierten geraten, die mit allen Mitteln versuchten, die militärischen Nachschubwege zu zerstören. Am 26. November 1944 wurde der Bekeviadukt das Ziel amerikani- scher Bomber, vier Pfeiler und mehrere Gewölbe- bögen wurden zerstört. Sofort begannen die Wie- deraufbauarbeiten, ein erneuter Fliegerangriff drei Tage später brachte weitere Schäden. Doch nur zwei Wochen später war Europas größtes Kalksandsteinviadukt dank einer behelfs- mäßigen Krupp-Stahlkonstruktion wieder einglei- sig befahrbar. 300 Züge am Tag mussten nun fort- an durch dieses Nadelöhr geleitet werden. Trotz erneuten Beschusses konnte der behelfsmäßige Überbau für das zweite Gleis am 10. Februar 1945 in Betrieb gehen. Im Rahmen der Operation Clarion gerieten am 22. Februar 1945 erneut alle wichtigen Bahnhöfe und Brücken ins Visier der Bomberverbände – auch Altenbeken. Mittags wurden Ost- und West-
Gleise sowohl als Einfahr- wie auch als Ausfahrglei- se zu nutzen. Die Bahnsteige wurden auf 280 Me- ter Länge erweitert – ein wichtiger Aspekt im Hin- blick auf die immer längeren Züge. Verbessert wurden zudem die Einführung der Strecke Pader- born – Warburg – Kassel in den nordöstlichen Bahnhofskopf sowie die Zufahrt zum Bahnbe- triebswerk. Ziel im Luftkrieg Damit war der Bahnhof Altenbeken nun gut gerüstet für die Aufgaben der Zeit und stand betrieblich ge- sehen im Zenit seines Daseins. Vom Ruhrgebiet kommend trennten sich hier die Verkehrsströme in die Richtungen Hannover und Berlin – mit entspre- chenden Umstiegen und Kurswagenübergängen. Ohne Altenbeken und seine Funktion als Durch- gangs-, Abzweig- und Kopfbahnhof ging verkehrlich in der Region kaum etwas. Dies zeigte sich nur weni- ge Jahre später, als der Zweite Weltkrieg neue Ver- kehrsströme über den Bahnhof hereinbrechen ließ. Da sich die Gleisanlagen auf modernem Stand befanden, konnten auch die zusätzlichen Züge mit Rohstoffen, Rüstungsgütern und Soldaten hin- durchgeschleust werden – wenn auch zunehmend mit größeren Problemen.
54
Made with FlippingBook flipbook maker